17. April 2022, Tag 1 meines Experimentes
Wegwerfen und verschenken
Die letzten drei Tage haben wir meine Möbel und alles, was ich nicht weggeworfen oder verschenkt habe, eingelagert. Einige Sachen sind noch in der Wohnung, die teilweise in den Van müssen, teilweise noch zum Storage. Dank meines Sohnes und seiner Freundin und dem Transporter eines lieben Freundes hat der Auszug ganz gut geklappt.
So, dies war nun die erste Nacht meines „freien“ Lebens. Irgendwie doch komisch, jetzt wo es Wirklichkeit wird. Mir sind so viele Gedanken durch den Kopf gegangen, dass ich nicht besonders gut geschlafen habe. Am meisten beschäftigt mich alles rund um das Auto. Um die Basis des Autos mache ich mir weniger Gedanken, da der Wagen erst 2 Jahre als ist. Aber alles, was ich zum da drin leben brauche ist natürlich außerordentlich wichtig. Werde ich immer genug Strom und Gas haben? Funktionieren die Internetverbindungen, wenn ich mit meinen Kunden in Gespräche gehe? Was ist wirklich notwendig, was nicht.
Passt das Gewicht?
Da mein Van auf 3500 kg begrenzt ist, muss ich mit wenig auskommen. Ich will auch nicht unbedingt auflasten, da ich dann in die LKW Kategorie komme. Und da gibt es doch einige Nachteile. Es ist ja auch noch der Roller hinten drauf, der mit dem Lastenträger schon auf fast 200 kg kommt. Den Rest dieser Woche lade ich alles ein und fahre dann mal auf die Waage. Beim nochmaligen Durchlesen dieses Abschnittes fällt mir auf, wie geplant ich alles drangehe. Jahrelanges Denken und Organisieren sitzt schon ganz gut. Sehr lustig, denn das wird sich sicher ändern in Richtung mehr Spontanität.
Seltsame Gefühle
Aber nun zu meinen Gefühlen. Tja, wie fühle ich mich heute morgen nach der ersten Nacht? Irgendwie doch sehr seltsam. Ich kann mir noch gar nicht so wirklich vorstellen, was in den nächsten 365 Tagen auf mich zukommen wird. Welche Hürden und Hindernisse werde überwinden müssen? Auf welche Menschen und Geschichten werde ich treffen? Wie läuft das alles mit meinem Job von unterwegs? Welche Inspirationen werde ich erhalten? Wie wird diese Reise mein künftiges Leben, Denken und Handeln beeinflussen? Alles ist möglich und offen.
Immer wieder neue Lebenserfahrungen
Ich habe schon so viel in meinem Leben erlebt und gemeistert. Freiheit und Unabhängigkeit waren schon immer wichtige Werte für mich. Als Alleinerziehende Mutter in der Selbstständigkeit habe ich ganz bewusst diese Unabhängigkeit nach hinten auf meine Liste der Werte verschoben. Und jetzt ist die Zeit gekommen, diese Unabhängigkeit wieder zu leben. Allerdings auf eine ganz andere Art und Weise als ich dies vor 25 Jahren tat. Corona hat dazu übrigens noch sein Weiteres getan. Die Aufträge sind eingebrochen und meine Kunden haben sehr lange gebraucht, um auf online umzustellen. Durch die aktuelle weltpolitische Situation sind immer noch viele Firmen eher zurückhaltend, so dass ich jetzt für mich dieses Experiment starte. Ich werde nur noch eine kleine Homebase bei Freunden in der Nähe von Hamburg haben. Aber ansonsten bin ich frei und lasse die Dinge auf mich zukommen und mich überraschen lassen.
Wie geht es weiter?
Ich kann noch nicht sagen, in welchem Rhythmus ich auf diesem Blog berichten werde. Täglich sicherlich nicht, aber wahrscheinlich werde ich eine wöchentliche Reflektion vornehmen. Die erste Woche bin ich auf jeden Fall noch mit meinen obigen Fragen und der restlichen Wohnungsauflösung und -übergabe beschäftigt. Ich lasse mir jetzt noch zwei Wochen Zeit, dass sich alles einspielen kann.
Stresstest bestanden
Grundsätzlich fühle ich mich hier im Van sehr wohl. Allerdings gab es gestern Abend ein wenig Stress, als ich die Alarmanlage einschalten wollte. Da blinkte der Wagen wie verrückt und ich wusste nicht, wie ich das aus der Welt schaffen soll. Habe erst mal alle Türen auf und wieder zugemacht (da haben sich die Nachbarn bestimmt ziemlich geärgert und ich werde mich später noch dafür entschuldigen) – hat aber alles nichts gebracht. Dann war die Lösung doch recht easy. Einfach auf den Taster der Warnblinkanlage drücken (die allerdings nicht geleuchtet hatte). Da erschien dann im Display „Folgen beenden“. Keine Ahnung, was ich da ausgelöst hatte. Ich werde auf Spurensuche gehen.