Am Sonntag bin ich zu meiner 4monatigen Reise aufgebrochen. Die Wochen davor waren noch ziemlich stressig, da ich viele Seminare und Workshops hatte und das verteilt auf ganz Deutschland. So habe ich jetzt eine Woche gebraucht, um einigermaßen runterzufahren. Dabei eine Strecke von fast 2000 km hinter mich gebracht. Irgendwie fühlte es sich an, wie im sonstigen Alltag. Von Termin zu Termin. Hier – von Ort zu Ort und Stellplatz zu Stellplatz. Auf der Reise quer durch Frankreich ist mir aufgefallen, wie wunderschön dieses Land ist. Das konnte ich erleben, da ich keine Autobahnen genutzt habe. Aufgefallen ist mir aber hier auch die Landflucht. Viele Häuser sind verfallen – wobei, das ist nicht der richtige Ausdruck. Es ist wohl eher so, dass im Gegensatz zu uns Deutschen die Franzosen und auch Spanier nicht so extrem viel Wert auf ihre Häuser legen. Trotzdem, dass sie teils verfallen waren, hatten sie ihren Charme, den ich so bei uns noch nicht gesehen habe.
Interessantes erleben
Auf meiner Route durch Frankreich habe ich einen Schlenker Zur größten Wanderdüne Europas in der Nähe von Arcachon gemacht. Das war schon spektakulär. Ungefähr 2,7 Kilometer ist die Düne lang und ca. hundert 110 Meter hoch. Sie wandert zwischen 50 Zentimetern und 5 Metern im Jahr. Diesen Sommer ist dort ein sehr großes Waldstück abgebrannt einschließlich des Campingplatzes bei der Düne .Genauso interessant fand ich den Bahnhof in Canfranc, der im Jugendstil erbaut wurde. Frankreich und Spanien hatten unterschiedlich breite Gleise und so mussten die Fahrgäste in diesem Bahnhof vom französischen Zug in den spanischen Zug umsteigen und deswegen ist der Bahnhof auch wirklich irre lang. Leider wird er gerade renoviert und so konnte ich ihn innen leider nicht besichtigen.
Von dort ging es weiter nach Saragossa. Hier bin ich mit der Bahn in die Stadt rein gefahren und habe die Stadt zu Fuß erobert. Besonders interessant fand ich die Markthalle mit ihren frischen Angeboten an Fisch und Fleisch. Nichts für Vegetarier und Veganer. Die Kirchen in Spanien sind ja alle sehr opulent ausgestattet. Mich erschlägt das fast. Deshalb gefällt mir die Familia Sagrada in Barcelona so gut. Sie ist hell, hoch und ganz besonders. Diese hatte ich mir allersdings bei einer anderen Reise schon mal angeschaut.
Neue Lebens- und Arbeitsmodelle finden
Unterwegs habe ich übrigens ein ganz nettes Pärchen mit ihrem 11 Monate alten Sohn kennengelernt. Die drei leben auch schon eine ganze Weile in ihrem Van und sind am überlegen, welches Lebens- und Arbeitsmodell sie künftig leben wollen. Marko arbeitet im IT Bereich und Daniella war vorher in stressigen und herausfordernden Jobs in mehreren Unternehmen. Sie hat immer sehr viel gearbeitet und sich dann entschieden, sich dem Baby zu widmen, sobald es auf die Welt kommt. Mit ihrem selbst ausgebauten Van sind sie jetzt auf der gleichen Route wie ich unterwegs. Bin mal gespannt wo ich sie wieder treffe, denn ich würde gern ein Interview mit den beiden führen. In den Bardenas Reales habe ich eine junge Polizistin getroffen, die ebenfalls nach einer anderen Lebensversion sucht.
Wunderbare Orte
Ein lohnenswerter Ort ist die Stadt Tarazena. Insbesondere die Geschichte ist interessant. Dort haben viele Kulturen und Religionen nebeneinander gelebt und das Stadtbild beeinflusst. Die Christen, Juden und Moslems. Alle haben sie an verschiedenen Stellen in der Stadt ihre Handschrift hinterlassen. Rita, die einige Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hat, gab mir eine schnelle Führung durch den Ort. Sie hatte nur wenig Zeit, da sie zu einer Yogaausbildung fahren musste. Ich fand es ganz wunderbar, dass sie sich doch ein wenig Zeit genommen hat und mich auf Dinge aufmerksam gemacht hat, die ich überhaupt nicht wahrgenommen habe.
Wo bleibt die Ruhe?
Trotz vieler Eindrücke, Städte und Stellplätze bin ich noch nicht wirklich zur Ruhe gekommen. Jetzt stehe ich in einem kleinen Bergdorf auf einem Plateau mit Blick bis in die Pyrenäen und habe das erste Mal das Gefühl, runterzufahren. Zum Sonnenaufgang bin ich noch schnell durch die Bardenas Reales gebrettert, um mir diese Halbwüste anzuschauen. Ich empfehle jedem, ganz früh loszufahren. Sonst wird das fast ein Verkehr wie auf einer Autobahn. Alles ist Schotterstrecke auf der Wohnmobile, Autos, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger unterwegs sind. Ich war froh, nach vier Stunden wieder Asphalt unter den Reifen zu haben und dass das Klappern im Van endlich Ruhe gefunden hat und ich auch.
Nun genieße ich zum ersten Mal den Abend und hoffe auf einen schönen Sternenhimmel. Hier gibt es kein Licht und keine Luftverschmutzung. Jetzt muss nur noch das Wetter mithalten.
Learnings diese Woche
- Es ist gar nicht so leicht, richtig abzuschalten – man muss sich dafür Zeit lassen und darf es nicht erzwingen.
- Man trifft überall auf liebenswerte Menschen, wenn man selbst aufgeschlossen ist.
Bis nächste Woche. Bleib gesund und heiter.