Endlich habe ich die Zeit und Muse gefunden, mir über meine Reise nach Spanien und Portugal Gedanken zu machen. Zunächst hatte ich in Erwägung gezogen, meine vier Monate größtenteils auf den Kanaren zu verbringen. Nach reiflicher Überlegung und einigem hin- und her mich jedoch dagegen entschieden. Ich fühle mich wohler, wenn ich weiterziehen kann, wenn es mir irgendwo nicht mehr gefällt. Zudem habe ich einige architektonische Sehenswürdigkeiten in Spanien und Portugal auf meinem Plan. Unbedingt möchte ich das Guggenheim-Museum in Bilbao sehen, das vom Architekten Frank O. Gehry designt wurde. Die Bardenas Reales stehen ebenso auf meinem Plan wie Porto.

Trotzdem werde ich zwischendurch digital weiterarbeiten, meine Meetings halten, Coachings durchführen und das eine oder andere Online-Training. Arbeiten und Leben gehören für mich seit Anbeginn meiner Selbständigkeit zusammen. Für mich gibt es da keine Trennung.

Diese Reise ist jedoch auch für mich eine Herausforderung. Alleine, in fremden Ländern, mit einer anderen Sprache … ich bin gespannt, wie das wird. Sich permanent neu orientieren, mit Unwägbarkeiten und Unsicherheiten, aber auch dem Alleine sein umzugehen.

VUKA – die neue Welt

Wenn ich sehe, wie viele Menschen sich eingeengt fühlen, durch den Job, eine Beziehung oder was auch immer, dann fühle ich mich bestätigt, in dem was ich tue. Wir leben heute in einer Welt, die sich radikal verändert. Der Begriff VUKA wird in diesem Zusammenhang häufig genannt. Dieses Modell beschreibt die Veränderungen, in denen wir uns gerade befinden. Das Akronym VUCA/VUKA steht dabei für Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität. Unsere Welt wird instabiler, Veränderungen sind nicht mehr wirklich vorhersehbar. Langfristige Pläne werden von heute auf morgen obsolet. Zudem verlaufen viele Ereignisse völlig unerwartet, sind häufig hoch komplex und zudem verstehen wir die Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung immer weniger. Das bedeutet, dass wir immer häufiger Entscheidungen treffen müssen, ohne genau zu wissen, ob es die richtigen sind. Aber geht das so einfach?

Komfortzone verlassen

Viele suchen – und das gerade in unsicheren Zeiten – eher Sicherheit, Vertrautheit, Routine. Dabei existiert diese Sicherheit überhaupt nicht. Wir wissen nicht, was uns am heutigen Tag, nächste Woche, nächsten Monat oder im Laufe des Jahres erwartet und begegnet. Natürlich ist die Komfortzone bequem. Das ist die Blase, in der wir uns auskennen. Aus dieser Blase herauszutreten und sich Neuem zuzuwenden, bedeutet, sich den eigenen Ängsten zu stellen. Erst wenn wir diese Angstzone durchlaufen, uns damit auseinandersetzen, gelangen wir in die Lernzone, die uns die Chance zum persönlichen Wachstum bietet. Es entsteht ein Gap der Unsicherheit. Es ist nicht wie in einem Laden. Wir sehen im Schaufenster etwas, das wir gerne haben möchten, gehen hinein und kaufen es. So funktionieren Veränderungen eben nicht. Sie sind manchmal sehr mühsam, tun weh und machen uns Angst. Verändern heißt eben verändern und nicht das gleiche tun, was wir schon immer tun. Wir haben dabei die Chance uns selbst zu überwinden, uns unseren Einstellungen, Glaubenssätzen und Werten zu stellen und uns ehrlich unsere Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu machen.

Metapher als Leitbild

Sich aus der Sicherheitszone herauszubewegen bedeutet, nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Wir begeben uns in unbekanntes Gewässer. Ich persönlich liebe Geschichten und Metaphern. Als ich mich vor über 30 Jahren selbstständig gemacht habe überlegte ich mir eine Metapher. Ich habe mir vorgestellt: „Ich bin in einem unbekannten Gewässer unterwegs, das Wasser ist kalt und es werden mir Eisberge begegnen. Aber ich weiß, ich kann gut schwimmen!“ Also sich bewusst machen, welche Fähigkeiten, welche Ressourcen hat man bereits, die man nutzen kann und welche braucht man noch, um diesen Gap zu überwinden und in die Lernphase zu kommen. Entscheidend ist, dass man sich auf das fokussiert, was in dem Moment machbar ist. Kleine Schritte zu gehen, zu reflektieren und wenn man hinfällt, wieder aufzustehen und weiterzugehen. Und vor allem auch die Gelegenheiten nutzen, die sich auf dem Weg zeigen.

Freiheit oder Zwang

Für mich persönlich bedeutet das Verharren in der Komfortzone gleichzeitig Stillstand. Das muss für andere nicht zutreffen. Ich habe viel gearbeitet, einen Sohn großgezogen und jetzt suche ich wieder ein Abenteuer, so wie dies mittlerweile immer mehr tun. Die Freiheit zu erleben, aus Zwängen auszubrechen. Wobei ich mit Freiheit nicht meine, dass man alles tun uns lassen kann. Ich sehe dies eher verteilt auf der Gaußschen Kurve. Es gibt Menschen, die sich in ihrem Beruf, ihren Beziehungen, ihren Glaubenssätzen und Einstellungen eingezwängt fühlen und andere, die die ganz große Freiheit leben. Es ist immer eine Balance. Die einen stehen sehr lange in der Zwangssituation, manche fühlen sich in der Mitte in einem komfortablen Zustand (Komfortzone) und wenige wagen sich auf die Seite der Freiheit.

Wenn man dies auf der Gaußschen Kurve einzeichnen würde, befänden sich die meisten Menschen in der Mitte. Wenn ich diese Kurve im Coaching oder in meinen Seminaren aufzeige und die Teilnehmenden sich darauf einordnen lassen, gibt es den einen oder die andere, die links oder rechts ausscheren. Die sich entweder frei in ihren Entscheidungen fühlen und mit dem, was sie tun, wirklich glücklich sind, und die andern, die schon sich schon seit Jahren darüber Gedanken machen, was sie in ihrem Leben ändern könnten, weil sie unzufrieden sind. Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht? Bist du so mit deinem Leben zufrieden oder haderst du mit dir selbst? Fragst dich, was du ändern solltest? Ein Tipp: Warte nicht auf den richtigen Zeitpunkt. Der ist immer JETZT!

  • Wo befindest du dich gerade auf dieser Kurve?
  • Warum fühlst du dich dort wohl? Ist das ok für dich?
  • Gibt es etwas, dass du schon lange ändern möchtest?
  • Was hindert dich daran, das zu tun?
  • Was könntest du für dich gewinnen, wenn du deine Komfortzone verlässt?
  • Was erwartet dich, wenn du da stehen bleibst, wo du gerade bist?

Oder wieder mal mit Worten von Henry Ford „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“

Ich warte mal bis zur Rente

Ein ehemaliger Kollege hat mir mal erzählt, dass er gerne, wenn er einmal die Zeit dafür findet, mit einem Segelboot den Atlantik überqueren wollte. Dies war ein langgehegtes Ziel von ihm. Leider konnte er es nicht mehr erleben. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit mit 50 Jahren. Damals war gerade mein Sohn geboren worden. Noch heute denke ich an ihn. Er war so sehr verhaftet in absolut nachvollziehbaren Zwängen, dass er das, war ihm wirklich wichtig war, hinausgeschoben hat. Er war mein Lehrmeister, dies nicht zu tun.

Unbekanntes Terrain

Ich habe keine Ahnung, was mich in den nächsten Monaten erwartet. Das lasse ich größtenteils auf mich zukommen. Ich bleibe neugierig, aufgeschlossen und stelle mich den Herausforderungen, die mir begegnen. Diese Reise ist für mich kein Urlaub, sondern eine Reise mit und zu mir. Egal in welchem Alter man ist, man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen oder neue Erfahrungen zu sammeln.

Learning diese Woche:

  • Ängste sind dafür da, sie zu überwinden
  • Wenn dir etwas wichtig ist, dann fang damit an, es zu verwirklichen

Bis nächste Woche. Bleib gesund und heiter.