Nein, bitte keine Schreibblockade!
Es geht schon los. Heute fällt es mir echt schwer, etwas zu schreiben. Dabei ist diese Woche so viel passiert. Räumlich bin ich jetzt im hohen Norden, und emotional habe ich mit einer Enttäuschung zu kämpfen. Deshalb geht mir das Schreiben heute auch nicht so leicht von der Hand wie sonst. Zudem hätte ich mir diese Woche ein paar Stichworte notieren sollen, dann würden mir die Sachen auch wieder einfallen. Vielleicht ist es aber auch die Situation an sich. Letzte Woche war ich trotz Leben und Arbeiten im Van immer noch in meiner gewohnten Umgebung mit lieben Menschen. Irgendwie fehlen mir diese schon.
Die Homebase ist eingerichtet
Die Fahrt von Frankfurt hier in den Norden empfand ich schon fast als Weltreise. 10 Stunden auf der Autobahn – allerdings bin ich gemütlich zwischen 80 und 90 Stundenkilometern gefahren. Hier oben habe ich meine Homebase eingerichtet. Irgendwo muss mich ja meine Post erreichen. Aber natürlich werde ich die meiste Zeit unterwegs sein. Eigentlich hätte ich die Homebase gerne mehr im Süden gehabt, aber das war leider nicht machbar. So ist das Ganze für mich ziemlich umständlich, da mein Storage in der Nähe von Frankfurt ist. Ich habe also 3 Stellen, wo ich etwas suchen kann. Im Storage, der Homebase und im Van. Das kann noch lustig werden.
Emotional bin ich schon enttäuscht, dass es anders nicht machbar war. Aber so ist das manchmal im Leben. Enttäuschungen gehören dazu. Das wird mir in diesem Jahr sicher noch öfter passieren.
Coworking Place in der Scrum-Scheune
Die letzten Tage habe ich in der Scrum-Scheune im Rodenwerk verbracht. Christian Böhler und seine Frau Andrea haben hier aus einer alten verfallenen Scheune etwas ganz Besonderes gemacht. Viel Holz, Industrial-Look und eine hervorragende Atmosphäre zum entspannten und schöpferischen Arbeiten. Man kann hier mit seinem Camper auf dem Grundstück stehen oder einen Wohnwagen mieten. Die Location eignet sich hervorragend für Workshops, um kreative Prozesse anzustoßen, abzuschalten oder einfach nur zum chillen. Gerade sitze ich in meinem Van, die Tür ist offen und ich blicke über eine sonnenüberflutete saftige Wiese mit leuchtendgelbem Löwenzahn. Die Vögel zwitschern in den Bäumen und ab und zu höre ich einen Hund bellen oder weit entfernt ein Geräusch.
Ausgewildert?
Diese Woche bekam ich eine Whatsapp von einem Bekannten, den ich in Spanien im Urlaub kennengelernt habe, in der er mich gefragt hat, ob ich schon ausgewildert wäre. Der Begriff hat es mir angetan. Da denke ich an ein Raubtier, das sein halbes Leben im Zoo gefangen war, seine täglichen Runden von rechts nach links und links nach rechts gelaufen ist. So wie sich vielleicht mancher Mensch nach vielen Jahren im Arbeitsleben auch fühlt. Jetzt ist es in der Freiheit und fragt sich, was es damit eigentlich anfangen soll. Nun, es darf jetzt wieder lernen, seinen eigenen Instinkten zu folgen. Jetzt könnte der Einwand kommen, dass das Tier das verlernt hat. Bestimmt. Aber ist es nicht auch eine Chance zum Entlernen, um Platz zu schaffen für Neues? Finde ich schon.
Vorbereitung auf das erste Interview
Christian wird mein erster Interviewpartner sein. Dazu haben wir heute schon mal ein paar Fotos und Aufnahmen gemacht. Das Interview sowie die Bearbeitung folgt dann in den nächsten Wochen. Wann es erscheint, kann ich noch nicht sagen. So etwas ist ja nicht in ein paar Minuten erledigt. Du darfst also gespannt sein.
Learnings diese Woche:
- Eine Enttäuschung zu verarbeiten darf auch etwas länger dauern.
- In einer inspirierenden Umgebung kann sehr viel Kreativität entstehen.
- Dankbar sein für die Menschen, die mich auf meiner Reise begleiten.
Als Biologin liebe ich na klar das Wort „ausgewildert“.
Sehr sehr treffend. Auch für so manch anderes.
Wie schön: Ein Coworking Space in der Scheune!
Sonnige Grüße aus dem Coworking Space mit historischer Futterraufe, an der ein Esel früher gefüttert wurde,
Doris
Liebe Hanne, Ent – täuschung heißt, von einer Täuschung befreit sein, also immer ein positiver Aspekt. Wenn Du in ein paar Jahren auf diese Zeit zurückblickst, wirst Du feststellen, das sie zu den intensivsten in Deinem Leben gehört hat. Die Frage richtig oder falsch stellt sich dann nicht mehr, sondern nur noch die Tatsache: Ich habe gelebt und es war gut. Vielleicht ein kleiner Tipp: Hast Du schon mal an einen Hund gedacht? Ein Begleiter der Dich nie enttäuschen wird und Dir immer treu zur Seite steht. Jetzt kommt ja der Sommer und die gute Zeit fängt jetzt ja erst an. Bin auf Deinen nächsten Blog gespannt. Gute Zeit
Martin
Lieber Martin, schön, dass du das Thema aufgreifst. Du hast natürlich recht, dass es eine (Selbst-) Täuschung ist. Nur ist es so, dass wir alle unsere Bedürfnisse und Wünsche, man könnte es auch Erwartungen nennen, an uns und andere haben. Das Kleinkind hat die Erwartung, dass es Aufmerksamkeit bekommt, wenn es schreit. Vielleicht hat es Hunger oder will einfach nur beachtet werden. Selbst Tiere suchen Aufmerksamkeit. Ich sehe das an den Hunden, die in meinem Bekanntenkreis leben. Sobald man sich unterhält, fangen sie an, Aufmerksamkeit einzufordern. Es geht auch nicht um Bewertung ob richtig oder falsch, gut oder schlecht. Du hast das vielleicht schon selbst erlebt. Du hast an deine Partnerin, dein Kind einen Wunsch, der nicht erfüllt wird. Du verstehst sogar die Gründe, sie sind rational absolut nachvollziehbar. Trotzdem merkst du, dass du nicht so einfach darüber weg kommst, es locker abschütteln kannst. Es beschäftigt dich eine Weile. Will damit sagen, dass dies im Prinzip ganz normal ist und uns gleichzeitig die Chance eröffnet, an dieser Situation zu wachsen, uns zu entwickeln. Und da spielt es keine Rolle, wie alt man ist und wie oft man solche Ent-Täuschungen erlebt hat. Erst gestern hatte ich ein Gespräch mit einem Auszubildenden und dessen Erwartungen/Wünsche an das Verhalten seines Ausbilders. Er ist enttäuscht, dass er ihn z.B. nicht zu Wort kommen lässt oder ihm Dinge unterstellt. Für diesen jungen Menschen ist das verletzend, zumal er noch keine Strategien entwickelt hat, wie er damit umgehen soll. Er darf das auch noch lernen. Wie wir alle. Wir haben nun mal Emotionen. Und das ist auch gut so.
Auch wenn es -wie du schreibst- schwer gefallen ist: du schreibst einfach gut. Es macht Spaß zu lesen. Danke fürs Teilen deiner Gedanken 🙂
Gerne liebe Barbara. Bis bald!
So wie ich dich kenne, meisterst du das alles…. Mal mehr und mal weniger easy aber am Ende wird gelacht. All the best, liebe Hanne 💪🏽
Ganz lieben Dank Marie-Louise.