Woche 33-35 – Schreibpause

Woche 33-35 – Schreibpause

In Woche 33 habe ich entschieden, zunächst einmal eine Schreibpause einzulegen. Es entsteht zwar jedes Mal nicht viel Text, aber trotzdem benötige ich dafür mindestens drei Stunden jeden Samstag bzw. Sonntag. Das hat damit zu tun, dass es manchmal mit dem Internet nicht so richtig funktioniert. Wenn ich beispielsweise am iPad schreibe, muss ich die automatische Speicherfunktion erst mal ausschalten, damit ich offline arbeiten kann. Zudem muss ich sagen, nerven mich die Microsoft-Programme so langsam. Aber das war es nicht, weshalb ich nichts mehr geschrieben habe.

Portugal – das war’s

Nachdem ich mehrere Wochen durch Portugal gereist bin, mit mehr oder weniger Frust wegen des zum großen Teil schlechten Wetters – wie gesagt, super für die Natur – aber doch ein wenig deprimierend, wenn man viel Zeit im Van verbringen muss. Nach einem Abstecher an die Algarve, wo ich mir mit dem Speedboot die wirklich sehenswerte Küstenlinie mit den vielen Höhlen und sehr schönen von der Natur geschaffenen Felsformationen angeschaut habe, bin ich dann doch rüber nach Andalusien gefahren.

Andalusien – eine Bereicherung

Was für eine Wohltat für das Auge. Alles wurde weiter, die Berge und Täler nicht mehr so eng, gradlinige Strukturen der wie mit dem Lineal gezogenen Olivenhaine. Felder, die bereits geerntet wurden, wechselten sich mit den Olivenhainen ab. Eine Wonne für meine Augen, die so viel kaputte Strukturen oder reine Touristenburgen an der Algarve in den letzten Wochen gesehen hatten. Im ersten Ort angekommen, gleich an einem Lokal vorbeigelaufen, wo Spanier mit viel Palaver zusammengesessen, gegessen und gequatscht haben. Sind halt echt laut die Spanier. Das hat mir in diesem Moment sehr gut getan.  Eine Wohltat, endlich mal wieder glückliche Menschen in Lokalen zu sehen. Das habe ich in Portugal vermisst. Kaum Restaurants oder Lokale, die offen hatten und wenn dann saßen keine Menschen drin. Auf die Öffnungszeiten dort konnte man sich auch nicht verlassen. Eigentlich war so gut wie alles zu.

Mit Andalusien habe ich einen Landstrich entdeckt, der mir sehr gefällt. Ich hatte dann auch das Gefühl, endlich mal wieder frei atmen zu können. Diese Weite fand ich unglaublich erquickend. Leider konnte ich von der Autobahn aus keine Fotos machen, was ich im Nachhinein bedauere.

Als erste Station war ich in Cordoba. Meinen Van hatte ich auf einem Parkplatz gegenüber eines Einkaufszentrums geparkt. Da der Van für mich da alles ist, was ich im Moment zum Leben brauche, hatte ich ehrlich gesagt, eine permanente Anspannung in mir, als ich zur 1,7 km entfernten Moschee-Kathedrale gelaufen bin. Die Angst, dass der Wagen geklaut oder aufgebrochen wird, begleitet mich leider sehr oft. Dann musste ich auch noch fast drei Stunden warten, bis ich mit meinem Ticket rein konnte. Ich habe es dann doch geschafft, meine Angst zu überwinden und mich in ein Lokal zu setzen und eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen. Im Gegensatz zu Portugal strotzte es hier nur so von Leben. Ein volles Lokal neben dem andern. Zudem das herrlichste Wetter an diesem Tag. Der Besuch der Moschee-Kathedrale war wirklich ein Highlight meiner bisherigen Reise. Baukunst aus verschiedenen Epochen und Kulturen. Ein Muss auf eine Spanienreise.

Am nächsten Tag hat mich dann auch wieder der Regen eingeholt. Also bin ich weitergefahren Richtung Malaga. Zwischenstation war ein kleiner Stellplatz in den Bergen von Malaga, wo ich 2 Tage blieb. Es hat ja sowieso nur geregnet. Da ich ziemliche Knieschmerzen hatte, habe ich einen Termin bei einem deutschsprachigen Arzt in der Nähe von Malaga gemacht. Tagsdrauf dort hingefahren und mir eine Spritze geben lassen. Aber leider muss ich mich damit abfinden, dass bei meinen Knien nichts mehr zu retten ist. Das hat man davon, wenn man sein ganzes Leben immer irgendwie etwas Sportliches gemacht halt. Da helfen jetzt nur noch neue Knie.

Kontake knüpfen

In der Nähe von Malaga hatte ich mich dann mit einer anderen Camperin verabredet. Es hat gut getan, mal wieder jemandem gegenüberzusitzen, zu lachen und zu reden. Dort hatten wir wettermäßig alles zwischen Sonnenschein und Regen. Eigentlich wollte ich den Caminito del Rey laufen, einen an steilen Wänden verlaufenden Pfad etwas oberhalb von Malaga. Aber dort ging durch den heftigen Regen eine Schlammlawine runter, so dass ich zwar in die Richtung gefahren bin, mich aber dann umentschieden habe, da es wieder mal heftig geregnet hatte und ich nicht sicher war, ob die Reparaturen wirklich schon zum Ende der Woche fertig sein werden. Nun stehe ich in der Halbwüste Tabernas. Hier war ich schon im letzten Jahr. Eine sehr faszinierende Landschaft, aber durch die Höhe leider auch etwas kühler. Nun ja, wenn ich die Temperaturen sehe, die gerade in Deutschland herrschen, darf ich hier nix sagen. Nachts geht es runter auf 6 Grad, tagsüber mit Sonne ist es sehr warm, ohne max. 15 Grad. Eigentlich ist für das Wochenende schönes Wetter vorhergesagt. Nun ja, bis jetzt sehe ich das noch nicht.

Menschen, die einem wichtig sind

Ich muss sagen, für so eine lange Zeit alleine unterwegs zu sein, ist schon eine echte Herausforderung. Natürlich trifft man immer wieder auf Menschen, mit denen man sich unterhalten kann oder mit denen man ein Stück weiterreist. Aber die sozialen Kontakte, die man sich über einen langen Zeitraum aufgebaut hat, fehlen mir hier schon. Da hilft auch das Telefon nicht viel. Es ist ein völlig anderes Gefühl, wenn man jemandem gegenüber sitzt und sich unterhält. Da entsteht eine Schwingung, die sämtliche digitalen Möglichkeiten nicht bieten. Es gibt schon einige Menschen (und Hunde), die ich wirklich sehr vermisse. Deshalb empfinde ich es als sehr bereichernd, zwischendurch mit anderen für eine Weile zusammen zu sein.

Was mir auffällt ist, dass die meisten Camper einen Hund dabei haben. Nach meinen Knien wird das dann mein nächstes Projekt.

Learnings

  • Wertschätze deine sozialen Kontakte und pflege sie
  • Du selbst triffst deine Entscheidungen und stellst damit die Weichen, wohin es geht

Ich weiß nicht, ob ich dieses Jahr noch etwas schreibe. Aber falls nicht, wünsche ich allen besinnliche Festtage und alles Gute für 2023.

Das wars für heute. Bleib gesund und heiter.

Woche 32 im Van – Ein Reisebericht

Woche 32 im Van – Ein Reisebericht

Diese Woche schreibe ich mal über meine Reise der letzten Woche. Vor über einer Woche habe ich einen Camperkollegen getroffen, den ich schon letztes Jahr in Spanien kennengelernt hatte. Wir sind dann ein Stück zusammen an der Nordküste Spaniens entlang gefahren. Richtung Santiago de Compostella, wo wir eigentlich auf einem Stellplatz bleiben wollten. Leider hatte es die Tage zuvor schon ordentlich gestürmt und geregnet und das war hier auch nicht anders. Also entschlossen wir uns, gleich wieder weiterzufahren. Hat ein wenig gedauert, da sich der Kollege festgefahren und ich ihn erst mal rausziehen musste.

Da die Wetteraussichten leider auch nur nach Regen aussahen, überlegten wir uns, die Rota N2, das ist die Route 66 von Portugal zu fahren. Zumindest schien dort das Wetter nicht ganz so regnerisch wie an der Küste Portugals. Die N2 führt von Chaves bis runter nach Faro. Sie ist 739,26 km lang. In Chaves schien endlich mal wieder die Sonne und wir holten uns dem Pass für die Reise. Der dient dazu, sich an jeder Station einen Stempel abzuholen. Von der Stadt Peso da Regua aus fuhren wir dann die N222 entlang der ganzen Weinberge. Eine traumhafte Strecke direkt am großen Fluss Douro entlang. Hier findet man die Anbaugebiete der Portweine. Das war dann übrigens der einzige schöne und sonnige Tag.

Porto

Danach gab es wieder nur eine große Regenfront, weshalb wir uns entschlossen, einen Schlenker nach Porto zu machen. Aber leider war dort das Wetter auch nicht besser, so dass neben dem Besuch der Portweinkellerei Graham’s, deren Gründer die Brüder William und John waren. Zunächst war die Familie aus Glasgow ein Exportunternehmen für Textilien und Trockenwaren nach Portugal. 1820 wurde eine Schuld als Ersatz mit Portwein bezahlt.

So kam der erste Portwein nach Glasgow und Portwein wurde zum neuen Handelsobjekt. Die Brüder John und William gründeten in den 1880er Jahren das Unternehmen W. & J. Graham. 1890 sicherten sie sich den Kauf von Weinbergen entlang des Douro in Portugal, an denen wir nun vorbeifuhren. Dort findet man auch die anderen Sorten wie Sandman und andere. Das Tal ist wirklich bezaubernd und man sollte es unbedingt befahren. Von Porto also leider nicht viel gesehen. Bei Regen macht das keinen Spaß.

Nachdem es in Porto nur geregnet hat und ich zwischendurch noch eine Augenklinik aufsuchen musste, fuhren wir wieder zurück im strömenden Regen Kurve um Kurve, Bergauf, Bergab. Ich konnte die letzten Tage keine Kurven mehr ertragen. Das Auto war von oben bis unten verdreckt. Nachdem sich das Wetter nicht besserte, haben wir uns getrennt, damit jeder seine eigene Reisegeschwindigkeit und Interessen verfolgen konnte.

Der höchste Berg Portugals

Ich bin dann am Mittwoch – immer noch bei Regen – direkt die nächsten Stationen angefahren, habe auf einem Stellplatz übernachtet und bin dann frühmorgens auf den Torre gefahren. Das ist der höchste Berg Portugals mit 1993 Metern. Oben ausgestiegen und gleich in der klirrenden Kälte gelandet. Aber ein fantastischer Ausblick bei klarem, sonnigen Wetter. Die karstige Landschaft ist dort mit verschiedenen Moosen überzogen. Größeres wächst in dieser Landschaft nicht mehr. Zudem waren überall kleinere Seen und Wasserpfützen. Eine herrliche Landschaft und auf einer gut ausgebauten Straße sehr gut zu erreichen. Sicher im Sommer auch ein schönes Wandergebiet.

Oivenmuseum

Auf dem Rückweg habe ich noch  einen Stopp in Bobadela zum Besuch des Olivenmuseums eingelegt. Das Museum ist architektonisch ein ganz modernes Gebäude und zeigt die verschiedenen Stationen der Olivenherstellung von früher bis heute. Für einen kleinen Rundgang des nach einem Olivenzweig angelegten Museums habe ich mir die Zeit genommen.

Tomar und seine Tempelritter

Dann wieder die nächsten Stationen angesteuert und völlig erschöpft vom ständigen Kurvenfahren und auf- und ab in Sertá angekommen. Früh am nächsten Morgen dann die nächsten zwei Stationen angefahren, Stempel bei der Feuerwehr abgeholt und einen Schlenker nach Tomar gemacht. Dort den Convento de Cristo, das Christuskloster besucht, das 1162 von den Tempelrittern als Wehr- und Klosteranlage gebaut wurde. Unglaublich beeindruckend, wie groß die Anlage ist. Man kann sich darin direkt verlaufen. Seit 1983 ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Geparkt habe ich direkt am Markt und bin dann zur Anlage hochgelaufen. Anschließend noch am Aqueduct ein paar Fotos geschossen und weiter die nächsten Stationen abgeklappert.

Stuttgarter in Portugal

Unterwegs eine junge Frau aus Stuttgart getroffen, die seit sechs Jahren mit ihrem portugiesischen Mann in der Nähe von Nazaré lebt. Natürlich sofort am schwäbischen Dialekt erkannt. Man trifft sich überall, auch an Tankstellen. Ich musste Tanken und hatte endlich dort auch eine Waschanlage für mein großes Auto gefunden. Die kleine Familie war mit Freunden auf einer Offroad-Tour zum 24 Stunden Offroad-Rennen, das in Fronteira stattfindet. Deren Wagen waren dann doch noch etwas dreckiger als meiner. Aber ich bin auch nicht (manchmal gezwungenermaßen durch Google) gezwungen, solche Strecken zu fahren.

Ruhe

Ich bin dann weitergefahren und stehe jetzt an einem kleinen See mitten in der Natur. Die Nacht war ruhig und nachdem ich diesen Post geschrieben habe, werde ich den kleinen Wanderweg entlang des Sees einmal abgehen.

Diese Woche war ein echtes Hoch und Tief sowohl wettertechnisch wie auch emotional. Da habe ich das erste Mal bewusst registriert, wie sich die Rahmenbedingungen auf das eigene Wohlbefinden auswirken können.

Was mir hier in Portugal auffällt, sind die vielen Lost Places. Das ist schon erschreckend. Man hat das Gefühl des Verfalls einer Kultur. Man kann noch erkennen, welche wunderbaren Gebäude das einmal waren. Sehr schade und ich frage mich, warum das so ist.

Gelände und Vegetation

Im Übrigen bin ich hier durch verschiedene Vegetationszonen gefahren. Von den hohen Bergen im Norden, wo ich mich nur noch an den Regen und die Kurven erinnern kann, über die wunderbaren Weinanbaugebiete, dann ein großes Waldgebiet mit ich glaube Eukalyptusbäumen, durch Regionen, wo Olivenbäume stehen, die sich das Gelände mit grasenden Schafen und Kühen teilen und wo es endlich etwas flacher wird und die Kurven nicht mehr in dem Ausmaß vorhanden sind wie im nördlichen Teil der N2-Strecke. Zudem wird es hier auch etwas wärmer, da der Süden nur noch 261 km entfernt ist. 

Wer diese Strecke fahren will, sollte sich überlegen, wo man startet. In Faro oder Chaves. Erst flach dann kurvig oder die Kurven am Anfang. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich sie endlich hinter mich gebracht habe. Obwohl die Strecke trotzdem sehr schön ist.

Ich werde zu dieser N2-Reise noch eine kleine Fotosession auf YouTube veröffentlichen. Aber da diese noch nicht zu Ende ist, musst du dich noch ein wenig gedulden.

Learnings diese Woche:

  • Wenn die Chemie nicht stimmt, dann muss man sich trennen
  • Kopf hoch, auf miese Zeiten folgen bessere (meistens ;-))

Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.

Aqueduct Tomar
Lost Place
Olivenmuseum
Sardonal Rota N2
Woche 31 im Van – Ziele – Leben – Theorie U

Woche 31 im Van – Ziele – Leben – Theorie U

Diese Woche ist das Wetter im Norden Spaniens und Portugals überwiegend mit Regen gesegnet. Gut für die Natur, zwingt einen aber, die Reisepläne zu überdenken.

Nach einer stürmischen Nacht auf einer Klippe bei der As Catedrais Beach (unbedingt besuchen, wenn man in der Nähe ist) ging es weiter nach Santiago de Compostela. Wieder Regen und ein festgefahrener Van des Camperfreundes, den ich rausziehen musste. Dabei einiges gelernt. Beispielsweise immer ein Abschleppseil dabei haben und wissen, was dann zu tun ist.

Ziele setzen, ändern

Reisepläne geändert. Vom zunächst erst mal spontanen Reisen mit täglichen Frage, wo will ich als Nächstes hin, musste ich feststellen, dass ich mich nicht wirklich treiben lassen kann. Schließlich bin ich es mein Leben lang gewohnt, mir Ziele zu setzen. Ob es sich dabei um berufliche oder persönliche Ziele handelt, sehe ich da keinen Unterschied.

Wenn ich so am Sonntag früh um sechs Uhr dieses Thema reflektiere, fallen mir die ganzen Posts z.B. bei LinkedIn ein, die sich überwiegend mit Karriere und dem Bereich Arbeit beschäftigen. Mit schneller, weiter, höher. Aber es gibt auch immer mehr Stimmen, wie man mit mehr Achtsamkeit sein Leben gestalten sollte. Noch sind es wenige. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu Impulse setzen.

 Leben ist nicht nur ARBEITEN

Mit 25 Jahren bin ich völlig in meiner Arbeit aufgegangen. Manchmal waren zehn Stunden nicht genug, um alles zu erledigen. Ich hatte wunderbare Kollegen, ein spannendes Arbeitsgebiet, stand auf der Karriereleiter ganz weit oben. Alles hat gepasst. Freizeit? Ja, manchmal, aber auch die war getaktet, eingebettet in mein Arbeitsleben.

Bis zum Tag X. Es war Ostersamstag als ich einen Hörsturz bekam. Natürlich hatte ich keine Ahnung, was mit mir geschah. Eine Freundin hat mich in die Klinik gefahren, die mir jedoch klarmachten, dass eine Untersuchung erst nach Ostern stattfinden könnte. An Feiertagen wurden nur schwere Notfälle behandelt. Also ging ich wieder nach Hause. Das Ergebnis des Hörsturzes. Tinnitus. Der mich seitdem in meinem Leben begleitet. Stress, meinte der Professor. Sie arbeiten zu viel. Aber, meinte ich, mir macht die Arbeit doch Spaß und ich fühle mich in meinem Arbeitsumfeld wohl. Nun, meinte der Arzt, das interessiert ihren Körper allerdings nicht. Wenn dem Körper die Regenerationszeit fehlt, sucht er sich irgendwann einen Weg, Sie darauf aufmerksam zu machen. Seien Sie froh, dass es nichts Schlimmeres ist.

 Nun ja, das restliche Leben an Tinnitus zu leiden – da muss man sich erst mal daran gewöhnen. Da mir die klassische Medizin nicht helfen konnte, habe ich es mit Alternativen versucht. Ich habe begonnen, zu meditieren. Und ich muss sagen, dass dies mit dem ständigen Ohrgeräusch eine echte Herausforderung war. Aber es gelang mit, den Ton zu integrieren. Jetzt ist er mal stärker, mal schwächer.

Freiräume schaffen

Was ich geändert habe? Durch jahrelange Meditation und Selbstreflexion habe ich mich mit dem Geräusch ausgesöhnt. Ich habe mir andere Ziele gesetzt. Ziele, die Freiraum schaffen,  Genuss integrieren, soziale Bindungen festigen. Dinge, die zu meinem persönlichen und emotionalen Wohlbefinden führen. Zudem habe ich mir damals bewusst gemacht, dass es kein Arbeitgeber wert ist, seine Gesundheit zu ruinieren.

Seit ich auf meiner Reise bin, treffe ich immer wieder auf Menschen, die in den vorzeitigen Ruhestand treten, da sie enttäuscht von ihren Arbeitgebern sind, die der Arbeit, die sie über Jahre hinweg für das Unternehmen geleistet haben, nicht wertschätzen. Diese Menschen sind nicht nur enttäuscht, sondern verletzt. Eine Aussage fand ich besonders erschreckend. „Du bist nur noch ein teurer Posten auf der Payroll.“ Ein Mitarbeiter, der dem Unternehmen Millionenerträge beschert, wird auf diese Art und Weise entlassen. Dies führte bei ihm zu einem Burnout, einer Depression und direkt in die Erwerbsunfähigkeit.

Wenn es darum geht, im Unternehmen Kosten einzusparen, wo bleibt dann Menschliche? Sich jahrelang einzusetzen, um dann einen kalten Handschlag zum Abschied zu bekommen? Man ist raus. Vergessen.

Alternativen

Die jungen Menschen, denen ich auf meiner Reise begegne, suchen nach Alternativen. Sie wollen das Leben ganzheitlich gestalten. Ihre Arbeit, ihre Beziehungen, ihre Gesundheit und vor allem Sinn in dem finden, was sie tun. Raus aus den alten Mustern von nine to five, sich für ein Unternehmen aufopfern und seine persönlichen Interessen zu ignorieren.

 Ich bin seinerzeit in die Selbstständigkeit gestartet. Mit all ihren Höhen und Tiefen, Erfolgen und Misserfolgen, Freuden und Unsicherheiten. Das muss für andere nicht der Weg sein. Es geht darum, zu reflektieren, ob die Weichen, die man stellt, uns auch in die richtige Richtung bringen. Ich habe ja geschrieben, dass diese Reise auch eine Reise zu mir selbst ist.

In meinen Coachings erlebe ich viele, die ihren Job sehr gerne machen, die sich auch mit ihrem Unternehmen identifizieren, sich aber oft nicht gehört und verstanden fühlen von den Menschen in den Etagen, wo Entscheidungen getroffen werden. Die sich teilweise bis in einen Burnout oder eine Depression hinein manövrieren. Doch dann trifft sie die Wahrheit mit voller Wucht. Erst in der Reflektion erkennen sie, was dazu geführt hat.

 Theorie U

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Theorie U. „Die am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT, Boston) von Otto Scharmer entwickelte Theorie U geht von der Erkenntnis aus, dass die Wirksamkeit des Handelns am stärksten durch die innere Einstellung der/des Handelnden und der Orientierung auf die Zukunft beeinflusst wird. Dieses innere Wissen gezielt zugänglich und „zukunftsfähig“ nutzbar zu machen, ist Inhalt spezieller Individual- und Gruppenübungen entlang eines U-förmig verlaufenden Transformationsprozesses, dessen Resultat in konkrete Handlungsoptionen mündet.“ Quelle: Theorie U *D-A-CH https://theory-u.de.

 Dazu treffe ich mich wöchentlich mit einer kleinen, aber sehr feinen Gruppe. Wir arbeiten uns durch diesen Prozess hindurch. Im Moment sind wir bei den Prototypen. Als ich meine Reise begann, war ich ganz offen, was auf mich zukommt. In den letzten Wochen konnte ich feststellen, dass ich mich so langsam aus dem „gewohnten“ System entferne. Aber wirklich nur ganz langsam. Es ist schon unglaublich, wie sehr man an Gewohnheiten hängt. Jetzt verlasse ich die Komfortzone und befinde mich in einer Art Zwischenstadium wo sich Neues entwickeln kann. Konkrete Ziele habe ich noch nicht formuliert, aber ohne Ziele fühle ich mich auch ein wenig „lost“. Diese Woche erhielt ich von einem meiner Peerkollegen einen inspirierenden Impuls. Auf die Frage, wie es ihm im Moment gehe, antwortete er: „Mein Prototyp sortiert sich jeden Tag neu und das fühlt sich gut an.“ Diesen Satz habe ich für mich übernommen und bin mal gespannt, was sich in der nächsten Zeit entwickeln wird.

Diese Woche geht es auf die Estrada National 2 (EN 2). Diese verläuft von Norden bis in den Süden Portugals und ist 738,5 km lang mit verschiedenen interessanten Stationen. Zur Zeit bin ich mit einem Camperfreund auf diese Route unterwegs. Gestern sind wir ca. 150 km die N222 mit dem Motorrad entlang gefahren. Eine traumhafte Gegend, wo die Reben für den Portwein wachsen. Nachdem sich für die nächsten Tage Regen angesagt hat, haben wir einen kurzen Schlenker nach Porto eingebaut und fahren dann Anfang nächster Woche auf der EN2 weiter. Für die Motorradfahrer*innen unter den Lesern. Diese Strecke ist absolut zu empfehlen.

Learnings diese Woche:

  • Dem Prototypen die Chance geben, sich täglich neu zu generieren.
  • Dankbarkeit für die Menschen, die ich kenne und kennenlerne.

Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.

 

 

 

Woche 30 im Van – Stille – Kunst und Kultur

Woche 30 im Van – Stille – Kunst und Kultur

Diese Woche bin ich ein wenig langsamer angegangen. Wenn man wie ich unterwegs ist, trifft man auf Menschen, deren Lebensläufe sich doch zu den meisten unterscheiden. Mit den meisten meine ich diejenigen, die einem „normalen“ Job nachgehen, also irgendwo angestellt sind und von nine to five und mehr arbeiten.

Stille

Jeder Tag beginnt damit, zu überlegen, wo die nächste Station und der nächste Stellplatz sein könnte. Die Flexibilität, die man dabei hat, ist sehr groß. Man kann spontan sich umentscheiden, wenn man nun doch noch etwas anderes ansteuern möchte. Beispielsweise bin ich gemeinsam mit Bernd, den ich ein paar Tage vorher kennengelernt habe, in die Picos gefahren. In ein ursprüngliches Dorf, in dem eine unglaubliche Ruhe geherrscht hat. Wenn man von dem Geläute der Glocken bei den verschiedenen Tierarten wie Kühe, Schafe und Ziegen mal absieht. Interessant fand ich, dass selbst die Hunde im Dorf überhaupt nicht gebellt haben, wenn man am Grundstück vorbeigelaufen ist. Der einzig bellende Hund war der Stadthund eines spanischen Paares, das mit uns auf dem Stellplatz übernachtet hat. Ausgestiegen und erst mal die Kühe angebellt.

Nach einem nächtlichen Spaziergang durch dieses liebliche Dorf saßen wir noch für einen Tee vor unseren Kastenwagen und wurden von neugierigen Pferden besucht. Die Tiere hier sind so friedlich, wie ich das noch nie erlebt habe. Dabei ist es hier im Sommer voll von Wanderern.

Die Fahrt in die Picos war übrigens ein echtes Highlight. Kurve um Kurve schlängeln sich die Straßen am Berg entlang. Immer direkt den Abgrund neben sich. Ein Eldorado für Motorradfahrer. Es geht höher und höher und man fragt sich,  wann die Straße zu Ende ist. Kommt einem zwischendurch ein anderes Fahrzeug entgegen, dann geht es um Zentimeter. Links der Berg, rechts der Abgrund.

Auf der Rückfahrt haben wir noch eine kurze Wanderung auf der Ruta del Cares hingelegt. Erst mal steil empor, aber auch hier immer am Abgrund entlang. Unten fließt der Rio Cares. Ein wunderbares Wandergebiet und auch hier persönliche Begegnungen mit friedvollen Bergziegen.

Der nächste Tag war dann das Kontrastprogramm. Auf einem Stellplatz am Meer mit Surfern, die die halbe Nacht feiern. Am frühen Morgen habe ich dann die Flucht ergriffen. Geplant war eigentlich, dass ich hier das Wochenende bleibe. Das wäre mir aber zu anstrengend geworden. Also weiter zur nächsten Station.

Lebenskonzepte

Kennengelernt habe ich eine Ehepaar Mitte vierzig, die seit zwei Jahren mit ihrem zum Campingfahrzeug umgebauten LKW durch Europa reisen. Warum und wie sie das machen, werde ich in einem meiner nächsten Podcasts schildern. Und Bernd ist Bio-Landwirt, dessen Tochter in das Geschäft mit eingestiegen ist und der sich mehrmals im Jahr Auszeiten gönnt und mit seinem Van Europa bereist. Was ich bisher bei all meinen Begegnungen mit Menschen festgestellt habe, die ein anderes Lebenskonzept fahren und nicht nur in Rente oder im Urlaub sind: Diese Menschen brauchen nicht viel um glücklich zu sein. Dabei geht es nicht darum, nichts zu tun, sondern sich sein Leben so zu gestalten, dass man damit glücklich ist. Und das ist nicht immer mein Haus, mein Boot, mein … ihr wisst schon.

Kunst und Kultur

Über das Wochenende habe ich wieder einen festen Stellplatz gefunden. Dort bleibe ich bis Montag stehen, da am Wochenende auch viele Spanier mit ihren Wohnmobilen unterwegs sind. Am Freitag noch einmal kurz den Botanischen Garten und die Universität von Gijon besucht. Sie ist das größte Gebäude Spaniens und befindet sich am Rande der Stadt. Sie wurde zwischen 1946 und 1956 in der Franco-Zeit gebaut und ist das wichtigste architektonische Werk des 20. Jahrhunderts in Asturien.

Der Samstagmorgen war dann Museumsbesuchen gewidmet. Noch ein kurzer Gang über den Markt und dann wieder raus aus den Menschenmassen. Hier wimmelt es am Wochenende nur so flanierenden und Sport treibenden Menschen. Sowohl die Einheimischen wie auch die Touristen sind hier zahlreich unterwegs.

 Gedanken unterwegs

Wenn ich so alleine im Auto sitze und durch diese wunderbare Landschaft fahre, wenn ich manchmal aus dem Staunen über die Schönheit der Natur nicht mehr herauskomme, stelle ich mir immer wieder die Frage:

  •  Was braucht man im Leben, um wirklich glücklich zu sein?
  • Was brauchst du in deinem Leben, um glücklich zu sein?

Vielleicht kann ich diese Frage nach diesen Reisemonaten beantworten. Im Moment jedenfalls noch nicht. Jetzt genieße ich einfach das, was mir jeden Tag begegnet. Ich denke bei meinen Fahrten auch öfters an Menschen, die ich verloren habe und die so vieles in ihrem Leben noch geplant hatten und es dann doch nicht mehr erleben konnten. Deshalb kann ich jedem nur empfehlen, die Dinge nicht aufzuschieben die man sich wünscht, sondern sie jetzt zu tun.

Learning diese Woche:

  • Tu das, dir wichtig ist jetzt. Schiebe es nicht auf.
  • Wenn es ein Problem gibt, bleib erst mal cool und schau genau hin, wie groß das Problem wirklich ist.

 (Als nämlich bei stockdunkler Nacht hoch auf dem Berg meine Schiebetüre nicht mehr zuging, bin ich echt in Stress geraten. Sollte ja unter 5 Grad geben. Habe zwar alles angeschaut, aber nicht gesehen, dass ein Klebehaken sich an der Tür festgesaugt hatte. Meinem Reisebegleiter Bernd, den ich um Hilfe bat, ist das dann gleich aufgefallen.)

Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.

Woche 29 im Van – Sturm – Kunst -Bilbao …

Woche 29 im Van – Sturm – Kunst -Bilbao …

Diese Woche bin ich ein wenig ruhiger angegangen. Obwohl ich feststelle, dass es mir immer noch schwerfällt, Tempo rauszunehmen. Sonst habe ich ja immer nur maximal zwei Wochen Urlaub am Stück gemacht und mich über manche Aussagen gewundert, dass man erst nach drei Wochen den eigentlichen Entspannungseffekt erreicht. Das kann ich nun selbst erfahren. Dabei war ich sonst immer der Meinung, dass ich auch in zwei oder drei Wochen sehr gut runterfahren kann. Das scheint wohl doch nicht so zu sein. Auch wenn man das glaubt. Eine wirkliche Entspannung ist bei mir bis dato noch nicht eingetreten.

San Sebastián

Also hatte ich mich entschlossen, nach 2500 km in einer Woche endlich mal eine Pause einzulegen. Deshalb einen Campingplatz gesucht, wo ich Strom, Dusche und die Gelegenheit zum Wäsche waschen habe. In Zarautz stand ich oben auf der Klippe mit Blick über das Meer. Die ersten Tage war super Wetter, so dass ich mich mit dem Roller nach San Sebastian gewagt habe. Aber eigentlich musste ich dort hin, da ich ein Problem zu lösen hatte. Beim Versuch, eine Halterung an meinen Rückspiegel zu montieren, wurde der gesamte Spiegel so verdreht, dass ich beim Fahren nicht wirklich sehen konnte, was hinter mir geschieht. Zudem hat das mit dem Anbringen sowieso nicht funktioniert. Also geplant, zu einer Motorradwerkstatt meines Herstellers nach San Sebastian zu fahren. Sind ja nur ca.25 km eine Strecke. Aber mit Google.Maps, das kein Ansagen macht, war das eine echte Herausforderung. Über Nationalstraßen, Landstraßen, Autobahnen durch das Straßennetzwerk von San Sebastian habe ich es trotz einer Widrigkeiten geschafft, an meinem geplanten Ort anzukommen. War anstrengend, aber ich war auch stolz, dass ich es bewältigt habe. Schließlich bin ich keine erfahrene Rollerfahrerin mit gerade mal 500 km Praxis. Ich muss hier allerdings feststellen, dass die Spanier einen in keiner Weise auf der Straße bedrängen, auch wenn ich mal ganz langsam um eine Haarnadelkurve schleiche. Das kenne ich aus Deutschland anders. Da fahren die PKWs und LKWs mir fast auf die Hinterräder auf. San Sebastián ist auf alle Fälle eine Reise wert. Ein wunderschöner Ort und eine entspannte Atmosphäre. Hier würde ich gerne wieder herkommen.

Schlechtwetter

Nach den schönen Tagen kündigten sich Sturm und Regen an. Diese Zeit nutzte ich mal wieder, um zu arbeiten. Es war jetzt das erste Mal seit Beginn meines Experimentes, dass ich zwei Tage fast nur im Van saß. Da merkt man schon, dass einem die Bewegung fehlt. Eigentlich wollte ich meinen nächsten Podcast aufnehmen, aber der Geräuschpegel durch den Sturm und Regen im Van war so hoch, dass dies nicht möglich war. Hoffe, es gelingt mir in dieser Woche.

Guggenheim-Museum Bilbao

Die nächste Station war Bilbao. Hier bin ich eigentlich nur wegen des Guggenheim-Museums mit seiner imposanten Architektur hergekommen. Es steht am Ufer des Flusses Nervión. Architekt ist Frank O. Gehry. Aber auch die Ausstellung Moderner Kunst ist absolut sehenswert. Das Museum hat eine Ausstellungsfläche von 11.000 qm. Deshalb ist das ganze auch sehr entspannt. Man drängelt sich nicht um die Kunstwerke, die Räume bieten viel Platz zum Betrachten der Kunstwerke. Neben einer ständigen Ausstellung gibt es dort auch Wanderausstellungen. Besonders beeindruckend fand ich das begehbare Kunstwerk von Richard Serra im Erdgeschoss des Museums. Es sind monumentale Skulpturen aus rostigem Stahl. Man könnte es auch als XXL-Kunstwerk bezeichnen. Die Skulpturen sind begehbar, was den Besuchern hörbar viel Spaß macht, deren Rufe und Töne im gesamten Raum wiedergegeben werden. Ich empfinde es als ein Glück, dass diese Skulpturen gerade jetzt hier ausgestellt werden. Denn sicher gibt es nicht viele Museen auf dieser Welt, in der diese Installation hineinpassen würde. Ansonsten finde ich auch die restliche Ausstellung absolut empfehlenswert. Wer eine Reise nach Bilbao macht, darf an diesem Museum nicht vorbeigehen.

Ansonsten war ich von Bilbao überfordert. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viele Menschen auf der Straße gesehen habe. In New York, ja. Aber hier ist es zusätzlich auch noch sehr laut. Deshalb verschwinde ich auch gleich wieder. Mein Ziel hier war auch nur das Museum.

Learning diese Woche

  • Probleme löst man leichter, wenn man dabei entspannt bleibt

Das wars für diese Woche. Bleib gesund und heiter.