It’s done – 52 Wochen, 365 Tage, 8760 Stunden

It’s done – 52 Wochen, 365 Tage, 8760 Stunden

Ganz ehrlich: Als ich das Experiment vor einem Jahr gestartet habe, wusste ich nicht, ob ich das tatsächlich durchhalten werde. Man weiß ja nie, vor welche Herausforderungen man bei einem Projekt – egal was für eins das ist – gestellt wird. Hinzu kam, dass ich eigentlich noch nie in meinem Leben eine Campernatur in mir gespürt hatte. Aufgrund meines Berufes war ich zwar das ganze Jahr mehr oder weniger unterwegs, allerdings bin ich da immer in Hotels abgestiegen. Ohne eine kuschelige Wohnung, wo man sich mal zurückziehen kann – auch bei schlechtem Wetter – das war eine der vielen Herausforderungen. Nun ist das Jahr vorbei und ich ziehe mein Resümee.

  • Was war gut?
  • Wie lief das mit dem Arbeiten im Van?
  • Was war schwierig?
  • Was würde ich nicht mehr machen?
  • Was habe ich gelernt?
  • Wie geht es weiter?

Mit diesen Fragen werde ich mich jetzt auseinandersetzen.

Was war gut?

Zunächst einmal habe ich neben vielen Städten, Ländern und Landschaften auch unglaublich schöne Beziehungen unterwegs erlebt. Fremde Menschen kennengelernt, die zu Freunden wurden. Ebenso eine große Hilfsbereitschaft, wenn ich mit irgendetwas nicht klargekommen bin. Beeindruckt war ich von der Vielfalt, die mir unterwegs begegnet ist. Den fremden Kulturen, Menschen, Gerüchen, kulturspezifischen Gerichten – zumindest habe ich immer versucht, das zu essen, das auch die Einheimischen zu sich nehmen. Besonders beeindruckt war ich von der Vielfalt der Landschaft, von unserer wirklich wunderbaren Erde, wo mich der eine oder andere Sonnenauf- oder -untergang zu Tränen gerührt hat. Ich hatte das Privileg, Natur pur zu erleben. Früh am Morgen am Meer oder durch Oliven- und Orangenhaine zu spazieren. Mitten im nirgendwo aufzuwachen und einfach nur das Dasein zu genießen.

Es war ja auch in gewisser Weise eine Reise zu mir selbst. Wenn man so ganz auf sich allein gestellt ist, immer wieder neue Stellplätze finden und mit den Gegebenheiten vor Ort klarkommen muss, werden einem die eigenen Muster so richtig vor Augen geführt. War spannend, mich selbst zu entdecken. Traut man sich, fremde Menschen anzusprechen? Da habe ich nun wirklich kein Problem. Wie ist das mit der Sprache? Eigentlich wollte ich Spanisch lernen, aber ich kam ja auch gut mit Deutsch und dem Deepl-Übersetzer klar. Je länger ich unterwegs war, umso mehr Deutschen, Holländern, Engländern oder Belgiern bin ich begegnet. Also reichten Deutsch und Englisch völlig aus. Und so ein paar Sätze Spanisch habe ich dann doch noch gelernt. Einfach auch nur, um den Einheimischen meinen Respekt zu zollen.

Es gab nicht wenige Situationen, in denen ich über mich selbst schmunzeln musste. Viele fragen mich übrigens, ob es Situationen gab, in denen ich Angst hatte. Nein, nur einmal war mir komisch, aber das habe ich in meinem Blog der Woche 42 und 43 schon geschrieben.

Mein Van Bruno hat mich durch die beeindruckenden Bardenas Reales geführt, durch überflutete und besonders kurvenreiche Straßen in Portugal, hat sich Offroad super geschlagen und mich nie im Stich gelassen. Auch die engsten Gässchen und Straßen waren kein Problem, obwohl ich da manches Mal Millimeterarbeit leisten musste, da mir Google zwar den kürzesten, aber nicht unbedingt den besten Weg gezeigt hat. Ich hatte auch viele wunderschöne Strecken mit dem Roller befahren und mir dabei viel Fahrpraxis angeeignet. Schließlich habe ich das Teil erst seit einem Jahr. Zudem muss man sagen, dass ich die Spanier als ausgesprochen rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer erlebt habe. Mit Vergnügen habe ich mir auf über 1200 Meter die Luft um die Nase wehen lassen, bei bestem Sonnenschein die schönsten Berge Spaniens befahren und mich durch Städte wie Albufeira, Almeria, Cordoba, Girona, Valencia und viele andere mit dem Roller bewegt. Fünf- bis sechspurige Straßen und Kreisel sowohl mit Bruno wie auch mit dem Roller ohne Schaden überlebt.

Die wichtigste Erkenntnis für mich war jedoch, dass ich das Nomadenleben in dieser Zeit als ganz normal empfunden habe. Es war nichts Fremdes oder Unbekanntes. Im Gegenteil, diese Freiheit, selbst entscheiden zu können, ob ich an Ort und Stelle bleibe oder weiterziehe, war für mich tatsächlich befreiend.

Gut war auch, dass ich zwei bis drei Stationen in Deutschland hatte, die ich immer wieder angefahren habe. Denn den ganzen Sommer über war ich ja hie. Das gab eine gewisse Beständigkeit und ich konnte von dort meine Kunden recht gut anfahren. Zudem war dies emotional für mich wichtig, da ich hier mit lieben Freunden zusammen war, was mir einfach gutgetan hat. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar.

Wie lief das mit dem Arbeiten im Van?

Was das Arbeiten im Van anbelangt, konnte ich für mich feststellen, dass ich sehr produktiv arbeiten konnte. Meine Arbeitszeiten und Meetings habe ich so geplant, das ich genügend Zeit für einen Ausflug mit oder ohne Roller, einen Spaziergang oder einfach einen guten Austausch mit andern haben konnte. Im Van war ich total ungestört und meine Konzentration war auf die Arbeit gerichtet. Coachinggespräche vorbereiten und per Teams durchführen, aber auch meine Präsenztrainings in Deutschland ließen sich gut mit diesem Leben vereinbaren. Manchmal bin ich sogar aus dem Seminarhotel in mein eigenes Bett geflüchtet und habe das Hotelzimmer nur zum Duschen genutzt. Ich jedenfalls schlafe am liebsten in meinem eigenen Bett.

Da ich alles auf digital umgestellt habe, selbst die Buchhaltung, mache ich alles nur noch online, habe also mein Papier auf ein Minimum reduziert. Früher hatte ich massenhaft Ordner mit Unterlagen. Das hat sich jetzt erledigt. Meine Seminarteilnehmer erhalten die Unterlagen schon seit einigen Jahren nur noch als PDF-Datei. Das hat für sie den Vorteil, dass sie diese schnell auch mal von unterwegs einsehen können und sie nicht irgendwo in der Versenkung verschwinden.

Im letzten Jahr habe ich auch meinen HeckenGespräche Podcast gestartet. Meine Reise habe ich unter anderem auch dazu genutzt, interessante Menschen zu interviewen. Eine schöne Erfahrung war für mich das Arbeiten bei rayaworx auf Mallorca. Doris und Rainer Schuppe leben seit Jahren in Santanyí und betreiben dort einen Coworking-Space. Doris kannte ich bis dato nur online und konnte beide nun endlich mal persönlich kennenlernen. Es war eine wunderbare Zeit dort. Im Übrigen hat es mir auf Mallorca tatsächlich am bestem gefallen. Allein schon landschaftlich war dies gut für meine Seele. Danke hier auch an Ferdinand und seine Familie, dass ich für diese Zeit auf ihrer Finca stehen durfte. Es ist eine wunderbare und vielseitige Insel mit traumhaften Buchten, viel Grün und hohen Bergen.

Was war schwierig?

Am Anfang fand ich alles erst mal neu, musste mich erst mal einfädeln in dieses Leben. Die Temperaturen im letzten April und Mai waren ok. Aber im Sommer gab es doch den einen oder andern Tag, wo die Temperatur im Van auf über 48 Grad stieg. Da ich den Wagen gebraucht gekauft hatte und meine Vorgängerin auf eine Markise verzichtet hatte, war es manchmal schon eine Qual. Trotzdem habe ich mich wohlgefühlt. Je länger ich mich mit den Gegebenheiten im Van auseinandergesetzt hatte, umso mehr gelang es mir, mich auf dieses Leben einzulassen. Schwierig war sowohl in Deutschland wie auch auf meiner 4-monatigen Reise durch Frankreich, Spanien, Portugal und Mallorca die Ver- und Entsorgung. Auf Mallorca musste ich aufgrund des dortigen nicht trinkbaren Wassers literweise aus Gallonen Frischwasser in meinen Tank füllen. Manchmal musste ich auch viele Kilometer fahren, um die Toilette zu entsorgen. Schlimm fand ich teilweise meine Reisezeit durch Portugal. Dort hat es leider überwiegend geregnet und ich freute mich über jeden Sonnentag. Daher ist mir Portugal leider nicht besonders gut in Erinnerung geblieben. Ein positives Erlebnis dort. Nach langem Suchen bin ich in einer Klinik gelandet, um mir ein Grieskorn aus dem Auge entfernen zu lassen. Und ich muss sagen: Tolle Behandlung in der Klinik. Nur der Weg dorthin war etwas beschwerlich, aber konnte dann doch noch gelöst werden. Ein sehr freundlicher Straßenreiniger hat mir für die Rückfahrt ein Taxi gerufen, weil ich doch etwas hilflos an der falschen Stelle stand. So habe ich die Freundlichkeit der Portugiesen kennenlernen dürfen. Wenn ich noch einmal nach Portugal reise, dann mit Sicherheit zu einer anderen Jahreszeit. Der November ist nicht zu empfehlen.

Was würde ich nicht mehr machen?

An dieser Frage hänge ich jetzt erst mal fest. Also schneide ich mir einen Apfel und hoffe, dass mir dann etwas dazu einfällt. Pause. So ein Unterbrecher hilft doch ganz gut. Also was ich nicht mehr machen würde, meine Homebase weit weg von den Stationen, an denen ich mich am meisten aufhalte, zu wählen. Es wäre praktischer gewesen, eine bessere logistische Wahl zu treffen. Aber auch damit bin ich fertig geworden.

Was habe ich gelernt?

Dass man die Dinge, die einem wirklich wichtig sind, nicht hinausschieben sollte. Und dass es völlig egal ist, in welchem Alter man etwas Neues anpackt. Ich habe so viele junge Menschen getroffen, die einen Weg suchen, sich zu entdecken und zu verwirklichen. Das macht mir Mut, dass sich auch etwas in der Gesellschaft ändert. Nicht nur den Fokus auf die Arbeit sondern auch auf das, was einem wirklich wichtig ist und einen beglückt. Ich habe viele viele Jahre hart gearbeitet, meinen Sohn alleine großgezogen, nebenbei ein paar Bücher geschrieben und voll gearbeitet. Ich bin durch schwere berufliche Zeiten geglitten und habe dabei aber niemals meinen Optimismus und vor allem meine Neugier verloren. Und genau diese Neugier ist es, wo ich überzeugt bin, dass sie ein unendliches Energiepotential eröffnet, die uns auch jung hält und uns die Kraft gibt, etwas anzupacken, auszuprobieren. Und wenn man am einen oder andern scheitert, dann einfach wieder aufstehen und sich wieder orientieren.

Es gab unterwegs auch Tage, an denen ich mich einsam gefühlt habe. Dieses Gefühl war für mich neu. Zumindest habe ich dieses Gefühl schon sehr lange nicht mehr gehabt. Einsamkeit ist übrigens etwas anderes als alleine zu sein. Allein bedeutet, dass man nicht mit anderen zusammen ist. Einsamkeit ist ein schmerzhaftes inneres Gefühl. Man fühlt sich isoliert, verlassen. Das ist kein gutes Gefühl. Genau in diesen Zeiten habe ich auch meinen Sohn, meine Familie und Freunde vermisst. Deshalb war ich auch sehr glücklich, alle nach diesen vier Monaten Auslandsaufenthalt wieder in die Arme schließen zu können. Für mich war dies eine wichtige Erkenntnis. Nämlich, dass ich auch mit Einsamkeit umgehen kann. Sie kommt und geht auch wieder. Das allein sein wähle ich selbst. Wenn es zu viel Trubel gibt, dann ziehe ich mich zurück. Das Alleinsein ist für mich sehr positiv besetzt.

Wie geht es weiter?

Tja, ich bin auf der Suche nach einem neuen WG-Zimmer in der Mitte Deutschlands. Eine ganze Wohnung möchte ich zurzeit nicht beziehen. Das wären mir zu viele Verpflichtungen, die ich im Moment nicht haben möchte. Jetzt, wo die schöne Jahreszeit bald kommt, bleibe ich auf jeden Fall im Van. Und für die heißen Tage habe ich mir schon im letzten Jahr einen Lüfter einbauen lassen. Aber vielleicht mache ich auch beruflich noch etwas Neues? Mal sehen. Ich liebe einfach Herausforderungen!!! Jedenfalls habe ich noch genug Energie für die nächsten Aktionen. Hauptsache, ich bleibe gesund.

Vielleicht willst du wissen, ob ich weiterschreibe? Was meinst du? Interessiert dich, wie es weitergeht? Dann schreib das doch einfach in die Kommentare.

Bis dann. Bleib gesund und heiter.

Woche 48 und 49 – Ist es bald vorbei?

Woche 48 und 49 – Ist es bald vorbei?

Also – das waren echt zwei Wochen mit sehr seltsamen Erfahrungen. Einen Teil davon habe ich auf meinem Podcast „HeckenGespräche“ verarbeitet. Fremdenfeindlichkeit zwischen Süd- und Norddeutschland, überfahrene Tauben und die Gleichgültigkeit mancher Menschen. Zu hören bei Spotify oder Apple Podcast.

 Thema wird nicht ernst genommen

Aber heute nichts davon. In der letzten Woche wurde mal wieder ein Seminar abgesagt bei dem es um Gesundheit, Burnoutprävention von Führungskräften und Mitarbeitern geht. Eigentlich ist es unfassbar, dass diesem Thema so wenig Bedeutung zugestanden wird. Hat doch eine Studie der DAK herausgefunden, dass in den letzten 10 Jahren die Depressionen um 41 Prozent zugenommen haben. Na, dann fällt halt der eine oder die andere Mitarbeiterin aus. Müssen ja nur die andern deren Arbeit übernehmen. Nun denn, irgendwann werden sie die Rechnung bekommen. Zu dem Thema gibt es auch noch einen Podcast und einen Blogbeitrag auf meiner Business-Webseite https://fritzcoaching.de. Aber das dauert noch ein paar Tage.

 Umbau im Van

Was habe ich sonst noch erlebt? Gemeinsam mit meinem Bruder, na eigentlich war es mein Bruder so gut wie alleine, haben wir ein paar Kisten als Aufbewahrungsmöglichkeit für meinen Van gebaut. So kann ich meine Unterlagen bequem unterbringen, ohne zu viel umräumen zu müssen. Zudem ist nun auch mein Schreibtisch ein wenig größer geworden. Faszinierend ist, dass beide Kisten sofort voll waren. Unglaublich! Kennst du das auch? Man fragt sich dann, wo der ganze Kram herkommt.

 Konzentration

Auch habe ich festgestellt, dass ich am konzentriertesten arbeiten kann, wenn ich irgendwo auf einem Stellplatz (kein Campingplatz) oder in der Natur stehe, wo ich zwischendurch immer wieder rausgehen kann und fast keine Störungen habe. Dann bin ich besonders kreativ und produktiv. Ich habe ja seit meiner Selbständigkeit sowieso immer alleine in meinem Homeoffice gearbeitet. Bin es also gewohnt. Ist für mich nun auch eine Erkenntnis, das mir das gut tut. Wie geht es da dir? Bist du lieber mit andern zusammen oder kannst du auch alleine gut arbeiten. Für manche wäre eine solche Situation sicherlich stressig. Mich macht das leistungsfähig.

In den Alltag einfädeln

So langsam fädle ich mich hier wieder ein. Allerdings hatte ich mir wärmeres Wetter erhofft. Nach dem fast immer blauen Himmel und Temperaturen von um die 16 Grad ist es hier schon ein bissl kalt und zurzeit auch sehr regnerisch (was gut für die Natur ist). Aber scheinbar tun mir diese Temperaturschwankungen (bleiben nicht aus, wenn man im Van lebt und arbeitet) ganz gut. Alles um mich herum ist krank und mich hat es bisher nicht erwischt. Ich klopfe gleich mal auf Holz, damit das auch so bleibt.

Am heutigen Samstag werde ich noch einen Podcast aufnehmen und dann geht’s morgen nach Berlin. Mal wieder in meine alte Heimat. Ich freu mich schon drauf, meine dortigen Freunde mal wieder zu treffen.

Irgendwas ist immer

Letzte Woche ist mir leider meine Trittstufe am Van kaputt gegangen. Das ist insofern ungünstig, da ich ja immer noch meine Knieprobleme habe. Sind zwar schon besser geworden, aber immer noch da. Da ist das Einsteigen doch ein wenig schmerzhaft. Aber als MacGyver im Van habe ich da natürlich auch eine Lösung gefunden. Das ist überhaupt etwas, das mich auszeichnet. Ich finde immer wieder einen Weg. Das versuche ich auch meinen Coachees zu vermitteln. Nach Möglichkeiten suchen, die Augen aufmachen, kreativ sein. Es muss dabei nicht perfekt sein. Hauptsache es funktioniert.

Aber sobald es etwas wärmer wird, werde ich mich unters Auto legen und das Teil auseinandernehmen. Vielleicht kann ich es ja reparieren.

Hey Leute, Woche 49 ist um und mein Experiment in drei Wochen beendet!!! Ich glaub es nicht!!! Was geschieht dann??? Who knows?

Learning diese Woche:

  • Keep cool -auch wenn du am liebsten anders reagieren würdest.
  • Es gibt immer eine Lösung.

Das war’s für heute. Bleib gesund und heiter.

Woche 46 und 47 – Die Zukunft beginnt JETZT!

Woche 46 und 47 – Die Zukunft beginnt JETZT!

Nun bin ich schon 47 Wochen im Van unterwegs. Davon vier Monate in Frankreich, Portugal, Spanien, Mallorca. Diese Woche hatte ich mein erstes Präsenztraining und bin auch gleich mitten im Winter gelandet im Sauerland. Das erste Mal mit dem großen Wagen auf Schnee und Eis gefahren. Alles ist gut gegangen – auch die kleine Rutschpartie in der Kurve habe ich gut überstanden.

Negative Nachrichten

Welche Gedanken gehen mir nun durch den Kopf. Vieles hat mich nachdenklich gestimmt, seit ich wieder hier bin. Als ich die vier Monate unterwegs war, habe ich beispielsweise kaum Nachrichten angeschaut. Maximal einmal pro Woche. Dabei konnte ich feststellen, dass die Berichte immer die gleichen waren und vor allem waren alle Nachrichten negativ. Ich schaue sie auch hier nicht täglich, aber ich merke, dass das etwas mit mir macht, wenn ich mich damit täglich konfrontiere. Meine Stimmung verändert sich. Außerdem fällt mir auf, dass die Menschen hier sehr gestresst wirken. Unter Druck, teilweise auch demotiviert und die wenigsten fröhlich. Eine Seelenlage, die Menschen krank macht. Nach diesen vier Monaten mehr oder weniger entspanntem Reisen fällt mir das besonders krass auf.

Das Gehirn juckt es nicht…

Unserem Gehirn ist es übrigens egal, ob etwas in der Realität stattfindet oder nur in unserem Kopf. Wenn wir uns also ständig mit negativen Nachrichten berieseln lassen oder darüber sprechen, wirkt sich das natürlich auf unsere Psyche aus. Wer sich also ständig Sorgen macht, mit Ängsten kämpft, der kommt aus diesem Hamsterrad nur heraus, wenn er nach vorne blickt. Wenn wir ständig gegen Dinge ankämpfen, die wir nicht ändern können oder die nicht ins Laufen kommen, macht uns das mutlos, im schlimmsten Fall hilflos. Es klappt nun mal nicht immer alles so, wie wir es uns wünschen. Deshalb ist es hilfreich, sich auf kleine Schritte, auf Machbares zu fokussieren.

Zukunftsgestalter Pioneers of Change

Diese Woche habe ich mich bei einem Summit und Online-Kongress von Pioneers of Change angemeldet. Danke an meinen lieben Freund Hardy, der mir diesen wertvollen Tipp gegeben hat. Täglich gibt es Interviews mit Menschen, die etwas bewegen in unserer Welt. Und zwar zum Positiven. Das ist doch mal eine Perspektive, oder?

Eine echte Pionierin

Diese Woche sah ich mir u.a. das Interview mit Antje von Dewitz an. Sie ist Geschäftsführerin von Vaude und Gemeinwohl-Ökonomie-Pionierin. Vaude stellt umweltfreundliche und nachhaltige Outdoor Produkte her. Sie hat im Unternehmen, gemeinsam mit den Mitarbeitenden das Nachhaltigkeitskonzept auch wirklich umgesetzt. Also in echt! Nicht als Lippenbekenntnis oder groß auf die Werteliste geschrieben, wie es viele andere Unternehmen machen. Die Mitarbeitenden kommen beispielsweise mit dem Fahrrad zur Arbeit. Der Küchenchef hat auf Vegan umgestellt (war seine eigene Idee) und es werden neue, nachhaltige Materialien entwickelt. In den Führungspositionen sind die Geschlechter relativ ausgeglichen und Unternehmensziele und Projekte werden gemeinsam abgestimmt. Die Mitarbeitenden in alle Prozesse einbezogen. So liebe ich das! Für mich ist Antje von Dewitz ein großes Vorbild, eine echte Pionierin mit einer unglaublichen Ausstrahlung.

Ihre Dissertation hat Antje von Dewitz an der Universität Hohenheim mit dem Titel „Die Gestaltung eines leistungsstarken Arbeitsverhältnisses durch Talent Relationship Management“ geschrieben. Sie hat mehrere Auszeichnungen erhalten u.a. den GEM-Award 2021, den Wirtschaftspreis „Entrepreneur Of The Year von Ernst,& Young 2021“ und noch weitere Auszeichnungen. Mich hat diese Frau ungemein beeindruckt. Sie setzt Dinge um, die unsere Welt ein Stück weit besser machen.

 Organisationen neu denken

Ein weiteres Interview fand mit Frederic Laloux statt. Er hat 2015 das Buch „Reinventing Organisations“ herausgebracht, das große Aufmerksamkeit erreicht hat. Ein Leitfaden sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit. Er lebt heute mit seiner Familie in einem Ökodorf in den USA und hat gerade ein neues Projekt gestartet unter dem Namen „The Week“. Ein sehr interessanter. Er hat einen sehr spannenden Lebenslauf und sich vor allem nicht vor irgendeinen Karren sperren lassen.

 Scheiße + X

Ein ebenso interessantes Interview gab es mit der Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel. Sie ist eine Pionierin für konstruktiven Journalismus. Der Titel ihres Interviews war Scheiße + X. Dabei steht das erste Wort für die negativen Nachrichten in den Medien und das X dafür, dass trotz des Negativen auch etwas Positives aus der Situation entstehen kann und dies auch genannt wird. Sie war als Journalistin in Afghanistan und hat dort einiges erlebt. Sie will einen konstruktiven Journalismus betreiben.

Eins ist mir dabei besonders haften geblieben. Wenn du Nachrichten hörst oder siehst und sie sind Sch…, dann achte darauf, ob es auch ein X dazu gibt. Also eine Lösung, eine Richtung zum Besseren. Sehr interessant. Ich glaube, da kann ich mir das Nachrichten lesen künftig echt sparen. Beziehungsweise sie empfiehlt uns, nur Nachrichten zu den Themen zu konsumieren, die für uns wichtig sind. Und auch hier genau zu schauen, woher diese Nachrichten kommen.

Zukunftsvisionen & Systemwandel

Warum ich über diesen Kongress schreibe? Wir können nicht mehr so weitermachen wie bisher. Es muss sich etwas ändern. Auf diesem Summit, dem 7. übrigens, sprechen Menschen, die sich schon auf den Weg gemacht, einiges umgesetzt, anderes angestoßen und vorbereitet haben. Damit aus Visionen auch Realitäten werden und der Systemwandel vorangetrieben wird. Aber es braucht auch Mut. Und das ist der Titel des Summits. Mir jedenfalls macht es Mut.

Ich bin sehr positiv überrascht bin, wie viele Menschen sich schon auf den Weg gemacht haben, etwas für eine positive Zukunft auf unserem Planeten tun. Und zwar aktiv. Die nicht nur darüber sprechen, sondern handeln. Das Summit 23 bei Pioneers of Change geht noch bis zum 21. März 2023 und du kannst jederzeit kostenlos teilnehmen. Einfach dort anmelden. Ich kann es nur empfehlen. Es gibt täglich neue Interviews und wer will, kann sich mit anderen austauschen.

Ich bin gespannt auf die nächsten Wochen.

Learnings

·      Die Zukunft beginnt JETZT!

·      „Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende“ (Demokrit)

Das war‘s für heute. Bleib gesund und heiter.

Woche 44 und 45 – Der letzte Kaffee in Girona

Woche 44 und 45 – Der letzte Kaffee in Girona

Dann ging es nach vier Monaten durch Frankreich, Nordspanien, Portugal, Andalusien und Mallorca wieder zurück nach Deutschland. Drei Tage war ich von Girona in Spanien bis Frankfurt am Main unterwegs. Mit kurzen Stopps in Frankreich.

 

Was hatte ich von dieser Reise erwartet?

Zum einen war es für mich eine Reise zu mir selbst, zum andern war die Vorstellung, neue Ideen zu gewinnen. Ich habe viele Menschen getroffen, die mich nachdenklich gestimmt, aber auch inspiriert haben. Was daraus wird? Zunächst darf sich erst einmal alles setzen. Es waren so viele Eindrücke, dass ich sie nicht auf einmal verarbeiten kann.

Außerdem hat mich der Alltag schon wieder ganz vereinnahmt. Termine vorbereiten, Unterlagen überarbeiten, zum TÜV fahren und ein paar Sachen am Auto ändern bzw. ändern lassen. Das sind nur ein paar Dinge. Und wieder muss ich feststellen, dass es mit der Digitalisierung bei Behörden in Deutschland wirklich nicht besonders gutsteht. Bis dies besser wird, muss ich mich mit den Gegebenheiten arrangieren, die mir leider viel Zeit rauben. Über die Erfahrungen und Erkenntnisse meiner Reise werde ich gesondert berichten.

Was mir hier fehlt!

Was mir fehlt, ist die Sonne. Von den Temperaturen war es in Spanien zeitweise auch nicht viel besser. In den höheren Lagen fiel das Thermometer in der Nacht auch schon mal auf -6 Grad. Tagsüber waren es nicht mehr als 15-17 Grad. Nur die Sonne hat den Unterschied ausgemacht. Ich hätte selbst nicht gedacht, wie stark sie sich auf unser Wohlbefinden auswirkt. Ich komme in einem trüben Deutschland an mit Menschen, die das trübe Wetter satt haben. Kein Wunder, dass viele Rentner in den Wintermonaten die südlichen Länder bevölkern. Man fühlt sich einfach besser, leichter, wenn die Sonne scheint und der blaue Himmel auf uns herabschaut. Die trübe Jahreszeit habe ich mit meiner Reise also komplett übersprungen. Nun denn, noch ein paar frostige Nächte, dann werden hier auch die ersten Frühlingsboten mit mehr Sonnenstrahlen und ersten Knospen und Blüten ankommen.

Man schleppt viel zu viel mit sich rum

Nach den Erfahrungen bis dato, werde ich an meinem Van doch das eine oder andere umbauen. Das ist der Nachteil eines fertigen Vans. Die sind alle nach dem gleichen Muster aufgebaut. Und da ich mich nicht für die großen weißen Kisten begeistern kann (die ganze Küstenstriche in Spanien belagern), muss ich schauen, wie ich aus meinem Van das Beste herausholen kann. Bei selbstausgebauten Fahrzeugen kann man seine eigenen Bedürfnisse viel besser verwirklichen, aber das hätte mir zu lange gedauert und zudem habe ich keine Ahnung davon. Interessant war für mich aber auch, was man so alles mit sich schleppt und nichtbraucht. Beispielsweise habe ich – da ich noch keine Markise habe – die ganzen Monate einen Pavillon mitgeschleppt, den ich jungfräulich verpackt wieder zurückgebracht habe. Auch ein Learning. Demnächst werde ich ein Video machen, was für mich zum Leben und Arbeiten im Van wichtig ist und was nicht.

Einfädeln in den Arbeitsalltag

Nun werde ich mich erst einmal wieder in den normalen Arbeitsalltag einfädeln müssen. Eine interessante Erfahrung war, wie lange ich gebraucht habe, um abzuschalten. Das gelang mir wirklich erst auf Mallorca, also nach über zwei Monaten. Das Einfädeln hingegen erfolgte recht flott. Da sieht man wieder, wie schnell alte Muster abgerufen werden.

Der heutige Beitrag ist kurz. Ich muss erst mal alles verarbeiten. Hinzu kommt, dass mein Experiment demnächst abläuft. Wie geht es dann weiter? Tja, das werde ich noch nicht kundtun.

Am Mittwoch erscheint übrigens aus meinem Podcast „HeckenGespräche“ das Video-Interview mit Farida Tlili auf YouTube. Ich kenne Farida aus meiner Zeit in Berlin und habe sie in Spanien getroffen, wo auch sie das Experiment macht, wie gut man von einem fernen Land digital arbeiten kann. Sie ist Lerncoach und kann in ihrem Job sehr gut digital arbeiten. Hört oder schaut gerne rein. Im Podcast „HeckenGespräche“ auf Spotify https://open.spotify.com/show/0Y2xp6Nn1Wb9tQEcYApmox oder auf meinem YouTube-Kanal https://www.youtube.com/@HanneloreFritz 

Learning:

  • Alte Muster sind sehr stabil. Sie zu ändern bedarf der Reflexion und des bewussten Handelns.

In diesem Sinne wünsche ich eine gute Zeit und bis bald.

Bleib gesund und heiter!

Woche 42 und 43 – Totale Dunkelheit – Angst überwinden

Woche 42 und 43 – Totale Dunkelheit – Angst überwinden

Die letzte Woche war ich auf einem Campingplatz. Mal wieder große Wäsche machen und viel arbeiten. Da ich dort am Landstrom hänge, ist das leichter. Zwischendurch mit Freunden auf dem Roller ein paar Touren durch das wunderschöne Hinterland von Alicante gefahren. Erstaunt war ich, wie viele Terrassen sich um die Berge schlängeln. Wir haben uns gefragt, wie lange es wohl gedauert hat, diese anzulegen. Jeder Berg hatte seine Terrassenformationen. Darauf wurden dann Olivenbäume und Mandelbäume gepflanzt. Schon erstaunlich, was man früher alles geschafft hat.

Nun befinde ich mich auf meiner Heimreise, da meine Präsenztrainings bald wieder starten. Und heute erzähle ich von meinem Übernachtungserlebnis der letzten Nacht.

Im Hinterland unterwegs

Für eine liebe Freundin bin in der Nähe von Barcelona ins Hinterland zu einem wunderbaren Geschäft gefahren, das Olivenöl und andere Produkte aus Olivenöl herstellt. Nachdem ich dort ein paar Dinge eingekauft habe, musste ich eine Tankstelle finden, da mein Sprit zu Ende ging. Nicht so leicht in dieser weit verzweigten Gegend. Dann doch schneller als ich dachte, eine gefunden. Der Typ hinter dem Verkaufstresen wollte mir gleich noch zwei Messer für den Preis von einem verkaufen. Ist mir auch noch nie passiert. Aber in so einer eher wenig besiedelten Gegend versucht man halt, alles Mögliche an die Frau oder den Mann zu bringen. Ich hatte dankend abgelehnt. Schließlich habe ich selbst solche Exemplare in meinem Van. Zum Schneiden oder zur Not auch zur Verteidigung.

Wo übernachte ich heute?

Dann weiter nach einem Parkplatz gesucht, den ich für die Nacht ansteuern kann. Leider sehr erfolglos. Dabei bin ich aber auf ein wunderschönes kleines Dörfchen gestoßen, das ich von der Autobahn aus gesehen hatte. Also schnell entschieden, die nächste Ausfahrt zu nehmen und hoch auf den Berg. Links an der Straße war es noch von der Nacht gefroren und es lag leichter Schnee auf dem Gras und auf der Straße. Ergo … es wird heute Nacht kalt werden. Nach dieser Stippvisite wieder einen Stellplatz angesteuert – und dank Google Maps war der nicht wie vorhergesagt nur 4,5 km entfernt, sondern 10 Kilometer. Über Google Maps teile ich euch auch noch meine Erfahrungen mit. Das aber ein andermal. Der Platz sollte auf einem Hofgut sein. Allerdings stand da nicht, dass das mitten in der Stadt ist. Zudem konnte ich den Platz nicht anfahren, da die Straße dort hin gesperrt war. Genervt und müde wie ich war, den nächsten Platz ausgesucht. Ein kleiner Ort in der Nähe der Autobahn, ca. 12 km entfernt.

Gefunden!

Nachdem ich die Ausfahrt rausgefahren bin, kam kurz danach ein wunderschönes Gebäude mit riesigem Parkplatz davor. Es standen fünf PKW’s verteilt darauf. Ich wollte einfach nur mal das Gebäude anschauen. Es sah nicht unbewohnt, aber auch nicht bewohnt aus. Es standen direkt ein paar Autos vor dem Gebäude. Ich habe dann nachgelesen, dass dies eine Eventlocation mit Übernachtungsmöglichkeit war. Sicher auch Corona zum Opfer gefallen. Ein traumhaft schönes Haus. Einmal umrundet und entschieden, hier bleibe ich über Nacht stehen.

Rabenschwarze Nacht

Also meinen Van so hingestellt, dass er von der Straße nicht sofort zu sehen ist. Muss ja keiner mitkriegen. Mir noch schnell Essen gekocht, ein wenig gelesen und dann wurde es dunkel. Also wirklich dunkel. Man konnte nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen. Anfangs dachte ich, dass hier wegen der Autos noch ein paar Menschen wohnen. Das war aber wohl doch nicht der Fall. Ich war hier total alleine in der absolut rabenschwarzen Nacht. Nicht mal die Sterne oder den Mond habe ich gesehen. Gut, dass mein Auto dunkel ist, so fällt er wenigstens nicht auf.

Zur Sicherheit habe ich nicht nur die Alarmanlage eingeschaltet, sondern auch noch die Türen verriegelt. Da konnte jetzt wirklich keiner mehr reinkommen. Ich habe dann noch an meinem Thriller von einem Serienmörder weitergelesen. Das war allerdings keine gute Idee. Da ging es darum, dass der Täter nachts in abgelegenen Gegenden Frauen umbrachte. Abgelegene Gegend? Hier war es auch mehr oder weniger abgelegen. Und Nacht war es auch! Ich habe jedes Geräusch registriert und versucht, zu identifizieren, was es ist. Einmal kam ein Auto, die Leute sprachen und fuhren wieder weg. Dann gab es neben meinem Wagen mehrmals sehr seltsame Geräusche. Ich vermute, das waren irgendwelche Tiere. Die Geräusche, die absolute Dunkelheit, der Thriller und die abgelegene Ecke … das war schon sehr gruselig. Obwohl, wenn ich mich irgendwo tatsächlich unwohl fühle, fahre ich immer weg. Hier fühlte ich mich schon sicher. Nur hatte ich nicht die Rechnung mit der Kreativität meines Hirns gemacht. Es hat alle möglichen Szenarien durchgespielt.

Ein Albtraum

Während des Lesens bin ich immer wieder weggedöst und zuletzt in einem Albtraum gelandet. Sozusagen in der Fortschreibung des Thrillers mit mir als Protagonistin. Schrecklich! Nun besitze ich die Fähigkeit, mich aus meinen Träumen herauszuholen. Also mich auf dem Bett aufgesetzt, mich bewegt bis ich wieder ganz wach war. Dreht man sich nämlich einfach nur um, läuft der Film weiter. Habe mir dann ein anderes Buch über Stoizismus (lese ich gerade parallel) genommen und dort eine Weile die Ansichten von Marc Aurel gelesen. Nach ihm habe ich den zweiten Vornamen meines Sohnes gewählt. Um mich herum wurde es immer leiser. Kaum mehr ein Auto war zu hören und wache überrascht morgens um 6.15 Uhr wieder auf. Ich war nicht ein einziges Mal in der Nacht wach geworden. Was bei mir eher selten ist. Super durchgeschlafen und ausgeruht betrachte bei einem frisch aufgebrühten Kaffee den Sonnenaufgang, während ich diesen Blogartikel schreibe. Ganz weit hinten werden die schneebedeckten Berge von der Sonne angestrahlt. Ein neuer Tag mit neuen Ereignissen wartet auf mich.

Learnings diese Woche:

  • Vorsicht ist immer gut, insbesondere wenn man alleine unterwegs ist. Andererseits ist es aber auch wichtig, unterscheiden zu können, ob eventuell eine echte Gefahr vorliegen könnte oder einem das Hirn mal wieder einen Streich spielt.

In diesem Sinne wünsche ich eine gute Zeit und bis bald.

Bleib gesund und heiter!

Woche 40 und 41 – Krasse Gegensätze, die nachdenklich machen

Woche 40 und 41 – Krasse Gegensätze, die nachdenklich machen

Die letzten Wochen haben mich ziemlich nachdenklich gestimmt. Treffe ich doch immer mehr Menschen, die es sich nicht mehr leisten können, eine Wohnung, Miete oder gar ein Haus zu bezahlen. Besonders in Spanien fällt mir auf, dass viele junge Spanier in meist älteren Wohnwagen, manche sogar in kleinen Kombis mit isolierten Fenstern leben. Erst gestern habe ich in einer Spaniengruppe von diesem Problem gelesen. Jetzt im Winter, wo die meisten Hotels und Lokale geschlossen haben, müssen sich diejenigen, die sonst dort arbeiten sich irgendeinen Job suchen, um wenigstens leben zu können. Und da mittlerweile auch hier die Mieten nicht mehr im Verhältnis zur Entlohnung der Servicemitarbeiter stehen, bleibt denen auch nichts anderes übrig, als ungewöhnliche Lösungen für sich zu finden. Bei der derzeitigen Kälte in Spanien nicht sehr angenehm.

Kilometerweit Weißware am Strand

!Ein großes Problem ist, dass es hier in Spanien nur so von Wohnmobilen wimmelt. Nicht selten stehen auf irgendeinem städtischen Parkplatz oder auf wilden Plätzen mehr als 60 dieser großen weißen Kisten, selbstausgebauten LKW’s und Kastenwagen. Einige sind auch im Minicamper unterwegs. Das sind Kombis, die teilweise liebevoll zum Camper ausgebaut sind. Überwiegend treffe ich Deutsche, Niederländer, Belgier und auch ein paar Engländer. Die meisten sind Rentner, die von Oktober bis Ende März hier in Spanien oder weiter unten in Marokko die Winterzeit verbringen. All diese belegen nicht nur Parkplätze, sondern auch kilometerweit Landstriche an den Stränden, so dass für Einheimische kaum mehr Platz bleibt. Zwischendurch fahren sie dann weg, um ihr Abwasser zu entsorgen. Dazu muss man aber seinen Platz verlassen. Und dann stellt sich da sofort ein anderer hin. Nicht wenige lassen ohne den geringsten Skrupel ihr Abwasser gerade dort ab, wo sie stehen. Mitten in der Natur.

 

„Hier herrsche ich!“

Dieser schieren Masse an Wohnmobilen wird Spanien bald nicht mehr Herr werden. Deshalb greift die lokale Polizei mittlerweile auch durch und räumt öfter mal diese Plätze. Das ist verständlich, denn dieser Raum fehlt den Einheimischen, die hier tagtäglich leben, arbeiten  und in der Freizeit auch mal abschalten wollen. Zudem sind die wenigen Campingplätze, die im Winter offen haben, meist total ausgebucht. Viele Rentner buchen sich für Monate auf dem gleichen Platz ein. Da ergibt sich nicht selten ein eigenartiges Phänomen. Dass sich nämlich Ansprüche daraus ergeben, man könnte die Herrschaft über den Platz übernehmen. Manchmal kann ich da nur den Kopf schütteln. Im letzten Jahr ist uns hier so ein Platzwart mit Schäferhund begegnet, der uns sofort in die Schranken wies. Wohlgemerkt, er war auch nur Gast. Aber manche denken, da sie so lange da sind, haben sie andere Rechte als diejenigen, die nur kurz mal vorbeischauen.

Mich erschreckt diese Situation. Denn wo soll das hinführen? Jeder dachte ja, wenn Corona vorbei ist, wird sich das wieder ändern. Da werden die Preise für Wohnmobile wieder runter gehen, da die Leute dann wieder Fernreisen unternehmen werden. Dem ist tatsächlich nixht so. Ein Umdenken hat stattgefunden. Viele, die noch voll im Arbeitsleben stehen, haben Geschmack daran gefunden, von irgendwo unterwegs zu arbeiten. Sie finden das Nomadenleben ganz gut. Deshalb sind mittlerweile die Preise für Wohnmobile ins beispiellose gestiegen.

Digitale Nomaden

Diese digitalen Nomaden, die es sich beruflich und auch sonst leisten können, von überall aus zu arbeiten sind eher mehr unterwegs. Sie bleiben ein paar Tage irgendwo und reisen dann weiter. Diese Gruppe habe ich bisher als sehr angenehm empfunden. Im Prinzip machen sie den gleichen Job wie vorher, nur eben von ihrem Wohnmobil aus. Teilweise taten sie dies von vorher vom Homeoffice aus. Für manche ist dies ein Rechenbeispiel. Die Kosten für Heizung, Strom, Grunderwerbsteuer und was sonst noch alles für Haus oder Wohnung anfällt wird ihnen zu hoch. Einige haben ihr Haus verkauft und sich für das Geld ein gut ausgestattetes Wohnmobil besorgt. Das sind dann halt die wirklich großen Monster von über acht oder zehn Metern. Richtige Raumwunder. Darin gibt es alles, was sie zum Leben und Arbeiten brauchen. Meist sind sie als Paar unterwegs. Zu Zweit wäre mir so ein kleiner Kastenwagen wie meiner auch zu klein. Neulich fühlte ich mich als einer von zwei Kastenwagen unter 50 Weißwaren-Kisten schon ein wenig seltsam.

Rentner und Saisonarbeiter

Da gibt es u.a. die satten Rentner, die aus Vergnügen (oder Langeweile) mit den großen Kisten unterwegs sind, auf der anderen Seite diejenigen mit teils selbst ausgebauten Autos, die zusehen müssen, wie sie tagtäglich überleben und denen nichts anderes übrig bleibt, als in einem mobilen Heim – oder wie man es auch immer nennen mag, zu leben, wie ich es bereits eingangs beschrieb.

Nicht wenige arbeiten als Saisonarbeiter in Sommer- und Winterregionen, ohne dass sie dort eine bezahlbare Unterkunft bekommen. Das bedeutet, dass man nicht nur ohne Wohnung, sondern oft im Winter auch ohne ausreichende Heizung auskommen muss. So spaltet sich die Gesellschaft gerade in bedenklichem Maße. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Ja ich weiß, wir reden schon immer davon. Aber so krass wie auf dieser Reise habe ich das bisher wirklich noch nicht erlebt. Gerade hier in Spanien ist es extrem. Zuhause befand ich mich in meiner Blase, meinem Umfeld, da ist mir das überhaupt nicht aufgefallen. Umso mehr hat es mich doch erschreckt, was da gerade geschieht.

Gibt es diese Szenarien auch bald bei uns?

Müssen wir in Deutschland auch bald damit rechnen, dass sich solche Szenarien ergeben? Auch hier kann man feststellen, dass heuer im Winter wesentlich mehr Wohnmobile unterwegs sind. Oft auch Menschen, die sich eine Wohnung nicht mehr leisten können oder wollen, da sie entweder nur Teilzeit- oder Minijobs haben und bei einer Wohnungsbewerbung chancenlos sind. Denn hier muss man sich ja komplett offenbaren. Neben Schufaauskunft auch noch den Gehaltszettel an zig Vermieter abgeben. Wo bleibt hier der Datenschutz frage ich mich da, wenn ich jedem x-beliebigen Vermieter meine Vermögensverhältnisse offenlegen muss. Weiß ich, was der mit meinen Daten anfängt?

Unsere Bürokratie – ein Dauerproblem

Zudem haben wir in Deutschland eine Bürokratie, die nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen der Menschen angepasst ist. Ich wollte mir schon vor Jahren ein Tinyhaus kaufen. Das Problem war jedoch, ein Grundstück zu finden, auf das man ein solches überhaupt stellen darf! Denn so einfach ist das nicht. Die ganzen Auflagen, die Anforderungen, das kann man nicht erfüllen. So wird man irgendwann mürbe und fragt sich, was man tun kann. Besonders beim Baurecht zeigt sich die deutsche Bürokratie in ihrer wahren Form. Freunde von mir hatten einen Hof in Norddeutschland gekauft mit der Idee, dort mit der Familie einzuziehen und vielleicht sogar einen Workingspace zu eröffnen. Fragt nicht, wie viele Jahre und Geld es sie gekostet hat, das zu erreichen. Fast wäre es sogar gescheitert. Es hat die Familie unendlich viele Nerven gekostet und durch die Verzögerung des Bauamtes über Jahre hinweg haben sich die Baukosten mehr als verdoppelt. Zudem dürfen sie bis dato immer nicht all das verwirklichen, was sie geplant haben.

Ist das Sozialamt die bessere Lösung?

Eigentlich engagiere ich mich nicht politisch. Aber jetzt muss ich da doch mal meinen Senf dazugeben. Warum wird es uns so schwer gemacht, neue Dinge einzuführen? Wieso wirft man Menschen mit guten Ideen ständig Knüppel zwischen die Beine? Menschen, die ihre Leistungsfähigkeit und Motivation für Neues einbringen wollen. Ich verstehe es nicht!

Als ich noch in Berlin gewohnt habe, traf ich aus dem Gymnasium meines Sohnes eine Mutter. Sie erzählte mir, dass sie einen Doktor in Biologie habe, aber nicht arbeiten würde. Sie hatte zwei Kinder über künstliche Befruchtung aus der Samenbank zur Welt gebracht und meinte, dass sie vom Amt so viel Geld bekommen würde, dass sich eine Arbeit nicht lohnen würde. Da ist mir doch glatt der Mund offen stehen geblieben, was bei mir selten vorkommt. Es war für sie eine Selbstverständlichkeit, dass sie und ihre Kinder vom Staat leben, also von dem Geld, das andere erwirtschaften. Und das hat sie ohne Probleme schon über zehn Jahr hingekriegt und hatte auch nicht geplant, daran etwas zu ändern.

Wenn ich dann sehe, dass leistungswillige und arbeitsbereite Menschen sich durch unsinnigen Behördenkram schlagen müssen, wenn sie sich selbstständig machen wollen, dann stimmt da doch was ganz gewaltig nicht. Ich weiß, ich ändere nichts daran, aber das musste jetzt echt mal raus. Ich bin ja nun schon seit vielen Jahren selbständig und weiß, wovon ich spreche. Man muss sich um alles selbst kümmern und das raubt Zeit. Zudem kann man sich am Anfang oder wenn das Geschäft mal nicht läuft nicht immer Fachleute leisten, die einen darauf aufmerksam machen, worauf zu achten ist. Ich hoffe, dass sich mit der Zeit endlich etwas ändert. Deshalb verstehe ich den einen oder andern, der sich unabhängig machen will und einfach das Land verlässt. Ich möchte übrigens die vielen Schwurbler, die mit allem in Deutschland unzufrieden sind nicht unerwähnt lassen. Erst letzte Woche hat mich so jemand gleich nach meiner Ankunft auf einem Stellplatz angesprochen. Ich hatte das Gefühl, sie sucht Verbündete, um sich in ihrer Meinung zu festigen. Da ist man bei mir leider an der ganz falschen Adresse.

Es sind schon krasse Gegensätze, die ich gerade wahrnehme.

So, das war’s für heute.

Meine Learnings

  • Manchmal ist und bleibt man sprachlos.
  • Aufgeben ist auch keine Option.

Ich wünsche eine gute Zeit und bleib gesund und heiter!