Woche 40 und 41 – Krasse Gegensätze, die nachdenklich machen

Woche 40 und 41 – Krasse Gegensätze, die nachdenklich machen

Die letzten Wochen haben mich ziemlich nachdenklich gestimmt. Treffe ich doch immer mehr Menschen, die es sich nicht mehr leisten können, eine Wohnung, Miete oder gar ein Haus zu bezahlen. Besonders in Spanien fällt mir auf, dass viele junge Spanier in meist älteren Wohnwagen, manche sogar in kleinen Kombis mit isolierten Fenstern leben. Erst gestern habe ich in einer Spaniengruppe von diesem Problem gelesen. Jetzt im Winter, wo die meisten Hotels und Lokale geschlossen haben, müssen sich diejenigen, die sonst dort arbeiten sich irgendeinen Job suchen, um wenigstens leben zu können. Und da mittlerweile auch hier die Mieten nicht mehr im Verhältnis zur Entlohnung der Servicemitarbeiter stehen, bleibt denen auch nichts anderes übrig, als ungewöhnliche Lösungen für sich zu finden. Bei der derzeitigen Kälte in Spanien nicht sehr angenehm.

Kilometerweit Weißware am Strand

!Ein großes Problem ist, dass es hier in Spanien nur so von Wohnmobilen wimmelt. Nicht selten stehen auf irgendeinem städtischen Parkplatz oder auf wilden Plätzen mehr als 60 dieser großen weißen Kisten, selbstausgebauten LKW’s und Kastenwagen. Einige sind auch im Minicamper unterwegs. Das sind Kombis, die teilweise liebevoll zum Camper ausgebaut sind. Überwiegend treffe ich Deutsche, Niederländer, Belgier und auch ein paar Engländer. Die meisten sind Rentner, die von Oktober bis Ende März hier in Spanien oder weiter unten in Marokko die Winterzeit verbringen. All diese belegen nicht nur Parkplätze, sondern auch kilometerweit Landstriche an den Stränden, so dass für Einheimische kaum mehr Platz bleibt. Zwischendurch fahren sie dann weg, um ihr Abwasser zu entsorgen. Dazu muss man aber seinen Platz verlassen. Und dann stellt sich da sofort ein anderer hin. Nicht wenige lassen ohne den geringsten Skrupel ihr Abwasser gerade dort ab, wo sie stehen. Mitten in der Natur.

 

„Hier herrsche ich!“

Dieser schieren Masse an Wohnmobilen wird Spanien bald nicht mehr Herr werden. Deshalb greift die lokale Polizei mittlerweile auch durch und räumt öfter mal diese Plätze. Das ist verständlich, denn dieser Raum fehlt den Einheimischen, die hier tagtäglich leben, arbeiten  und in der Freizeit auch mal abschalten wollen. Zudem sind die wenigen Campingplätze, die im Winter offen haben, meist total ausgebucht. Viele Rentner buchen sich für Monate auf dem gleichen Platz ein. Da ergibt sich nicht selten ein eigenartiges Phänomen. Dass sich nämlich Ansprüche daraus ergeben, man könnte die Herrschaft über den Platz übernehmen. Manchmal kann ich da nur den Kopf schütteln. Im letzten Jahr ist uns hier so ein Platzwart mit Schäferhund begegnet, der uns sofort in die Schranken wies. Wohlgemerkt, er war auch nur Gast. Aber manche denken, da sie so lange da sind, haben sie andere Rechte als diejenigen, die nur kurz mal vorbeischauen.

Mich erschreckt diese Situation. Denn wo soll das hinführen? Jeder dachte ja, wenn Corona vorbei ist, wird sich das wieder ändern. Da werden die Preise für Wohnmobile wieder runter gehen, da die Leute dann wieder Fernreisen unternehmen werden. Dem ist tatsächlich nixht so. Ein Umdenken hat stattgefunden. Viele, die noch voll im Arbeitsleben stehen, haben Geschmack daran gefunden, von irgendwo unterwegs zu arbeiten. Sie finden das Nomadenleben ganz gut. Deshalb sind mittlerweile die Preise für Wohnmobile ins beispiellose gestiegen.

Digitale Nomaden

Diese digitalen Nomaden, die es sich beruflich und auch sonst leisten können, von überall aus zu arbeiten sind eher mehr unterwegs. Sie bleiben ein paar Tage irgendwo und reisen dann weiter. Diese Gruppe habe ich bisher als sehr angenehm empfunden. Im Prinzip machen sie den gleichen Job wie vorher, nur eben von ihrem Wohnmobil aus. Teilweise taten sie dies von vorher vom Homeoffice aus. Für manche ist dies ein Rechenbeispiel. Die Kosten für Heizung, Strom, Grunderwerbsteuer und was sonst noch alles für Haus oder Wohnung anfällt wird ihnen zu hoch. Einige haben ihr Haus verkauft und sich für das Geld ein gut ausgestattetes Wohnmobil besorgt. Das sind dann halt die wirklich großen Monster von über acht oder zehn Metern. Richtige Raumwunder. Darin gibt es alles, was sie zum Leben und Arbeiten brauchen. Meist sind sie als Paar unterwegs. Zu Zweit wäre mir so ein kleiner Kastenwagen wie meiner auch zu klein. Neulich fühlte ich mich als einer von zwei Kastenwagen unter 50 Weißwaren-Kisten schon ein wenig seltsam.

Rentner und Saisonarbeiter

Da gibt es u.a. die satten Rentner, die aus Vergnügen (oder Langeweile) mit den großen Kisten unterwegs sind, auf der anderen Seite diejenigen mit teils selbst ausgebauten Autos, die zusehen müssen, wie sie tagtäglich überleben und denen nichts anderes übrig bleibt, als in einem mobilen Heim – oder wie man es auch immer nennen mag, zu leben, wie ich es bereits eingangs beschrieb.

Nicht wenige arbeiten als Saisonarbeiter in Sommer- und Winterregionen, ohne dass sie dort eine bezahlbare Unterkunft bekommen. Das bedeutet, dass man nicht nur ohne Wohnung, sondern oft im Winter auch ohne ausreichende Heizung auskommen muss. So spaltet sich die Gesellschaft gerade in bedenklichem Maße. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Ja ich weiß, wir reden schon immer davon. Aber so krass wie auf dieser Reise habe ich das bisher wirklich noch nicht erlebt. Gerade hier in Spanien ist es extrem. Zuhause befand ich mich in meiner Blase, meinem Umfeld, da ist mir das überhaupt nicht aufgefallen. Umso mehr hat es mich doch erschreckt, was da gerade geschieht.

Gibt es diese Szenarien auch bald bei uns?

Müssen wir in Deutschland auch bald damit rechnen, dass sich solche Szenarien ergeben? Auch hier kann man feststellen, dass heuer im Winter wesentlich mehr Wohnmobile unterwegs sind. Oft auch Menschen, die sich eine Wohnung nicht mehr leisten können oder wollen, da sie entweder nur Teilzeit- oder Minijobs haben und bei einer Wohnungsbewerbung chancenlos sind. Denn hier muss man sich ja komplett offenbaren. Neben Schufaauskunft auch noch den Gehaltszettel an zig Vermieter abgeben. Wo bleibt hier der Datenschutz frage ich mich da, wenn ich jedem x-beliebigen Vermieter meine Vermögensverhältnisse offenlegen muss. Weiß ich, was der mit meinen Daten anfängt?

Unsere Bürokratie – ein Dauerproblem

Zudem haben wir in Deutschland eine Bürokratie, die nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen der Menschen angepasst ist. Ich wollte mir schon vor Jahren ein Tinyhaus kaufen. Das Problem war jedoch, ein Grundstück zu finden, auf das man ein solches überhaupt stellen darf! Denn so einfach ist das nicht. Die ganzen Auflagen, die Anforderungen, das kann man nicht erfüllen. So wird man irgendwann mürbe und fragt sich, was man tun kann. Besonders beim Baurecht zeigt sich die deutsche Bürokratie in ihrer wahren Form. Freunde von mir hatten einen Hof in Norddeutschland gekauft mit der Idee, dort mit der Familie einzuziehen und vielleicht sogar einen Workingspace zu eröffnen. Fragt nicht, wie viele Jahre und Geld es sie gekostet hat, das zu erreichen. Fast wäre es sogar gescheitert. Es hat die Familie unendlich viele Nerven gekostet und durch die Verzögerung des Bauamtes über Jahre hinweg haben sich die Baukosten mehr als verdoppelt. Zudem dürfen sie bis dato immer nicht all das verwirklichen, was sie geplant haben.

Ist das Sozialamt die bessere Lösung?

Eigentlich engagiere ich mich nicht politisch. Aber jetzt muss ich da doch mal meinen Senf dazugeben. Warum wird es uns so schwer gemacht, neue Dinge einzuführen? Wieso wirft man Menschen mit guten Ideen ständig Knüppel zwischen die Beine? Menschen, die ihre Leistungsfähigkeit und Motivation für Neues einbringen wollen. Ich verstehe es nicht!

Als ich noch in Berlin gewohnt habe, traf ich aus dem Gymnasium meines Sohnes eine Mutter. Sie erzählte mir, dass sie einen Doktor in Biologie habe, aber nicht arbeiten würde. Sie hatte zwei Kinder über künstliche Befruchtung aus der Samenbank zur Welt gebracht und meinte, dass sie vom Amt so viel Geld bekommen würde, dass sich eine Arbeit nicht lohnen würde. Da ist mir doch glatt der Mund offen stehen geblieben, was bei mir selten vorkommt. Es war für sie eine Selbstverständlichkeit, dass sie und ihre Kinder vom Staat leben, also von dem Geld, das andere erwirtschaften. Und das hat sie ohne Probleme schon über zehn Jahr hingekriegt und hatte auch nicht geplant, daran etwas zu ändern.

Wenn ich dann sehe, dass leistungswillige und arbeitsbereite Menschen sich durch unsinnigen Behördenkram schlagen müssen, wenn sie sich selbstständig machen wollen, dann stimmt da doch was ganz gewaltig nicht. Ich weiß, ich ändere nichts daran, aber das musste jetzt echt mal raus. Ich bin ja nun schon seit vielen Jahren selbständig und weiß, wovon ich spreche. Man muss sich um alles selbst kümmern und das raubt Zeit. Zudem kann man sich am Anfang oder wenn das Geschäft mal nicht läuft nicht immer Fachleute leisten, die einen darauf aufmerksam machen, worauf zu achten ist. Ich hoffe, dass sich mit der Zeit endlich etwas ändert. Deshalb verstehe ich den einen oder andern, der sich unabhängig machen will und einfach das Land verlässt. Ich möchte übrigens die vielen Schwurbler, die mit allem in Deutschland unzufrieden sind nicht unerwähnt lassen. Erst letzte Woche hat mich so jemand gleich nach meiner Ankunft auf einem Stellplatz angesprochen. Ich hatte das Gefühl, sie sucht Verbündete, um sich in ihrer Meinung zu festigen. Da ist man bei mir leider an der ganz falschen Adresse.

Es sind schon krasse Gegensätze, die ich gerade wahrnehme.

So, das war’s für heute.

Meine Learnings

  • Manchmal ist und bleibt man sprachlos.
  • Aufgeben ist auch keine Option.

Ich wünsche eine gute Zeit und bleib gesund und heiter!

Woche 38 und 39 im Van – Meine neue Liebe – Mallorca

Woche 38 und 39 im Van – Meine neue Liebe – Mallorca

Ich fasse jetzt immer zwei Wochen zusammen. Ende Dezember bin ich ja auf die Insel Mallorca gefahren. Nun habe ich noch um eine Woche verlängert, da es mir unglaublich gut gefällt. Man könnte hier locker an einem Tag um die Insel fahren. Aber da würde man sehr viel nicht sehen. Über verschiedene Dinge hatte ich bereits im letzten Blog berichtet. Heute geht es darum, wie mich diese Reise verändert. Obwohl ich noch nicht weiß, wohin das alles führt.

Knieschmerzen – Nein, bitte nicht!

Zunächst leide ich gerade leider unter ziemlichen Knieschmerzen, so dass ich sogar erwogen hatte, direkt nach Deutschland zurückzufahren, und mir ein neues Knie einsetzen zu lassen. Und eigentlich möchte ich mein Knie ja behalten. Also mir eine Spritze geben lassen und noch beim Physiotherapeuten vorbeigeschaut. Der hat mir dann auch die Triggerpunkte ein Stück weit gelöst. Mein Problem ist dadurch allerdings nicht erledigt. Das kommt davon, wenn man viel Sport treibt. Nun ist die Arthrose da. Shit happens! Einer überstürzten Abreise habe ich dann mit einer Verlängerung vorgebeugt. Denn hier auf der Insel gibt es noch so viel zu entdecken. Nachtrag. Seit vier Tagen mache ich Übungen von Liebscher und Bracht. Und was kann ich sagen: Die Schmerzen sind viel geringer. Fast schon weg. Vielleicht erübrigt sich doch die Operation. Drückt mir die Daumen!

Reisen verändert den Blick

Ja, wie hat – oder wie verändert mich diese Reise eigentlich? Unterwegs bin ich auf viele Menschen getroffen, die unterschiedliche Lebensmodelle haben. Allen gemeinsam ist, dass sie frei sein möchten, sich nicht an Dinge binden und ihre Entscheidungen selbst treffen wollen. Ja, sie haben sich einen Lebensweg gesucht, der sie zufrieden macht. Manche sind auch noch auf der Suche danach.

Was habe ich bis dato festgestellt? Mir fehlt das Zusammensein mit Menschen, die mir besonders wichtig sind. Auch wenn ich viel mit ihnen telefoniere, so ist es doch etwas anderes, dem andern auf der Terrasse oder im Kaffee oder irgendwo auf einem schönen Platz gegenüberzusitzen oder in den Arm zu nehmen. Es entsteht eine andere Verbindung, eine Nähe, die man auf Entfernung einfach nicht richtig hinkriegt. Und auch wenn ich viele Menschen unterwegs treffe, von denen ich auch die meisten sehr liebenswert finde, so bleibt doch immer eine gewisse Distanz.

Den Augenblick genießen

Wenn ich nicht gerade mit irgendwelchen Aktivitäten, sei es arbeiten, einkaufen oder was auch immer beschäftigt bin, wenn ich alleine wie jetzt gerade am Strand stehe und auf das Meer blicke, dann überkommt mich eine Dankbarkeit, dass ich dies hier alles erleben darf. Heute morgen beim Sonnenaufgang, wo ich meine Qi Gong Übungen am Strand durchführe, ist ein Reiter mit seinem Pferd im Wasser unterwegs übt mit diesem verschiedene Schritte. Das Pferd ist fast bis zum Bauch im Wasser. Sie drehen Kreise, traben gerade aus, mal langsam, mal etwas schneller. Reiter und Pferd sind ein sehr harmonisches Miteinander in den sanften Wellen. In diesem Moment überkommt mich das Gefühl, dass ich diesen Augenblick gerne für immer festhalten möchte. Aber es sind eben nur Augenblicke, an die man sich später erinnern kann. Denn sobald ich mich umdrehe und aufs Land blicke, sehe ich grässliche Hotelbauten, die dem Idyll ein jähes Ende setzen. Wie sagte Doris zu mir. „Du darfst nur gerade aufs Meer, links und rechts schauen – aber nur nicht nach hinten.“ Recht hat sie.

Emotionen

Während ich diesen Blog schreibe, sitze ich im Van und blicke auf das Meer. Ich stehe auf einem Parkplatz, auf dem tagsüber ein ständiges Kommen und Gehen ist. Menschen, die zum Joggen an den Strand kommen oder ihre Hunde über den Strand tollen lassen. Radfahrer, die an der Promenade entlang radeln oder einfach nur Spaziergänger, die das wunderbare Wetter genießen. Den einen oder andern treibt es auch ins Wasser. Mal sehen, ob ich das heute auch schaffe.

Ich frage mich, was ich über mein bisheriges Erleben schreiben soll. Es fällt mir schwer, meine Gefühle und Empfindungen der Erfahrungen aus den letzten Monaten in Worte zu fassen. Auf meiner Reise gab es Enttäuschungen, Freude, Einsamkeit, Gemeinsamkeit, gute Gespräche, Lachen, Weinen. Gefühle und Emotionen, mit denen ich alleine zurechtkommen musste. Auf dem Festland in Portugal und Spanien habe ich mich eher ungeduldig gefühlt, war manchmal genervt vom Wetter und bin regelrecht durch das Land gehetzt. Anfangs war es mir schwergefallen, länger an einem Ort zu verbleiben. Als ich dann nach Andalusien kam, hatte ich wieder ein freies Gefühl. Die Weite des Landes, die sanfte Landschaft mit hundertausenden Olivenbäumen, endlos lange Straßen und wunderbare lebendige Städte haben dies bewirkt. Raus aus der Enge, die ich in Portugal empfand.

Schnell vs. Langsamkeit

Die Weite und teilweise Kargheit Andalusiens hat mich überwältigt und mich dazu bewegt, große Distanzen zu überwinden. Ich habe mich einfach gleiten lassen. Nicht überall angehalten, um schnell mal ein Foto zu schießen. Erst in der Wüste Tabernas habe ich ein Stück weit zur Ruhe gefunden. Hier bin ich auch wieder auf liebenswerte Menschen getroffen, die ich bereits in Nordspanien kennenlernen durfte. Ich stand dann auch noch eine ganze Weile in Almeria bis es mich wieder gejuckt hat und ich weiter wollte. Kurzerhand entschied ich mich für Mallorca.

Auf Entdeckung

Hier auf der Insel ist alles anders. Der Takt ist langsamer. Alles ist entspannter, gelassener. Die Menschen stehen an der Kasse an, ohne sich zu beschweren (zumindest die Mallorquiner). Was mich allerdings irritiert hat: hier findet man mehr deutschsprachige Menschen als in Frankfurt auf der Zeil. So what!

Mallorca hatte für mich immer einen „na ja“-Ruf. Umso überraschter bin ich über die Vielfalt hier. Wunderbare lange Sandstrände, hohe Klippen, traumhafte Buchten, extrem viel Natur und grün um mich herum. Herden von Schafen und Ziegen, die zwischen Mandelbäumen friedlich auf den Wiesen grasen. Erste Blüten konnte ich schon sehen. Einsame Gehöfte tief im Innern der Insel und Touristenburgen an der Küste, die jetzt im Winter total ausgestorben sind, so dass man die Gegend ganz für sich alleine hat.

In dieser Umgebung können neue, kreative Ideen entstehen. Kann man zur Ruhe kommen, sich auf das Wesentliche besinnen. Die Kraft der Natur spüren, mit Meeresrauschen einschlafen und wieder aufwachen. Unbeschreibliche Sonnenauf- und Untergänge erleben und in einen blauen Himmel blicken, der atemberaubend schön ist. Nicht zu vergessen den klaren Sternenhimmel.

Coworking Space

Zwischendurch sitze ich im Coworking Space von Rayaworx bei Doris und Rainer. Hier fühle ich mich sehr wohl. Die beiden sind sehr herzlich der Kaffee dort schmeckt einfach hammermäßig gut. Es gibt dort superschnelles Internet und wenn man aus dem Office tritt, ist man direkt mitten in der Stadt mit schönen Cafés, wo man lecker Essen kann. Zum Strand und den Buchten fahre ich mit meinem Roller keine 10 Minuten. Der Ort Santanyí ist noch ziemlich ursprünglich und hat doch alles, was man zum guten Leben braucht. Hier ein paar Wochen zu verbringen, Abstand von der Hektik in Deutschland zu bekommen, zu arbeiten und zu genießen. Das ist hier ein guter Ort dafür.

Über die Insel fahren

Auch das Landesinnere von Mallorca birgt seine Schönheiten. Valdemossa zum Beispiel, das Kloster Monestir, das neben der Finca von Michael Douglas liegt, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Für Radler und Wanderer ist Mallorca ein Paradies. Eine Fahrt durch das Tramuntana-Gebirge und der Besuch der einzigen zwei Seen auf der Insel waren ein Highlight. Zum Cap Formentor bin ich nicht ganz durchgedrungen. Die Straße war wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Trotzdem ist der Blick vom vorletzten Aussichtspunkt schon sehr beeindruckend.

Meine neue Liebe

Dann die Buchten. Ich weiß nicht, wie viele ich besucht habe. Alle wunderschön mit klarem türkisfarbenen, blauem Wasser. Eigentlich wie in der Karibik. Nur dort gibt es mehr Palmen als hier. Kurz vor meiner Abfahrt habe ich es auch noch geschafft, die ersten Mandelblüten zu fotografieren. Auf alle Fälle muss ich wieder hierherkommen. Eine Insel, in die man sich sofort verliebt – oder auch nicht. Ich habe mich in sie verliebt. Allerdings ist es mit einem Camper nicht so günstig. Nächstes Mal werde ich mich in einer Ferienwohnung einmieten und mit dem Flieger hierherkommen. Ein kleines Auto mieten, mit dem man besser die schmalen Straßen und Gassen bewältigen kann.

Es gäbe noch viel Interessantes über diese Insel zu berichten. Aber für heute ist erst mal Schluss.

 Learnings:

  • Bleibe offen in deinem Leben und genieße den Augenblick.
  • Mach langsam. Dann entdeckst du Neues.

Bis zum nächsten Mal. Bleib gesund und heiter.

Woche 36 + 37 im Van – Weihnachten, Jahreswechsel, Mallorca

Woche 36 + 37 im Van – Weihnachten, Jahreswechsel, Mallorca

Gerade habe ich meinen ersten Podcast 2023 für „HeckenGespräche“ mit Doris Schuppe von Rayaworx auf Mallorca abgemischt. Morgen wird er auf den bekannten Kanälen erscheinen.

Wüste Tabernas und Weihnachten in Almeria

Ich bin noch eine Weile in Andalusien geblieben. War in der Halbwüste Tabernas für ein paar Tage mit anderen Reisenden, die ich bereits in Nordspanien getroffen habe, geblieben. Zwischendurch schaute ich mir die Gegend mit dem Roller an. Konnte ich doch ein wenig Kurven üben, da hier nur ganz wenige Autos unterwegs waren. Und im Übrigen muss ich feststellen, dass die Spanier sehr rücksichtsvoll fahren. Bis dato hat mich noch kein Auto in Bedrängnis gebracht. Nachdem es Nachts in der Wüste doch ein wenig kalt wurde,  beschloss ich, wieder runter ans Meer nach Almeria zu fahren. Sind eigentlich gerade mal circa 45 Kilometer, aber der Temperaturunterschied in der Nacht ist doch sehr krass. Hier waren es dann zwischen 12 und 15 Grad. Somit auch keine Heizung nötig.

In Almeria bin ich dann bestimmt fünf Tage geblieben und mit dem Roller die Gegend und die Stadt abgefahren. Der Roller war die beste Entscheidung. So kann ich locker meine 60 und mehr Kilometer am Tag hinter mich bringen und muss nicht meine Knie belasten. Leider machen mir diese ziemlich große Sorgen.

Würstchen mit Kartoffelsalat

An Weihnachten kam es dann zu einer größeren Zusammenkunft von Reisenden und es gab das klassische Würstchen mit Kartoffelsalat am Heiligabend. Da es hier so wunderbar warm war, konnten wir bis spätabends draußen an der großen Tafel sitzen und gemeinsam den Abend genießen.

Dann gings wieder weiter nach Gabo de Gata. Dort stand ich eine Nacht oben am Berg mit Blick auf eine wunderschöne Bucht. Und natürlich habe ich mich dort todesmutig in die Fluten gestürzt und das klare und vor allem kalte Wasser genossen.

Auf nach Mallorca

Vorher hatte ich mich übrigens spontan dazu entschieden, mal kurz einen Abstecher nach Mallorca zu machen. Für den 27.12.22 gab es dann sogar noch eine sehr günstige Fähre von Valencia nach Palma. Insgesamt ist man 7,5 Stunden unterwegs. Die Fähre ging um 22.30 Uhr los, so dass ich frühmorgens in Palma ankam. Hier war nur Nebel.

Es ist landschaftlich schon ein ziemlicher Unterschied zum spanischen Festland. Hier auf der Insel ist alles grün und die gelben Blüten des Klees breiten sich über die Wiesen aus. Dieses satte Grün steht im krassen Gegensatz zu dem steinigen und kargen spanischen Festland. Wobei es schon Richtung Valencia ein wenig grüner wird. Noch habe ich nicht viel von der Insel erforscht. Das werde ich diese Woche noch tun.

Keine Böller und Raketen

Silvester habe ich dann mit Freunden verbracht. Wir haben gemeinsam gekocht und sind dann kurz vor Mitternacht auf den Platz vor der Kirche von Santanyi gelaufen. Hier wird nicht mit Böllern und Raketen geknallt. Das war eine echte Wohltat. Dafür war neben der Kirche ein großes Discozelt aufgebaut und die Menschen tanzten fröhlich in das neue Jahr hinein. Eine besondere Eigenschaft ist hier übrigens, dass kurz vor Mitternacht die Glocken 12 mal läuten. Und bei jedem Läuten muss man eine Traube essen. Eine für jeden Monat im kommenden Jahr. Das soll Glück bringen. Na, mal sehen.  Ich hab sie jedenfalls alle verdrückt.

Am ersten Tag des Jahres bin ich dann mit dem Roller an die Küste zu einer kleinen Wanderung gefahren. Leider nur sehr wenig gelaufen, da meine Knie gerade nicht mehr mitmachen. Alles nicht schön. Trotzdem muss ich die Buchten hier echt bewundern. Und jetzt, in der Winterzeit, sind diese natürlich auch nicht überfüllt. Alles ist ganz entspannt.

Wo hinstellen?

Über eine Freundin habe ich bei einem Bekannten von ihr einen Stellplatz auf deren Finka bekommen. In Mallorca darf man sich nämlich nicht einfach irgendwo hinstellen. Nur auf dafür gekennzeichneten Plätzen. Und jetzt im Winter sind die wenigen Campingplätze leider zu. Hinzu kommt, dass es nur zwei Stellen zur Entsorgung von Grau- und Schwarzwasser gibt. Scheinbar möchte man hier keine Camper sehen. Ich bin also sehr dankbar für die Möglichkeit, auf einem privaten Gelände stehen zu können.

Jedenfalls fühle mich hier total wohl und habe auch das Gefühl, ganz runterfahren zu können. Heute arbeite ich im Coworking-Space von Rayaworks. Endlich mal ein Internet, das nicht permanent abbricht. Das passiert mir hier auf der Insel leider öfter mitten in der Arbeit. Mit Doris habe ich ein Interview geführt, geschnitten und bearbeitet. An das Video muss ich mich noch dransetzen. Dauert alles immer ziemlich lange. Zudem habe ich ein neues Schnittprogramm, in das ich mich auch noch einarbeiten muss.

Jahreswechsel

Noch ein kurzer Jahresrückblick. Es ist beruflich doch noch besser gelaufen, als ich am Anfang des Jahres dachte. Meine Entscheidung, im Van zu leben und zu arbeiten, habe ich bis dato noch immer nicht angezweifelt. Bin nun gespannt, was 2023 bringt. Ich lasse mich überraschen!

Ich wünsche euch Gesundheit, Glück, Gelassenheit und dass sich eure Wünsche in 2023 erfüllen.

 

Das war’s für heute. Bleib gesund und heiter.

Woche 33-35 – Schreibpause

Woche 33-35 – Schreibpause

In Woche 33 habe ich entschieden, zunächst einmal eine Schreibpause einzulegen. Es entsteht zwar jedes Mal nicht viel Text, aber trotzdem benötige ich dafür mindestens drei Stunden jeden Samstag bzw. Sonntag. Das hat damit zu tun, dass es manchmal mit dem Internet nicht so richtig funktioniert. Wenn ich beispielsweise am iPad schreibe, muss ich die automatische Speicherfunktion erst mal ausschalten, damit ich offline arbeiten kann. Zudem muss ich sagen, nerven mich die Microsoft-Programme so langsam. Aber das war es nicht, weshalb ich nichts mehr geschrieben habe.

Portugal – das war’s

Nachdem ich mehrere Wochen durch Portugal gereist bin, mit mehr oder weniger Frust wegen des zum großen Teil schlechten Wetters – wie gesagt, super für die Natur – aber doch ein wenig deprimierend, wenn man viel Zeit im Van verbringen muss. Nach einem Abstecher an die Algarve, wo ich mir mit dem Speedboot die wirklich sehenswerte Küstenlinie mit den vielen Höhlen und sehr schönen von der Natur geschaffenen Felsformationen angeschaut habe, bin ich dann doch rüber nach Andalusien gefahren.

Andalusien – eine Bereicherung

Was für eine Wohltat für das Auge. Alles wurde weiter, die Berge und Täler nicht mehr so eng, gradlinige Strukturen der wie mit dem Lineal gezogenen Olivenhaine. Felder, die bereits geerntet wurden, wechselten sich mit den Olivenhainen ab. Eine Wonne für meine Augen, die so viel kaputte Strukturen oder reine Touristenburgen an der Algarve in den letzten Wochen gesehen hatten. Im ersten Ort angekommen, gleich an einem Lokal vorbeigelaufen, wo Spanier mit viel Palaver zusammengesessen, gegessen und gequatscht haben. Sind halt echt laut die Spanier. Das hat mir in diesem Moment sehr gut getan.  Eine Wohltat, endlich mal wieder glückliche Menschen in Lokalen zu sehen. Das habe ich in Portugal vermisst. Kaum Restaurants oder Lokale, die offen hatten und wenn dann saßen keine Menschen drin. Auf die Öffnungszeiten dort konnte man sich auch nicht verlassen. Eigentlich war so gut wie alles zu.

Mit Andalusien habe ich einen Landstrich entdeckt, der mir sehr gefällt. Ich hatte dann auch das Gefühl, endlich mal wieder frei atmen zu können. Diese Weite fand ich unglaublich erquickend. Leider konnte ich von der Autobahn aus keine Fotos machen, was ich im Nachhinein bedauere.

Als erste Station war ich in Cordoba. Meinen Van hatte ich auf einem Parkplatz gegenüber eines Einkaufszentrums geparkt. Da der Van für mich da alles ist, was ich im Moment zum Leben brauche, hatte ich ehrlich gesagt, eine permanente Anspannung in mir, als ich zur 1,7 km entfernten Moschee-Kathedrale gelaufen bin. Die Angst, dass der Wagen geklaut oder aufgebrochen wird, begleitet mich leider sehr oft. Dann musste ich auch noch fast drei Stunden warten, bis ich mit meinem Ticket rein konnte. Ich habe es dann doch geschafft, meine Angst zu überwinden und mich in ein Lokal zu setzen und eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen. Im Gegensatz zu Portugal strotzte es hier nur so von Leben. Ein volles Lokal neben dem andern. Zudem das herrlichste Wetter an diesem Tag. Der Besuch der Moschee-Kathedrale war wirklich ein Highlight meiner bisherigen Reise. Baukunst aus verschiedenen Epochen und Kulturen. Ein Muss auf eine Spanienreise.

Am nächsten Tag hat mich dann auch wieder der Regen eingeholt. Also bin ich weitergefahren Richtung Malaga. Zwischenstation war ein kleiner Stellplatz in den Bergen von Malaga, wo ich 2 Tage blieb. Es hat ja sowieso nur geregnet. Da ich ziemliche Knieschmerzen hatte, habe ich einen Termin bei einem deutschsprachigen Arzt in der Nähe von Malaga gemacht. Tagsdrauf dort hingefahren und mir eine Spritze geben lassen. Aber leider muss ich mich damit abfinden, dass bei meinen Knien nichts mehr zu retten ist. Das hat man davon, wenn man sein ganzes Leben immer irgendwie etwas Sportliches gemacht halt. Da helfen jetzt nur noch neue Knie.

Kontake knüpfen

In der Nähe von Malaga hatte ich mich dann mit einer anderen Camperin verabredet. Es hat gut getan, mal wieder jemandem gegenüberzusitzen, zu lachen und zu reden. Dort hatten wir wettermäßig alles zwischen Sonnenschein und Regen. Eigentlich wollte ich den Caminito del Rey laufen, einen an steilen Wänden verlaufenden Pfad etwas oberhalb von Malaga. Aber dort ging durch den heftigen Regen eine Schlammlawine runter, so dass ich zwar in die Richtung gefahren bin, mich aber dann umentschieden habe, da es wieder mal heftig geregnet hatte und ich nicht sicher war, ob die Reparaturen wirklich schon zum Ende der Woche fertig sein werden. Nun stehe ich in der Halbwüste Tabernas. Hier war ich schon im letzten Jahr. Eine sehr faszinierende Landschaft, aber durch die Höhe leider auch etwas kühler. Nun ja, wenn ich die Temperaturen sehe, die gerade in Deutschland herrschen, darf ich hier nix sagen. Nachts geht es runter auf 6 Grad, tagsüber mit Sonne ist es sehr warm, ohne max. 15 Grad. Eigentlich ist für das Wochenende schönes Wetter vorhergesagt. Nun ja, bis jetzt sehe ich das noch nicht.

Menschen, die einem wichtig sind

Ich muss sagen, für so eine lange Zeit alleine unterwegs zu sein, ist schon eine echte Herausforderung. Natürlich trifft man immer wieder auf Menschen, mit denen man sich unterhalten kann oder mit denen man ein Stück weiterreist. Aber die sozialen Kontakte, die man sich über einen langen Zeitraum aufgebaut hat, fehlen mir hier schon. Da hilft auch das Telefon nicht viel. Es ist ein völlig anderes Gefühl, wenn man jemandem gegenüber sitzt und sich unterhält. Da entsteht eine Schwingung, die sämtliche digitalen Möglichkeiten nicht bieten. Es gibt schon einige Menschen (und Hunde), die ich wirklich sehr vermisse. Deshalb empfinde ich es als sehr bereichernd, zwischendurch mit anderen für eine Weile zusammen zu sein.

Was mir auffällt ist, dass die meisten Camper einen Hund dabei haben. Nach meinen Knien wird das dann mein nächstes Projekt.

Learnings

  • Wertschätze deine sozialen Kontakte und pflege sie
  • Du selbst triffst deine Entscheidungen und stellst damit die Weichen, wohin es geht

Ich weiß nicht, ob ich dieses Jahr noch etwas schreibe. Aber falls nicht, wünsche ich allen besinnliche Festtage und alles Gute für 2023.

Das wars für heute. Bleib gesund und heiter.

Woche 32 im Van – Ein Reisebericht

Woche 32 im Van – Ein Reisebericht

Diese Woche schreibe ich mal über meine Reise der letzten Woche. Vor über einer Woche habe ich einen Camperkollegen getroffen, den ich schon letztes Jahr in Spanien kennengelernt hatte. Wir sind dann ein Stück zusammen an der Nordküste Spaniens entlang gefahren. Richtung Santiago de Compostella, wo wir eigentlich auf einem Stellplatz bleiben wollten. Leider hatte es die Tage zuvor schon ordentlich gestürmt und geregnet und das war hier auch nicht anders. Also entschlossen wir uns, gleich wieder weiterzufahren. Hat ein wenig gedauert, da sich der Kollege festgefahren und ich ihn erst mal rausziehen musste.

Da die Wetteraussichten leider auch nur nach Regen aussahen, überlegten wir uns, die Rota N2, das ist die Route 66 von Portugal zu fahren. Zumindest schien dort das Wetter nicht ganz so regnerisch wie an der Küste Portugals. Die N2 führt von Chaves bis runter nach Faro. Sie ist 739,26 km lang. In Chaves schien endlich mal wieder die Sonne und wir holten uns dem Pass für die Reise. Der dient dazu, sich an jeder Station einen Stempel abzuholen. Von der Stadt Peso da Regua aus fuhren wir dann die N222 entlang der ganzen Weinberge. Eine traumhafte Strecke direkt am großen Fluss Douro entlang. Hier findet man die Anbaugebiete der Portweine. Das war dann übrigens der einzige schöne und sonnige Tag.

Porto

Danach gab es wieder nur eine große Regenfront, weshalb wir uns entschlossen, einen Schlenker nach Porto zu machen. Aber leider war dort das Wetter auch nicht besser, so dass neben dem Besuch der Portweinkellerei Graham’s, deren Gründer die Brüder William und John waren. Zunächst war die Familie aus Glasgow ein Exportunternehmen für Textilien und Trockenwaren nach Portugal. 1820 wurde eine Schuld als Ersatz mit Portwein bezahlt.

So kam der erste Portwein nach Glasgow und Portwein wurde zum neuen Handelsobjekt. Die Brüder John und William gründeten in den 1880er Jahren das Unternehmen W. & J. Graham. 1890 sicherten sie sich den Kauf von Weinbergen entlang des Douro in Portugal, an denen wir nun vorbeifuhren. Dort findet man auch die anderen Sorten wie Sandman und andere. Das Tal ist wirklich bezaubernd und man sollte es unbedingt befahren. Von Porto also leider nicht viel gesehen. Bei Regen macht das keinen Spaß.

Nachdem es in Porto nur geregnet hat und ich zwischendurch noch eine Augenklinik aufsuchen musste, fuhren wir wieder zurück im strömenden Regen Kurve um Kurve, Bergauf, Bergab. Ich konnte die letzten Tage keine Kurven mehr ertragen. Das Auto war von oben bis unten verdreckt. Nachdem sich das Wetter nicht besserte, haben wir uns getrennt, damit jeder seine eigene Reisegeschwindigkeit und Interessen verfolgen konnte.

Der höchste Berg Portugals

Ich bin dann am Mittwoch – immer noch bei Regen – direkt die nächsten Stationen angefahren, habe auf einem Stellplatz übernachtet und bin dann frühmorgens auf den Torre gefahren. Das ist der höchste Berg Portugals mit 1993 Metern. Oben ausgestiegen und gleich in der klirrenden Kälte gelandet. Aber ein fantastischer Ausblick bei klarem, sonnigen Wetter. Die karstige Landschaft ist dort mit verschiedenen Moosen überzogen. Größeres wächst in dieser Landschaft nicht mehr. Zudem waren überall kleinere Seen und Wasserpfützen. Eine herrliche Landschaft und auf einer gut ausgebauten Straße sehr gut zu erreichen. Sicher im Sommer auch ein schönes Wandergebiet.

Oivenmuseum

Auf dem Rückweg habe ich noch  einen Stopp in Bobadela zum Besuch des Olivenmuseums eingelegt. Das Museum ist architektonisch ein ganz modernes Gebäude und zeigt die verschiedenen Stationen der Olivenherstellung von früher bis heute. Für einen kleinen Rundgang des nach einem Olivenzweig angelegten Museums habe ich mir die Zeit genommen.

Tomar und seine Tempelritter

Dann wieder die nächsten Stationen angesteuert und völlig erschöpft vom ständigen Kurvenfahren und auf- und ab in Sertá angekommen. Früh am nächsten Morgen dann die nächsten zwei Stationen angefahren, Stempel bei der Feuerwehr abgeholt und einen Schlenker nach Tomar gemacht. Dort den Convento de Cristo, das Christuskloster besucht, das 1162 von den Tempelrittern als Wehr- und Klosteranlage gebaut wurde. Unglaublich beeindruckend, wie groß die Anlage ist. Man kann sich darin direkt verlaufen. Seit 1983 ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Geparkt habe ich direkt am Markt und bin dann zur Anlage hochgelaufen. Anschließend noch am Aqueduct ein paar Fotos geschossen und weiter die nächsten Stationen abgeklappert.

Stuttgarter in Portugal

Unterwegs eine junge Frau aus Stuttgart getroffen, die seit sechs Jahren mit ihrem portugiesischen Mann in der Nähe von Nazaré lebt. Natürlich sofort am schwäbischen Dialekt erkannt. Man trifft sich überall, auch an Tankstellen. Ich musste Tanken und hatte endlich dort auch eine Waschanlage für mein großes Auto gefunden. Die kleine Familie war mit Freunden auf einer Offroad-Tour zum 24 Stunden Offroad-Rennen, das in Fronteira stattfindet. Deren Wagen waren dann doch noch etwas dreckiger als meiner. Aber ich bin auch nicht (manchmal gezwungenermaßen durch Google) gezwungen, solche Strecken zu fahren.

Ruhe

Ich bin dann weitergefahren und stehe jetzt an einem kleinen See mitten in der Natur. Die Nacht war ruhig und nachdem ich diesen Post geschrieben habe, werde ich den kleinen Wanderweg entlang des Sees einmal abgehen.

Diese Woche war ein echtes Hoch und Tief sowohl wettertechnisch wie auch emotional. Da habe ich das erste Mal bewusst registriert, wie sich die Rahmenbedingungen auf das eigene Wohlbefinden auswirken können.

Was mir hier in Portugal auffällt, sind die vielen Lost Places. Das ist schon erschreckend. Man hat das Gefühl des Verfalls einer Kultur. Man kann noch erkennen, welche wunderbaren Gebäude das einmal waren. Sehr schade und ich frage mich, warum das so ist.

Gelände und Vegetation

Im Übrigen bin ich hier durch verschiedene Vegetationszonen gefahren. Von den hohen Bergen im Norden, wo ich mich nur noch an den Regen und die Kurven erinnern kann, über die wunderbaren Weinanbaugebiete, dann ein großes Waldgebiet mit ich glaube Eukalyptusbäumen, durch Regionen, wo Olivenbäume stehen, die sich das Gelände mit grasenden Schafen und Kühen teilen und wo es endlich etwas flacher wird und die Kurven nicht mehr in dem Ausmaß vorhanden sind wie im nördlichen Teil der N2-Strecke. Zudem wird es hier auch etwas wärmer, da der Süden nur noch 261 km entfernt ist. 

Wer diese Strecke fahren will, sollte sich überlegen, wo man startet. In Faro oder Chaves. Erst flach dann kurvig oder die Kurven am Anfang. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich sie endlich hinter mich gebracht habe. Obwohl die Strecke trotzdem sehr schön ist.

Ich werde zu dieser N2-Reise noch eine kleine Fotosession auf YouTube veröffentlichen. Aber da diese noch nicht zu Ende ist, musst du dich noch ein wenig gedulden.

Learnings diese Woche:

  • Wenn die Chemie nicht stimmt, dann muss man sich trennen
  • Kopf hoch, auf miese Zeiten folgen bessere (meistens ;-))

Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.

Aqueduct Tomar
Lost Place
Olivenmuseum
Sardonal Rota N2
Woche 31 im Van – Ziele – Leben – Theorie U

Woche 31 im Van – Ziele – Leben – Theorie U

Diese Woche ist das Wetter im Norden Spaniens und Portugals überwiegend mit Regen gesegnet. Gut für die Natur, zwingt einen aber, die Reisepläne zu überdenken.

Nach einer stürmischen Nacht auf einer Klippe bei der As Catedrais Beach (unbedingt besuchen, wenn man in der Nähe ist) ging es weiter nach Santiago de Compostela. Wieder Regen und ein festgefahrener Van des Camperfreundes, den ich rausziehen musste. Dabei einiges gelernt. Beispielsweise immer ein Abschleppseil dabei haben und wissen, was dann zu tun ist.

Ziele setzen, ändern

Reisepläne geändert. Vom zunächst erst mal spontanen Reisen mit täglichen Frage, wo will ich als Nächstes hin, musste ich feststellen, dass ich mich nicht wirklich treiben lassen kann. Schließlich bin ich es mein Leben lang gewohnt, mir Ziele zu setzen. Ob es sich dabei um berufliche oder persönliche Ziele handelt, sehe ich da keinen Unterschied.

Wenn ich so am Sonntag früh um sechs Uhr dieses Thema reflektiere, fallen mir die ganzen Posts z.B. bei LinkedIn ein, die sich überwiegend mit Karriere und dem Bereich Arbeit beschäftigen. Mit schneller, weiter, höher. Aber es gibt auch immer mehr Stimmen, wie man mit mehr Achtsamkeit sein Leben gestalten sollte. Noch sind es wenige. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu Impulse setzen.

 Leben ist nicht nur ARBEITEN

Mit 25 Jahren bin ich völlig in meiner Arbeit aufgegangen. Manchmal waren zehn Stunden nicht genug, um alles zu erledigen. Ich hatte wunderbare Kollegen, ein spannendes Arbeitsgebiet, stand auf der Karriereleiter ganz weit oben. Alles hat gepasst. Freizeit? Ja, manchmal, aber auch die war getaktet, eingebettet in mein Arbeitsleben.

Bis zum Tag X. Es war Ostersamstag als ich einen Hörsturz bekam. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was mit mir geschah. Eine Freundin hat mich in die Klinik gefahren, die mir jedoch klarmachten, dass eine Untersuchung erst nach Ostern stattfinden könnte. An Feiertagen wurden nur schwere Notfälle behandelt. Also ging ich wieder nach Hause. Das Ergebnis des Hörsturzes. Tinnitus. Der mich seitdem in meinem Leben begleitet. Stress, meinte der Professor. Sie arbeiten zu viel. Aber, meinte ich, mir macht die Arbeit doch Spaß und ich fühle mich in meinem Arbeitsumfeld wohl. Nun, meinte der Arzt, das interessiert ihren Körper allerdings nicht. Wenn dem Körper die Regenerationszeit fehlt, sucht er sich irgendwann einen Weg, Sie darauf aufmerksam zu machen. Seien Sie froh, dass es nichts Schlimmeres ist.

 Nun ja, das restliche Leben an Tinnitus zu leiden – da muss man sich erst mal daran gewöhnen. Da mir die klassische Medizin nicht helfen konnte, habe ich es mit Alternativen versucht. Ich habe begonnen, zu meditieren. Und ich muss sagen, dass dies mit dem ständigen Ohrgeräusch eine echte Herausforderung war. Aber es gelang mit, den Ton zu integrieren. Jetzt ist er mal stärker, mal schwächer.

Freiräume schaffen

Was ich geändert habe? Durch jahrelange Meditation und Selbstreflexion habe ich mich mit dem Geräusch ausgesöhnt. Ich habe mir andere Ziele gesetzt. Ziele, die Freiraum schaffen,  Genuss integrieren, soziale Bindungen festigen. Dinge, die zu meinem persönlichen und emotionalen Wohlbefinden führen. Zudem habe ich mir damals bewusst gemacht, dass es kein Arbeitgeber wert ist, seine Gesundheit zu ruinieren.

Seit ich auf meiner Reise bin, treffe ich immer wieder auf Menschen, die in den vorzeitigen Ruhestand treten, da sie enttäuscht von ihren Arbeitgebern sind, die der Arbeit, die sie über Jahre hinweg für das Unternehmen geleistet haben, nicht wertschätzen. Diese Menschen sind nicht nur enttäuscht, sondern verletzt. Eine Aussage fand ich besonders erschreckend. „Du bist nur noch ein teurer Posten auf der Payroll.“ Ein Mitarbeiter, der dem Unternehmen Millionenerträge beschert, wird auf diese Art und Weise entlassen. Dies führte bei ihm zu einem Burnout, einer Depression und direkt in die Erwerbsunfähigkeit.

Wenn es darum geht, im Unternehmen Kosten einzusparen, wo bleibt dann Menschliche? Sich jahrelang einzusetzen, um dann einen kalten Handschlag zum Abschied zu bekommen? Man ist raus. Vergessen.

Alternativen

Die jungen Menschen, denen ich auf meiner Reise begegne, suchen nach Alternativen. Sie wollen das Leben ganzheitlich gestalten. Ihre Arbeit, ihre Beziehungen, ihre Gesundheit und vor allem Sinn in dem finden, was sie tun. Raus aus den alten Mustern von nine to five, sich für ein Unternehmen aufopfern und seine persönlichen Interessen zu ignorieren.

 Ich bin seinerzeit in die Selbstständigkeit gestartet. Mit all ihren Höhen und Tiefen, Erfolgen und Misserfolgen, Freuden und Unsicherheiten. Das muss für andere nicht der Weg sein. Es geht darum, zu reflektieren, ob die Weichen, die man stellt, uns auch in die richtige Richtung bringen. Ich habe ja geschrieben, dass diese Reise auch eine Reise zu mir selbst ist.

In meinen Coachings erlebe ich viele, die ihren Job sehr gerne machen, die sich auch mit ihrem Unternehmen identifizieren, sich aber oft nicht gehört und verstanden fühlen von den Menschen in den Etagen, wo Entscheidungen getroffen werden. Die sich teilweise bis in einen Burnout oder eine Depression hinein manövrieren. Doch dann trifft sie die Wahrheit mit voller Wucht. Erst in der Reflektion erkennen sie, was dazu geführt hat.

 Theorie U

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Theorie U. „Die am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT, Boston) von Otto Scharmer entwickelte Theorie U geht von der Erkenntnis aus, dass die Wirksamkeit des Handelns am stärksten durch die innere Einstellung der/des Handelnden und der Orientierung auf die Zukunft beeinflusst wird. Dieses innere Wissen gezielt zugänglich und „zukunftsfähig“ nutzbar zu machen, ist Inhalt spezieller Individual- und Gruppenübungen entlang eines U-förmig verlaufenden Transformationsprozesses, dessen Resultat in konkrete Handlungsoptionen mündet.“ Quelle: Theorie U *D-A-CH https://theory-u.de.

 Dazu treffe ich mich wöchentlich mit einer kleinen, aber sehr feinen Gruppe. Wir arbeiten uns durch diesen Prozess hindurch. Im Moment sind wir bei den Prototypen. Als ich meine Reise begann, war ich ganz offen, was auf mich zukommt. In den letzten Wochen konnte ich feststellen, dass ich mich so langsam aus dem „gewohnten“ System entferne. Aber wirklich nur ganz langsam. Es ist schon unglaublich, wie sehr man an Gewohnheiten hängt. Jetzt verlasse ich die Komfortzone und befinde mich in einer Art Zwischenstadium wo sich Neues entwickeln kann. Konkrete Ziele habe ich noch nicht formuliert, aber ohne Ziele fühle ich mich auch ein wenig „lost“. Diese Woche erhielt ich von einem meiner Peerkollegen einen inspirierenden Impuls. Auf die Frage, wie es ihm im Moment gehe, antwortete er: „Mein Prototyp sortiert sich jeden Tag neu und das fühlt sich gut an.“ Diesen Satz habe ich für mich übernommen und bin mal gespannt, was sich in der nächsten Zeit entwickeln wird.

Diese Woche geht es auf die Estrada National 2 (EN 2). Diese verläuft von Norden bis in den Süden Portugals und ist 738,5 km lang mit verschiedenen interessanten Stationen. Zur Zeit bin ich mit einem Camperfreund auf diese Route unterwegs. Gestern sind wir ca. 150 km die N222 mit dem Motorrad entlang gefahren. Eine traumhafte Gegend, wo die Reben für den Portwein wachsen. Nachdem sich für die nächsten Tage Regen angesagt hat, haben wir einen kurzen Schlenker nach Porto eingebaut und fahren dann Anfang nächster Woche auf der EN2 weiter. Für die Motorradfahrer*innen unter den Lesern. Diese Strecke ist absolut zu empfehlen.

Learnings diese Woche:

  • Dem Prototypen die Chance geben, sich täglich neu zu generieren.
  • Dankbarkeit für die Menschen, die ich kenne und kennenlerne.

Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.