Diese Woche bin ich ein wenig langsamer angegangen. Wenn man wie ich unterwegs ist, trifft man auf Menschen, deren Lebensläufe sich doch zu den meisten unterscheiden. Mit den meisten meine ich diejenigen, die einem „normalen“ Job nachgehen, also irgendwo angestellt sind und von nine to five und mehr arbeiten.

Stille

Jeder Tag beginnt damit, zu überlegen, wo die nächste Station und der nächste Stellplatz sein könnte. Die Flexibilität, die man dabei hat, ist sehr groß. Man kann spontan sich umentscheiden, wenn man nun doch noch etwas anderes ansteuern möchte. Beispielsweise bin ich gemeinsam mit Bernd, den ich ein paar Tage vorher kennengelernt habe, in die Picos gefahren. In ein ursprüngliches Dorf, in dem eine unglaubliche Ruhe geherrscht hat. Wenn man von dem Geläute der Glocken bei den verschiedenen Tierarten wie Kühe, Schafe und Ziegen mal absieht. Interessant fand ich, dass selbst die Hunde im Dorf überhaupt nicht gebellt haben, wenn man am Grundstück vorbeigelaufen ist. Der einzig bellende Hund war der Stadthund eines spanischen Paares, das mit uns auf dem Stellplatz übernachtet hat. Ausgestiegen und erst mal die Kühe angebellt.

Nach einem nächtlichen Spaziergang durch dieses liebliche Dorf saßen wir noch für einen Tee vor unseren Kastenwagen und wurden von neugierigen Pferden besucht. Die Tiere hier sind so friedlich, wie ich das noch nie erlebt habe. Dabei ist es hier im Sommer voll von Wanderern.

Die Fahrt in die Picos war übrigens ein echtes Highlight. Kurve um Kurve schlängeln sich die Straßen am Berg entlang. Immer direkt den Abgrund neben sich. Ein Eldorado für Motorradfahrer. Es geht höher und höher und man fragt sich,  wann die Straße zu Ende ist. Kommt einem zwischendurch ein anderes Fahrzeug entgegen, dann geht es um Zentimeter. Links der Berg, rechts der Abgrund.

Auf der Rückfahrt haben wir noch eine kurze Wanderung auf der Ruta del Cares hingelegt. Erst mal steil empor, aber auch hier immer am Abgrund entlang. Unten fließt der Rio Cares. Ein wunderbares Wandergebiet und auch hier persönliche Begegnungen mit friedvollen Bergziegen.

Der nächste Tag war dann das Kontrastprogramm. Auf einem Stellplatz am Meer mit Surfern, die die halbe Nacht feiern. Am frühen Morgen habe ich dann die Flucht ergriffen. Geplant war eigentlich, dass ich hier das Wochenende bleibe. Das wäre mir aber zu anstrengend geworden. Also weiter zur nächsten Station.

Lebenskonzepte

Kennengelernt habe ich eine Ehepaar Mitte vierzig, die seit zwei Jahren mit ihrem zum Campingfahrzeug umgebauten LKW durch Europa reisen. Warum und wie sie das machen, werde ich in einem meiner nächsten Podcasts schildern. Und Bernd ist Bio-Landwirt, dessen Tochter in das Geschäft mit eingestiegen ist und der sich mehrmals im Jahr Auszeiten gönnt und mit seinem Van Europa bereist. Was ich bisher bei all meinen Begegnungen mit Menschen festgestellt habe, die ein anderes Lebenskonzept fahren und nicht nur in Rente oder im Urlaub sind: Diese Menschen brauchen nicht viel um glücklich zu sein. Dabei geht es nicht darum, nichts zu tun, sondern sich sein Leben so zu gestalten, dass man damit glücklich ist. Und das ist nicht immer mein Haus, mein Boot, mein … ihr wisst schon.

Kunst und Kultur

Über das Wochenende habe ich wieder einen festen Stellplatz gefunden. Dort bleibe ich bis Montag stehen, da am Wochenende auch viele Spanier mit ihren Wohnmobilen unterwegs sind. Am Freitag noch einmal kurz den Botanischen Garten und die Universität von Gijon besucht. Sie ist das größte Gebäude Spaniens und befindet sich am Rande der Stadt. Sie wurde zwischen 1946 und 1956 in der Franco-Zeit gebaut und ist das wichtigste architektonische Werk des 20. Jahrhunderts in Asturien.

Der Samstagmorgen war dann Museumsbesuchen gewidmet. Noch ein kurzer Gang über den Markt und dann wieder raus aus den Menschenmassen. Hier wimmelt es am Wochenende nur so flanierenden und Sport treibenden Menschen. Sowohl die Einheimischen wie auch die Touristen sind hier zahlreich unterwegs.

 Gedanken unterwegs

Wenn ich so alleine im Auto sitze und durch diese wunderbare Landschaft fahre, wenn ich manchmal aus dem Staunen über die Schönheit der Natur nicht mehr herauskomme, stelle ich mir immer wieder die Frage:

  •  Was braucht man im Leben, um wirklich glücklich zu sein?
  • Was brauchst du in deinem Leben, um glücklich zu sein?

Vielleicht kann ich diese Frage nach diesen Reisemonaten beantworten. Im Moment jedenfalls noch nicht. Jetzt genieße ich einfach das, was mir jeden Tag begegnet. Ich denke bei meinen Fahrten auch öfters an Menschen, die ich verloren habe und die so vieles in ihrem Leben noch geplant hatten und es dann doch nicht mehr erleben konnten. Deshalb kann ich jedem nur empfehlen, die Dinge nicht aufzuschieben die man sich wünscht, sondern sie jetzt zu tun.

Learning diese Woche:

  • Tu das, dir wichtig ist jetzt. Schiebe es nicht auf.
  • Wenn es ein Problem gibt, bleib erst mal cool und schau genau hin, wie groß das Problem wirklich ist.

 (Als nämlich bei stockdunkler Nacht hoch auf dem Berg meine Schiebetüre nicht mehr zuging, bin ich echt in Stress geraten. Sollte ja unter 5 Grad geben. Habe zwar alles angeschaut, aber nicht gesehen, dass ein Klebehaken sich an der Tür festgesaugt hatte. Meinem Reisebegleiter Bernd, den ich um Hilfe bat, ist das dann gleich aufgefallen.)

Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.