Gerade komme ich vom See, wo ich meine morgendliche Qigong-Übung gemacht habe. Vor mir hat sich auf dem glänzenden Wasser ein Schwan geputzt und im Hintergrund habe ich den Kuckuck rufen gehört. Meinen Blogbeitrag habe ich zuvor geschrieben und ergänze ihn nur noch.

Wertschätzung oder Gleichgültigkeit?
In der letzten Woche hatte ich ja über das Thema Enttäuschung geschrieben und stelle fest, dass dies ein anregendes Thema ist. Diese Woche habe ich einen guten Freund getroffen, der über 25 Jahre als IT-Spezialist in einem Unternehmen tätig war. In den letzten beiden Jahren durch Corona hatte sich auch hier viel verändert. War er sonst bei seinem Kunden vor Ort beschäftigt, konnte diese Arbeit jetzt nur noch online erfolgen. Aber auch dies hat hervorragend funktioniert. Allerdings gab es durch den neuen „Chef“ des Unternehmens auch einige Veränderungen, von denen mein Freund betroffen war. Da sich einiges in eine Richtung entwickelt hatte, für die er nicht mehr stand, entschied er sich, ein paar Jahre früher in den Vorruhestand zu gehen.

Was war nun enttäuschend? Vielleicht hatte er erwartet, dass man ihn bittet, doch noch ein wenig länger zu bleiben. Insbesondere, da er ja der Spezialist und einzige Know-how-Träger beim Kunden war. Aber es kam nichts. Man hat recht schnell seiner Bitte entsprochen. Es kam auch kein Danke des neuen Vorgesetzten für die geleistete Arbeit in den vielen Jahren. Nur der Kunde bedauerte es sehr, dass er nicht mehr für ihn da war. Sie luden ihn sogar zu einer sportlichen Veranstaltung im Rahmen eines Städtelaufs ein, da sie wussten, das er Marathonläufer ist. Zum Kunden war es im Laufe der Jahre zu einer persönlichen und sehr wertschätzenden Beziehung gekommen.

Bei meiner Arbeit als Coach erlebe ich es immer öfter, dass insbesondere Ältere nach jahrelanger Arbeit sehr gerne verabschiedet und durch Jüngere ersetzt werden, wenn überhaupt. Selbst wenn man dies aus betriebswirtschaftlichen Gründen vielleicht noch nachvollziehen kann, muss es doch nicht an Wertschätzung fehlen. Mangelt es den Führungskräften an Empathie oder haben sie Angst, sich mit den Emotionen dieser Menschen auseinanderzusetzen? Ist das ihr schlechtes Gewissen oder einfach nur Gleichgültigkeit. Auf jeden Fall hinterlässt dies bei den Betroffenen teils bittere Enttäuschung, vielleicht auch Trauer, bei manchem auch Wut und Ärger über sich selbst, dass man sich jahrelang so sehr für dieses Unternehmen eingesetzt hat. Man ist weg und keiner redet mehr über einen. So jedenfalls die Gefühle der Betroffenen. Jeder verarbeitet dies anders und nicht selten stellt man sich selbst infrage. Jedenfalls kann diese Reaktion für den Betroffenen sehr verletzend sein, insbesondere, wenn die Beziehung über so viele Jahre auch zu einer emotionalen Verbindung geworden ist. Da hilft es, darüber zu sprechen und sich klar zu machen, dass nicht jeder die eigene Haltung und Moral an den Tag legt. Akzeptieren, wie es ist und gelassen bleiben. In der Ruhe liegt die Kraft!

Coaching in der Natur
Es geht voran mit meinem Leben und Arbeiten im Van. Meine Coachings führe ich im Moment meist virtuell durch. Neulich sagte mir jemand, man könne die Gefühle eines andern über den Bildschirm nicht erkennen. Vielleicht fällt das den Menschen schwer, die das nicht gewohnt sind. Sowohl meine Kolleginnen und Kollegen wie auch ich machen jedoch die Erfahrung, dass virtuelles Coaching sehr gut funktionieren kann. Es gibt aber auch Situationen, da bietet sich das persönliche Coaching an. Gestern bin ich mit einer Klientin zum Coaching in die Natur gegangen. Wir waren in einem wunderschönen Park mit kleinen See, Bäumen und eine kleinen Brücke unterwegs. Es war ein sonniger und warmer Tag. Nach dem Spaziergang setzten wir uns auf eine Bank mit Blick auf den See mit einer Insel für die Enten, auf der eine große Trauerweide stand. Diese Stelle hatte meine Klientin ausgesucht. Diese kleine Insel mit der Trauerweide war für sie das Symbol für ihr Thema. Es ging um Trennung und darum, dass sie ihr Leben alleine weiterführen wollte, aber mit vielen Ängsten und Unsicherheiten konfrontiert war. Da ich im Coaching gerne Elementen aus der Natur zu Analyse und Lösungsfindung nutze, konnte sie mit neuen Ideen und Zuversicht in ihre nächste Phase gehen.

Probiere es doch selbst mal aus. Wenn du ein Thema oder Problem hast, gehe raus in die Natur und finde einen Ausschnitt, der dich zu deinem Thema anspricht. Nimm dann die einzelnen Elemente wahr. Z.B. die Insel war die Klientin selbst. Sie steht alleine da. Die Trauerweide waren die vielen Unbekannten, die sie auf sich zukommen sah. Die Lösung war eine andere Trauerweide, die auf der Landseite stand und die Trauerweide auf der Insel mit ihren Ästen ganz leicht berührte und sich mit ihr verband. Für meine Klientin bedeutete dies, sich jemanden zu suchen, der sie für eine Zeit an die Hand nimmt und ein Stück begleitet.

Stellplatzsuche
Das Thema „Wo stelle ich mich heute hin?“ Dank ein paar Apps und Google ist dies bisher kein Problem gewesen. Ich finde immer wieder einen Platz. Wobei ich nicht aufs geradewohl losfahre, sondern die Umgebung mit den Apps absuche. Ich habe für mich festgestellt, dass ich gerne in der Nähe von Wasser bin und nicht mit vielen andern auf einem Platz stehen möchte. Auf meiner Rückreise nach Hessen bin ich deshalb am Steinhuder Meer aufgeschlagen. Es ist wunderschön dort. Allerdings würde ich hier im Sommer nicht sein wollen. Da wird es nur so wimmeln von Touristen. Da ich Frühaufsteherin bin, gehe ich meist nach meinem ersten Kaffee im Bett und dem Lesen der Nachrichten eine Runde raus in die Natur. Den Vögeln zuhören, die Enten auf dem See beobachten oder einfach nur den Wind um die Nase wehen lassen. Das ist etwas, was mich bei meinem Experiment total bereichert. Heute stehe ich an einem wunderbaren See, an dem ich jetzt gleich meine Qigong-Übung machen werde. Wer kann das schon. Aus dem Bus steigen und schon in der Natur zu sein. Ich genieße dies jeden Tag!

Learnings diese Woche:

1. Schenke jedem Tag einem Menschen deine Wertschätzung.
2. Mache dir bewusst, was dir guttut und tu dies auch. Du solltest dir selbst der wichtigste Mensch sein.
3. Eine gute Planung gibt Sicherheit.

 

Bis nächste Woche. Bleib gesund und heiter.