Diese Woche schreibe ich mal über meine Reise der letzten Woche. Vor über einer Woche habe ich einen Camperkollegen getroffen, den ich schon letztes Jahr in Spanien kennengelernt hatte. Wir sind dann ein Stück zusammen an der Nordküste Spaniens entlang gefahren. Richtung Santiago de Compostella, wo wir eigentlich auf einem Stellplatz bleiben wollten. Leider hatte es die Tage zuvor schon ordentlich gestürmt und geregnet und das war hier auch nicht anders. Also entschlossen wir uns, gleich wieder weiterzufahren. Hat ein wenig gedauert, da sich der Kollege festgefahren und ich ihn erst mal rausziehen musste.
Da die Wetteraussichten leider auch nur nach Regen aussahen, überlegten wir uns, die Rota N2, das ist die Route 66 von Portugal zu fahren. Zumindest schien dort das Wetter nicht ganz so regnerisch wie an der Küste Portugals. Die N2 führt von Chaves bis runter nach Faro. Sie ist 739,26 km lang. In Chaves schien endlich mal wieder die Sonne und wir holten uns dem Pass für die Reise. Der dient dazu, sich an jeder Station einen Stempel abzuholen. Von der Stadt Peso da Regua aus fuhren wir dann die N222 entlang der ganzen Weinberge. Eine traumhafte Strecke direkt am großen Fluss Douro entlang. Hier findet man die Anbaugebiete der Portweine. Das war dann übrigens der einzige schöne und sonnige Tag.
Porto
Danach gab es wieder nur eine große Regenfront, weshalb wir uns entschlossen, einen Schlenker nach Porto zu machen. Aber leider war dort das Wetter auch nicht besser, so dass neben dem Besuch der Portweinkellerei Graham’s, deren Gründer die Brüder William und John waren. Zunächst war die Familie aus Glasgow ein Exportunternehmen für Textilien und Trockenwaren nach Portugal. 1820 wurde eine Schuld als Ersatz mit Portwein bezahlt.
So kam der erste Portwein nach Glasgow und Portwein wurde zum neuen Handelsobjekt. Die Brüder John und William gründeten in den 1880er Jahren das Unternehmen W. & J. Graham. 1890 sicherten sie sich den Kauf von Weinbergen entlang des Douro in Portugal, an denen wir nun vorbeifuhren. Dort findet man auch die anderen Sorten wie Sandman und andere. Das Tal ist wirklich bezaubernd und man sollte es unbedingt befahren. Von Porto also leider nicht viel gesehen. Bei Regen macht das keinen Spaß.
Nachdem es in Porto nur geregnet hat und ich zwischendurch noch eine Augenklinik aufsuchen musste, fuhren wir wieder zurück im strömenden Regen Kurve um Kurve, Bergauf, Bergab. Ich konnte die letzten Tage keine Kurven mehr ertragen. Das Auto war von oben bis unten verdreckt. Nachdem sich das Wetter nicht besserte, haben wir uns getrennt, damit jeder seine eigene Reisegeschwindigkeit und Interessen verfolgen konnte.
Der höchste Berg Portugals
Ich bin dann am Mittwoch – immer noch bei Regen – direkt die nächsten Stationen angefahren, habe auf einem Stellplatz übernachtet und bin dann frühmorgens auf den Torre gefahren. Das ist der höchste Berg Portugals mit 1993 Metern. Oben ausgestiegen und gleich in der klirrenden Kälte gelandet. Aber ein fantastischer Ausblick bei klarem, sonnigen Wetter. Die karstige Landschaft ist dort mit verschiedenen Moosen überzogen. Größeres wächst in dieser Landschaft nicht mehr. Zudem waren überall kleinere Seen und Wasserpfützen. Eine herrliche Landschaft und auf einer gut ausgebauten Straße sehr gut zu erreichen. Sicher im Sommer auch ein schönes Wandergebiet.
Oivenmuseum
Auf dem Rückweg habe ich noch einen Stopp in Bobadela zum Besuch des Olivenmuseums eingelegt. Das Museum ist architektonisch ein ganz modernes Gebäude und zeigt die verschiedenen Stationen der Olivenherstellung von früher bis heute. Für einen kleinen Rundgang des nach einem Olivenzweig angelegten Museums habe ich mir die Zeit genommen.
Tomar und seine Tempelritter
Dann wieder die nächsten Stationen angesteuert und völlig erschöpft vom ständigen Kurvenfahren und auf- und ab in Sertá angekommen. Früh am nächsten Morgen dann die nächsten zwei Stationen angefahren, Stempel bei der Feuerwehr abgeholt und einen Schlenker nach Tomar gemacht. Dort den Convento de Cristo, das Christuskloster besucht, das 1162 von den Tempelrittern als Wehr- und Klosteranlage gebaut wurde. Unglaublich beeindruckend, wie groß die Anlage ist. Man kann sich darin direkt verlaufen. Seit 1983 ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Geparkt habe ich direkt am Markt und bin dann zur Anlage hochgelaufen. Anschließend noch am Aqueduct ein paar Fotos geschossen und weiter die nächsten Stationen abgeklappert.
Stuttgarter in Portugal
Unterwegs eine junge Frau aus Stuttgart getroffen, die seit sechs Jahren mit ihrem portugiesischen Mann in der Nähe von Nazaré lebt. Natürlich sofort am schwäbischen Dialekt erkannt. Man trifft sich überall, auch an Tankstellen. Ich musste Tanken und hatte endlich dort auch eine Waschanlage für mein großes Auto gefunden. Die kleine Familie war mit Freunden auf einer Offroad-Tour zum 24 Stunden Offroad-Rennen, das in Fronteira stattfindet. Deren Wagen waren dann doch noch etwas dreckiger als meiner. Aber ich bin auch nicht (manchmal gezwungenermaßen durch Google) gezwungen, solche Strecken zu fahren.
Ruhe
Ich bin dann weitergefahren und stehe jetzt an einem kleinen See mitten in der Natur. Die Nacht war ruhig und nachdem ich diesen Post geschrieben habe, werde ich den kleinen Wanderweg entlang des Sees einmal abgehen.
Diese Woche war ein echtes Hoch und Tief sowohl wettertechnisch wie auch emotional. Da habe ich das erste Mal bewusst registriert, wie sich die Rahmenbedingungen auf das eigene Wohlbefinden auswirken können.
Was mir hier in Portugal auffällt, sind die vielen Lost Places. Das ist schon erschreckend. Man hat das Gefühl des Verfalls einer Kultur. Man kann noch erkennen, welche wunderbaren Gebäude das einmal waren. Sehr schade und ich frage mich, warum das so ist.
Gelände und Vegetation
Im Übrigen bin ich hier durch verschiedene Vegetationszonen gefahren. Von den hohen Bergen im Norden, wo ich mich nur noch an den Regen und die Kurven erinnern kann, über die wunderbaren Weinanbaugebiete, dann ein großes Waldgebiet mit ich glaube Eukalyptusbäumen, durch Regionen, wo Olivenbäume stehen, die sich das Gelände mit grasenden Schafen und Kühen teilen und wo es endlich etwas flacher wird und die Kurven nicht mehr in dem Ausmaß vorhanden sind wie im nördlichen Teil der N2-Strecke. Zudem wird es hier auch etwas wärmer, da der Süden nur noch 261 km entfernt ist.
Wer diese Strecke fahren will, sollte sich überlegen, wo man startet. In Faro oder Chaves. Erst flach dann kurvig oder die Kurven am Anfang. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich sie endlich hinter mich gebracht habe. Obwohl die Strecke trotzdem sehr schön ist.
Ich werde zu dieser N2-Reise noch eine kleine Fotosession auf YouTube veröffentlichen. Aber da diese noch nicht zu Ende ist, musst du dich noch ein wenig gedulden.
Learnings diese Woche:
- Wenn die Chemie nicht stimmt, dann muss man sich trennen
- Kopf hoch, auf miese Zeiten folgen bessere (meistens ;-))
Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.