Woche 3 im Van – Schreibblockade – 10 Stunden Autofahrt – Homebase – Coworking – Ausgewildert

Woche 3 im Van – Schreibblockade – 10 Stunden Autofahrt – Homebase – Coworking – Ausgewildert

Nein, bitte keine Schreibblockade!

Es geht schon los. Heute fällt es mir echt schwer, etwas zu schreiben. Dabei ist diese Woche so viel passiert. Räumlich bin ich jetzt im hohen Norden, und emotional habe ich mit einer Enttäuschung zu kämpfen. Deshalb geht mir das Schreiben heute auch nicht so leicht von der Hand wie sonst. Zudem hätte ich mir diese Woche ein paar Stichworte notieren sollen, dann würden mir die Sachen auch wieder einfallen. Vielleicht ist es aber auch die Situation an sich. Letzte Woche war ich trotz Leben und Arbeiten im Van immer noch in meiner gewohnten Umgebung mit lieben Menschen. Irgendwie fehlen mir diese schon. 

 

Die Homebase ist eingerichtet

Die Fahrt von Frankfurt hier in den Norden empfand ich schon fast als Weltreise. 10 Stunden auf der Autobahn – allerdings bin ich gemütlich zwischen 80 und 90 Stundenkilometern gefahren. Hier oben habe ich meine Homebase eingerichtet. Irgendwo muss mich ja meine Post erreichen. Aber natürlich werde ich die meiste Zeit unterwegs sein. Eigentlich hätte ich die Homebase gerne mehr im Süden gehabt, aber das war leider nicht machbar. So ist das Ganze für mich ziemlich umständlich, da mein Storage in der Nähe von Frankfurt ist. Ich habe also 3 Stellen, wo ich etwas suchen kann. Im Storage, der Homebase und im Van. Das kann noch lustig werden.

 

Emotional bin ich schon enttäuscht, dass es anders nicht machbar war. Aber so ist das manchmal im Leben. Enttäuschungen gehören dazu. Das wird mir in diesem Jahr sicher noch öfter passieren.

 

Arbeiten im Van

Coworking Place in der Scrum-Scheune

Die letzten Tage habe ich in der Scrum-Scheune im Rodenwerk verbracht. Christian Böhler und seine Frau Andrea haben hier aus einer alten verfallenen Scheune etwas ganz Besonderes gemacht. Viel Holz, Industrial-Look und eine hervorragende Atmosphäre zum entspannten und schöpferischen Arbeiten. Man kann hier mit seinem Camper auf dem Grundstück stehen oder einen Wohnwagen mieten. Die Location eignet sich hervorragend für Workshops, um kreative Prozesse anzustoßen, abzuschalten oder einfach nur zum chillen. Gerade sitze ich in meinem Van, die Tür ist offen und ich blicke über eine sonnenüberflutete saftige Wiese mit leuchtendgelbem Löwenzahn. Die Vögel zwitschern in den Bäumen und ab und zu höre ich einen Hund bellen oder weit entfernt ein Geräusch.

 

Ausgewildert?

Diese Woche bekam ich eine Whatsapp von einem Bekannten, den ich in Spanien im Urlaub kennengelernt habe, in der er mich gefragt hat, ob ich schon ausgewildert wäre. Der Begriff hat es mir angetan. Da denke ich an ein Raubtier, das sein halbes Leben im Zoo gefangen war, seine täglichen Runden von rechts nach links und links nach rechts gelaufen ist. So wie sich vielleicht mancher Mensch nach vielen Jahren im Arbeitsleben auch fühlt. Jetzt ist es in der Freiheit und fragt sich, was es damit eigentlich anfangen soll. Nun, es darf jetzt wieder lernen, seinen eigenen Instinkten zu folgen. Jetzt könnte der Einwand kommen, dass das Tier das verlernt hat. Bestimmt. Aber ist es nicht auch eine Chance zum Entlernen, um  Platz zu schaffen für Neues? Finde ich schon.

 

Vorbereitung auf das erste Interview

Christian wird mein erster Interviewpartner sein. Dazu haben wir heute schon mal ein paar Fotos und Aufnahmen gemacht. Das Interview sowie die Bearbeitung folgt dann in den nächsten Wochen. Wann es erscheint, kann ich noch nicht sagen. So etwas ist ja nicht in ein paar Minuten erledigt. Du darfst also gespannt sein.

 

Learnings diese Woche:

  1. Eine Enttäuschung zu verarbeiten darf auch etwas länger dauern.
  2. In einer inspirierenden Umgebung kann sehr viel Kreativität entstehen.
  3. Dankbar sein für die Menschen, die mich auf meiner Reise begleiten.
Woche 2 im Van – Kaffee bei 9 Grad, ultimativer Stresstest, Wassereinbruch, Schicksale und neues Terrain

Woche 2 im Van – Kaffee bei 9 Grad, ultimativer Stresstest, Wassereinbruch, Schicksale und neues Terrain

Wachwerden mitten im Grünen mit Vogelgezwitscher. Das hat doch etwas. Wenn es nur nicht so fürchterlich kalt wäre. Der Blick auf das Thermometer zeigt mir 9 Grad. Ich kuschle mich noch mal so richtig ist warme Bett und schiebe das Aufstehen noch ein wenig hinaus. Doch der Kaffeedurst wird dann doch zu stark. Also springe ich aus dem Bett, mache schnell heißes Wasser, gieße den Kaffee auf und schlüpfe dann wieder mit dem dampfenden Getränk unter die warme Decke. Dort genieße ich den Kaffee und lese die Nachrichten. Im Van hat es jetzt schon immerhin 11 Grad, aber von der Sonne ist immer noch nichts zu sehen. (Zur Info: Ich habe Heizung im Auto, aber keine Lust, permanent die Gasflasche zu wechseln.)

Der ultimative Stresstest

Die Woche 2 begann schon mal damit, dass heftiger Dauerregen nicht nur außen am Van seinen Weg gesucht hat, sondern auch noch in die Schiebetüre hinein. Also erst mal schnell zum Händler und schauen lassen, was da los war. Ob sie den Fehler wirklich gefunden hatten, war denen auch nicht klar. Beim Regen gestern Nacht ist bis jetzt noch nichts eingedrungen. Hoffe, es bleibt so. Zwischendurch noch schnell die Wohnungsübergabe erledigt und mit den Lastenträger für meinen Roller anbauen lassen, was auch nicht ohne Nachrüstung geklappt hat. Weitere Stressoren waren der klägliche Abbau meines Internetvolumens. Wenn man im Büro oder Zuhause eine unbegrenzte Flatrate hat, ist man sich überhaupt nicht bewusst, wieviel Volumen ein einstündiges Teamsmeeting benötigt. Eine Stunde TEAMS frisst 1 Gigabyte. Bei mehreren Coachings diese Woche schrumpfte mein Volumen rasant zusammen. Dann noch ein paar Arbeiten an der Webseite, Nachrichten schauen, Mails schreiben … und schon ist man auf den letzten 3 Gigabyte und es liegt noch eine Woche vor mir. Also schnell eine Flatrate bestellt und jetzt werde ich mal beobachten, wie es damit klappt. Das war jetzt nur eine kleine Auswahl meiner Stressoren diese Woche. Wenn ich alle Hindernisse aufzählen würde, wäre kein Platz mehr für anderes. Diese Woche war die Woche der Terminverschiebungen. Da könnte ich mich doch glatt fragen, ob die Entscheidung zum Experiment vielleicht ein Fehler war – wo doch schon am Anfang so viel schiefläuft?

Falsche Entscheidung getroffen?

Vielleicht kennst du das auch. Nach reiflicher Überlegung hast du dich für einen neuen Job, ein unbekanntes Projekt, eine schwierige Aufgabe entschieden. Oder dich von deinem Partner, deiner Partnerin zu trennen. Der Job, die Aufgabe, das neue Leben hast du dir in bunten Farben ausgemalt und nach ein paar Tagen merkst du, dass es doch nicht so bunt ist. Kommen dir dann plötzlich Zweifel, ob deine Entscheidung richtig war? Hatten dich nicht andere vor diesem Schritt gewarnt und dir geraten, doch bei deinem tollen Job oder Partner*in zu bleiben, auch wenn du damit unzufrieden oder unglücklich bist? Hatten sie vielleicht recht? Hättest du den Schritt doch nicht wagen sollen?

Hürden überwinden

Ha, das ist schon die erste Probe für dich. Stehst du wirklich hinter DEINER Entscheidung? Bist du tatsächlich bereit, die damit verbundenen Hürden, Hindernisse und Ängste zu überwinden oder sehnst du dich nach deiner gewohnten Umgebung zurück, willst dich wieder ins Bekannte einkuscheln? Ist doch so vertraut! Auch wenn nicht alles passt. Es ist DEINE Entscheidung. ICH mache weiter!

Unterstützer finden

Auf der Suche nach Problemlösung in ich auf sehr hilfsbereite Menschen getroffen. Wenn die andern sehen, dass du Hilfe brauchst, und du dir nicht zu schade bist, um Hilfe zu bitten, dann klappt das auch. Mir haben die beiden Werkstätten umgehend und mit viel Engagement meine Probleme lösen können. Zudem konnte ich bei der Freundin schon mal die erste Wäsche waschen und trocknen und mir von ihrem Mann beim Einrichten meiner neuen Flatrate (was natürlich auch nicht ohne Probleme ging) helfen lassen.

 Menschliche Schicksale

Jeder Tag in meinem neuen Leben ist anders. Wenn man sich immer wieder einen neuen Stellplatz suchen muss, trifft man unweigerlich auf andere Menschen. Damit ich nahe genug an meiner Werkstatt war, habe ich mir in deren Umgebung einen Stellplatz gesucht und gefunden. Dort war genau noch ein Platz frei. Kaum bin ich aus dem Auto ausgestiegen, hat mich auch schon mein Nachbar in Beschlag genommen. Wir haben uns dann ein paar Minuten in die herrliche warme Sonne gesetzt und uns unterhalten. Wenn man selbst offen und kommunikativ ist, öffnen sich auch Fremde. Mit Mitte 40 bekam er die Diagnose Leukämie. Danach lange Behandlungen, Scheidung, Haus und Job verloren und in der Folge frühverrentet.

Was ich an ihm wirklich sehr schätze ist, dass er trotz seiner negativen Erlebnisse seine positive Geisteshaltung und die Bejahung zum Leben beibehalten hat. Mit keinem Wort jammerte er über sein Schicksal. Da rückten meine Probleme von dieser Woche plötzlich völlig in den Hintergrund und erschienen mir doch ziemlich banal. Er hat für sich die beste Lösung gefunden und sich vor 3 Jahren ein großes Wohnmobil gekauft. Seitdem lebt er darin und fühlt sich wohl. Zum Wäschewaschen fährt er zu seinen Töchtern und zum Duschen auch mal ins Schwimmbad. Er genießt diese neu gewonnene Freiheit, morgens im Grünen aufzuwachen und immer wieder neue Menschen kennenzulernen oder wenn Bekannte zu einem Schwatz vorbeikommen. Trotz seiner durch die Krankheit entstandenen Behinderungen hat er sich sein Leben so eingerichtet, wie es ihm gefällt. Davor habe ich großen Respekt.

Unbekanntes Terrain bewältigen

Wenn du dich auf eine Veränderung einlässt, dann bedeutet das tatsächlich, dass du deine Komfortzone verlassen musst. Da setze ich das Wort „musst“ ganz bewusst ein. Du begibst dich erst mal auf unbekanntes Terrain. Dass da nicht alles sofort so funktioniert, wie du es dir erträumt hast, dürfte doch wohl klar sein, oder? Denn natürlich malen wir uns in Gedanken das Endresultat aus, das Ziel, das wir erreichen wollen. Ist ja auch richtig, denn dahin soll es uns ja ziehen! Nur vergessen wir manchmal, dass dahin auch ein Weg führt. Und das ist nicht immer die glatt asphaltierte Straße. Da gibt es Offroad-Strecken, die überwunden werden müssen. Manchmal brauchen wir auch eine Machete, um uns durch einen Dschungel zu winden. Da geht’s dann vielleicht auch ein wenig langsamer oder man muss mal wieder ein Stück zurück und eine andere Möglichkeit suchen.

Und natürlich tauchen auch Ängste auf. Aber die sind dazu da, konfrontiert und bewältigt zu werden. Nur so wächst du und entwickelst deine Persönlichkeit. Bist du also bereit für eine Veränderung, einen Neuanfang? Für mich gibt es nicht einen Funken Zweifel an meiner Entscheidung. Sie fühlt sich richtig gut an, auch mit den momentanen Unzulänglichkeiten.

 

Learnings diese Woche:

  1. Vertraue darauf, dass es Menschen gibt, die bereit sind, dir zu helfen und nimm diese Hilfe auch dankbar an. (Selbst wenn es manchmal schwerfällt.)
  2. Betrachte Probleme und Herausforderungen mit Abstand. Lass dich davon nicht irritieren oder von deinem Vorhaben abbringen. Wenn du in 3 Monaten über dieses Problem nachdenkst, was hat es dann noch für eine Bedeutung?
  3. Egal, was das Schicksal dir vorlegt. Du entscheidest, was du daraus machst.

 

Bis nächste Woche!

 

 

Woche 1 im Van – Volle Schränke, fremde Waschmaschinen und die optimale Vanfrisur

Woche 1 im Van – Volle Schränke, fremde Waschmaschinen und die optimale Vanfrisur

Ich stehe hier an einem schönen Stellplatz mit Blick auf eine Burg in Mittelhessen. Abends ist sie wunderschön beleuchtet. Die Burg habe ich gestern zu Fuß erobert.

Normalerweise wäre ich wohl nie an einen solchen Ort gekommen, aber wenn man in einen Van zieht, muss man sich schon umschauen, wo man auch mal ein paar Tage stehen kann. Diesen Tipp hier habe ich von einer anderen Vanliferin. Sie steht hier öfter, auch jetzt. Wir hatten uns am Freitag hier verabredet.

Im Ort gibt es außer schönen alten Häusern nicht viel. Allerdings ist die Natur hier um mich herum wunderschön. Pferdekoppeln, freilaufende Hühner und sehr freundliche Menschen.

Sobald ich diesen Artikel fertig habe, werde ich zu den Steingärten laufen. Mal sehen, was mich da erwartet.

 

 

 

 

Rückblick auf die Woche 1

Die Basics müssen stimmen

Die erste Woche mit verschiedenen Herausforderungen ist geschafft. In zwei Tagen gebe ich die Wohnung komplett ab und dann wäre es super, wenn alles funktionieren würde. Das Wichtigste ist künftig die Stromversorgung sowie Gasversorgung im Winter, da Heizung und Warmwasser über Gas laufen. Die neu installierte Solaranlage mit 2×110 Watt Panels lädt die Batterie sogar wenn die Sonne nicht scheint. Das ist schon mal sehr gut. Zur Not habe ich auch noch ein Faltsolarpanel, das ich bei Bedarf auch noch zur Stromerzeugung nutzen kann. Einen Föhn oder eine Kaffeemaschine kann ich darüber nicht nutzen, da ich keinen Wechselrichter verbaut habe. Zum Laden meines Macbooks und meiner anderen Geräte nutze ich eine externe Powerstation oder die internen USB-Anschlüsse.

Der erste Defekt ist gestern eingetreten. Meine elektrische Trittstufe hat plötzlich den Geist aufgegeben. Also nächste Woche ab zum Händler und schauen lassen, was damit los ist.

 

Das digitale Büro und Internetgeschwindigkeit

Ansonsten habe ich mir hier mein Büro mit dem wichtigsten Equipment eingerichtet. Welche Unterlagen und welches Material ich immer dabeihaben sollte, das werde ich in den nächsten beiden Wochen testen. Das meiste wurde und wird noch auf online umgestellt. Eine echte Herausforderung, da manches einfach nicht machbar ist.

Zum Arbeiten habe ich mir feste Zeiten eingeplant. Anschließend gehe ich dann raus und bewege mich in der Natur. Das ist schon ein seltsames Gefühl. Ich brauche nur vor die Tür zu treten und schon bin ich im Grünen.

Ungewohnt ist für mich das langsame Internet. Zudem schwindet das Datenvolumen täglich. Für eine Stunde Teamsmeeting löst sich schon mal 1 Gigabyte in Luft auf.

Volle Schränke

Mittlerweile habe ich hier drinnen schon 4x umgeräumt, da ich immer noch nicht DIE Lösung für alles gefunden habe. Dabei wurde auch das eine oder andere wieder ausgeräumt. Wenn man die Dinge in die Hand nimmt, fragt man sich dann doch, ob man das wirklich dabei haben muss. Das ist wie mit manchen Schubladen oder Schränken. Solange man genügend Platz hat, wird reingestopft. Auf dem begrenzten Raum eines Vans geht das nicht. Wobei cih hier die Schränke ganz schön ausgereizt habe. Auf alle Fälle muss ich noch mehr reduzieren. Weniger ist mehr. Auch wenn es manchmal schwerfällt.

Social Media, Waschmaschinen und Föhnfrisur

Meinen ersten Tag am 17.4.2022 habe ich sowohl bei Facebook wie auch auf LinkedIn veröffentlicht. Interessant, wie viele Menschen mir in den sozialen Medien mal eine Dusche, einen Kaffee oder eine Waschmaschine angeboten haben. Toll! Das macht Mut und hat mich sehr berührt. Denn das gehört tatsächlich zu den Herausforderungen im Vanlife. Zudem muss ich mich noch mit Waschsalons auseinandersetzen.

Natürlich kann ich auch hier im Van Duschen. Aber bei meiner Frisur brauche ich unbedingt einen Föhn (das ändert sich vielleicht auch noch). Ein Föhn läuft halt nicht auf 12 V. Deshalb werde ich mehrmals in der Woche ein Schwimmbad aufsuchen. Ich kann dann endlich mal wieder meine Schwimmrunden absolvieren. Darauf freue ich mich ganz besonders. Diese habe ich während der Coronazeit doch sehr sehr vermisst.

So, Woche 1 ist durch.

Was waren meine 3 Learnings?

  1. Du kannst noch so gut organisiert sein, es gibt immer etwas, das noch justiert werden kann.
  2. Pausen einlegen. Nach einem langen und anstrengenden Meeting oder Arbeiten am Laptop erst mal etwas für Bewegung sorgen. Dieses Bedürfnis habe ich hier im Van übrigens mehr als ich das in meinem Büro hatte. Da saß ich manchmal 4 Stunden fest und habe dies nicht registriert.
  3. Spaziergänge als kreativen Prozess sehen. Neues entdecken, das inspirierend wirken und Kreativität freisetzen kann.

Mal sehen, was die Woche 2 dann bringen wird.

Tag 1 meiner Reise – Erste Nacht, seltsame Gefühle, Stresstest bestanden

Tag 1 meiner Reise – Erste Nacht, seltsame Gefühle, Stresstest bestanden

Van auf Stellplatz

17. April 2022, Tag 1 meines Experimentes

 

Wegwerfen und verschenken

Die letzten drei Tage haben wir meine Möbel und alles, was ich nicht weggeworfen oder verschenkt habe, eingelagert. Einige Sachen sind noch in der Wohnung, die teilweise in den Van müssen, teilweise noch zum Storage. Dank meines Sohnes und seiner Freundin und dem Transporter eines lieben Freundes hat der Auszug ganz gut geklappt.

So, dies war nun die erste Nacht meines „freien“ Lebens. Irgendwie doch komisch, jetzt wo es Wirklichkeit wird. Mir sind so viele Gedanken durch den Kopf gegangen, dass ich nicht besonders gut geschlafen habe. Am meisten beschäftigt mich alles rund um das Auto. Um die Basis des Autos mache ich mir weniger Gedanken, da der Wagen erst 2 Jahre als ist. Aber alles, was ich zum da drin leben brauche ist natürlich außerordentlich wichtig. Werde ich immer genug Strom und Gas haben? Funktionieren die Internetverbindungen, wenn ich mit meinen Kunden in Gespräche gehe? Was ist wirklich notwendig, was nicht.

Passt das Gewicht?

Da mein Van auf 3500 kg begrenzt ist, muss ich mit wenig auskommen. Ich will auch nicht unbedingt auflasten, da ich dann in die LKW Kategorie komme. Und da gibt es doch einige Nachteile. Es ist ja auch noch der Roller hinten drauf, der mit dem Lastenträger schon auf fast 200 kg kommt. Den Rest dieser Woche lade ich alles ein und fahre dann mal auf die Waage. Beim nochmaligen Durchlesen dieses Abschnittes fällt mir auf, wie geplant ich alles drangehe. Jahrelanges Denken und Organisieren sitzt schon ganz gut. Sehr lustig, denn das wird sich sicher ändern in Richtung mehr Spontanität.

 Seltsame Gefühle

Aber nun zu meinen Gefühlen. Tja, wie fühle ich mich heute morgen nach der ersten Nacht? Irgendwie doch sehr seltsam. Ich kann mir noch gar nicht so wirklich vorstellen, was in den nächsten 365 Tagen auf mich zukommen wird. Welche Hürden und Hindernisse werde überwinden müssen? Auf welche Menschen und Geschichten werde ich treffen? Wie läuft das alles mit meinem Job von unterwegs? Welche Inspirationen werde ich erhalten? Wie wird diese Reise mein künftiges Leben, Denken und Handeln beeinflussen? Alles ist möglich und offen.

 Immer wieder neue Lebenserfahrungen

Ich habe schon so viel in meinem Leben erlebt und gemeistert. Freiheit und Unabhängigkeit waren schon immer wichtige Werte für mich. Als Alleinerziehende Mutter in der Selbstständigkeit habe ich ganz bewusst diese Unabhängigkeit nach hinten auf meine Liste der Werte verschoben. Und jetzt ist die Zeit gekommen, diese Unabhängigkeit wieder zu leben. Allerdings auf eine ganz andere Art und Weise als ich dies vor 25 Jahren tat. Corona hat dazu übrigens noch sein Weiteres getan. Die Aufträge sind eingebrochen und meine Kunden haben sehr lange gebraucht, um auf online umzustellen. Durch die aktuelle weltpolitische Situation sind immer noch viele Firmen eher zurückhaltend, so dass ich jetzt für mich dieses Experiment starte. Ich werde nur noch eine kleine Homebase bei Freunden in der Nähe von Hamburg haben. Aber ansonsten bin ich frei und lasse die Dinge auf mich zukommen und mich überraschen lassen.

Wie geht es weiter?

Ich kann noch nicht sagen, in welchem Rhythmus ich auf diesem Blog berichten werde. Täglich sicherlich nicht, aber wahrscheinlich werde ich eine wöchentliche Reflektion vornehmen. Die erste Woche bin ich auf jeden Fall noch mit meinen obigen Fragen und der restlichen Wohnungsauflösung und -übergabe beschäftigt. Ich lasse mir jetzt noch zwei Wochen Zeit, dass sich alles einspielen kann.

 Stresstest bestanden

Grundsätzlich fühle ich mich hier im Van sehr wohl. Allerdings gab es gestern Abend ein wenig Stress, als ich die Alarmanlage einschalten wollte. Da blinkte der Wagen wie verrückt und ich wusste nicht, wie ich das aus der Welt schaffen soll. Habe erst mal alle Türen auf und wieder zugemacht (da haben sich die Nachbarn bestimmt ziemlich geärgert und ich werde mich später noch dafür entschuldigen) – hat aber alles nichts gebracht. Dann war die Lösung doch recht easy. Einfach auf den Taster der Warnblinkanlage drücken (die allerdings nicht geleuchtet hatte). Da erschien dann im Display „Folgen beenden“. Keine Ahnung, was ich da ausgelöst hatte. Ich werde auf Spurensuche gehen.

 

Über Kisten stolpern …

Über Kisten stolpern …

Der Stress nimmt zu, je näher der Auszug kommt. Noch 14 Tage, da gibt es noch vieles zu tun. Das Chaos ist mittlerweile eingetreten. Wo vorher Ordnung war, ist plötzlich alles Durcheinander. Die Hälfte meiner Mölbel habe ich schon abgebaut und eingepackt. Das steht nun irgendwo in der Wohnung permament im Weg.

Ich kenne das ja eigentlich schon. Und am Tag nach dem Umzug bin ich dann fix und fertig. Das ist wohl auch der Grund, warum viele Menschen nicht umziehen möchten. Was man dabei allerdings lernt: REDUZIEREN. Das habe ich ja schon in einem meiner anderen Posts geschrieben.

Heute wird Bruno abgeholt. Die Werkstatt hat ihm Solar aufs Dach gepackt und meinen Lastenträger für den Roller montiert. Die Elektrik werde ich in den nächsten Wochen checken, ob ich da noch was draufpacken muss, oder ob es für meine Anforderungen reicht.

Das Moped auf dem Foto ist leider nur Deko. Aber macht sich doch irgendwie gut, oder? Da habe ich doch glatt kurzfristig mit dem Motorradführerschein geliebäugelt… Spaß Ende. Mit meinem Roller gehts dann auch zu meinen Kunden, falls ich dort vor Ort keinen Parkplatz mit der großen Kiste bekomme. Zudem ist er spritsparender als der große Wagen.

 

Van mit Motorrad