Bruno kommt in die LKW-Klasse

Anfang dieser Woche habe ich meinen Van auflasten lassen auf 4,25t. Hat natürlich einige Nachteile, aber dadurch, dass ich einiges für mein Büro dabei habe, komme ich mit meinem Gewicht über die 3,5t. Damit könnte ich in vielen Ländern nicht mehr fahren, ohne Gefahr zu laufen, ganz viel Geld für Überlastung und im schlimmsten Fall die Stilllegung des Fahrzeugs zu riskieren. Zudem gäbe es dann bei einem Unfall ein Problem mit der Versicherung. So habe ich ein gutes Gefühl und muss nicht immer Angst haben, mit zu viel Gewicht unterwegs zu sein. Und mehr als 100 h/km fahre ich sowieso eher selten. Ich bin ja nicht auf der Flucht. Allerdings zählt Bruno jetzt als LKW. Eine seltsame und nicht ganz nachvollziehbare Regelung. Mit einem LKW habe ich nun wirklich nichts gemein.

Ausgestiegen und Fotoshooting

Diese Woche bin ich tatsächlich ausgestiegen. Also nicht aus meinem Experiment. Nein, die Hitze hat mich echt platt gemacht. Früher hat man immer über die Südländer geschmunzelt, bei denen der halbe Tag aus „Siesta“ zu bestehen schien. Leute, das kann ich jetzt echt total nachvollziehen. Man kann sich ab einer gewissen Temperatur einfach nicht mehr konzentrieren. Das Hirn fühlt sich an wie Matsch. Es kommt kaum ein klarer Gedanken hervor. Und man ist nur am Schwitzen. Ganz automatisch vermeidet man jegliche Bewegung und Aktivität. Nur noch Abkühlung im Schwimmbad oder See und Schatten sind da angesagt. Denn in meinem Auto komme ich je nachdem, wo ich stehe, schon mal auf 48 Grad.

Wer da in einen gut klimatisierten Raum sitzt, der hat es gut. Im Vanlife muss man da improvisieren. Ich habe dann doch schlussendlich aufgegeben und mich mit der Suche nach schattigen Stellplätzen befasst. Was übrigens auch nicht ganz einfach war.

 Trotz unerträglicher Hitze haben meine Camperfreundin Katinka und ich die Zeit genutzt und ein Fotoshooting bei 37 Grad in kürzester Zeit absolviert. Sie meinte danach – „das war das schnellste Fotoshooting aller Zeiten“.  Eigentlich wollten wir noch zu einer anderen Location für meine Businessfotos. Den Plan haben wir wegen der hohen Temperaturen und unseres schattigen Stellplatzes jedoch sehr schnell in die Tonne gesteckt. Stattdessen setzten wir uns in die Klostergaststätte und genossen Frankfurter Grüne Soße und einen Aperól Spritz.

Zeiteinteilung

Trotz der Hitze sitze ich in den noch etwas kühleren Morgenstunden regelmäßig an meiner Arbeit. Dafür fange ich dann eben schon um fünf Uhr an. Bis elf Uhr kann man das ganz gut aushalten. Zwischendurch meine üblichen Meetings, Coachings und Kundentelefonate. Das ist bei manchem Nachteil der Vorteil der Selbständigkeit. Ich kann meine Arbeitszeiten teilweise selbst bestimmen. Natürlich nicht die Kundentermine, die schon vereinbart sind oder meine Seminartermine. Aber alle to do’s wie die Bearbeitung meiner Podcast-Aufnahmen, Buchhaltung, Seminarvorbereitung, Angebote für Kunden erstellen etc. kann ich frei einteilen. Gerade jetzt ist das für mich sehr willkommen.

Unterwegs

Diese Woche habe ich es mal wieder genossen, bei Bekannten vorbeizufahren, die ich schon länger nicht mehr getroffen habe. Dort ergeben sich immer wieder ganz interessante Gespräche. Was mir auffällt: Ich scheine mit meinem Experiment bei den Menschen Trigger auszulösen, über das eigenes Leben nachzudenken. Bin ich da richtig, wo ich gerade stehe? Will ich das weiter so? Was will ich eigentlich? Spannend! Jedenfalls entwickeln sich die Gespräche meist in diese Richtung.

Camperinnentreffen

Freitag bin ich dann zu einem Treffen mit weiteren 22 Campermädels aus einer meiner Facebook-Gruppen zur Umbachtalsperre gefahren. Wieder sehr interessant, welche Lebensgeschichten diese Frauen zu erzählen haben. Ganz unterschiedliche Typen. Ulli ist mit ihrem Wohnmobil ein halbes Jahr alleine durch Kanada gestreift, andere testen sich mit ihrem Wohnmobil erstmal hier in Deutschland aus. Ein bunt gemischter liebenswerter Haufen. Tolle und lustige Frauen. Am zweiten Abend saßen wir an einer langen Tafel zum Essen und zu Gesprächen zusammen. Jede hat ihren Teil dazu beigesteuert. Irgendwann habe ich mich dann zurückgezogen, während die Gruppe weitergemacht und zwischendurch auch noch Lieder gesunden hat. Interessant, wie schnell man doch mit zuvor meist unbekannten Frauen in einen persönlichen Kontakt kommen kann und eine Gemeinschaft entsteht. Da wir ja alle das gleiche Thema haben, nämlich mit dem Camper unterwegs zu sein, gibt es immer Gesprächsthemen. Besonders schön finde ich auch die Roomtours. Wie die einzelnen Autos ausgebaut sind, welche Ideen manche selbst für einen kleinen Wagen entwickeln können. Hier wird echt viel Kreativität freigesetzt.

Auf diesem Campingplatz – zumindest in unserer Ecke – gab es weder Internet noch Telefonverbindung.  Ich war also zwei Tage komplett offline. Und dann war ich auch noch zwei Tage hier verhaftet. Damit musste ich mich erst mal innerlich arrangieren. Gestern bei der Wanderung zur Burg Greifenstein hatten wir dann kurz mal Verbindung zur Außenwelt. Juhu. Da stürzten sich alle auf ihr Smartphone um ihre Nachrichten und Bilder loszuwerden. Deshalb konnte ich meinen Beitrag auch erst am Nachmittag freischalten. Als ich dann endlich wieder mit der Welt verbunden bin. Was war ich froh.

Ich schreibe ja hier von meiner Reise, meinem Experiment. Wie du schon bemerkt hast, nenne ich kaum Orte. Ich vermute fast, dass mir das noch zum Verhängnis wird. Wenn mich jemand fragt, wo warst du denn in letzten Zeit, da muss ich echt lange nachdenken, da ich ja meinen Ort ständig wechsle. Aber gut dass es Google gibt. Da brauche ich nur nachzusehen, da ich fast überall Fotos mache und Google Ort und Zeit markiert. Trotzdem bin ich am Überlegen, ob ich nicht zusätzlich noch Tagebuch führen sollte. Mal sehen.

Soeben unter der Dusche sind mir noch ein paar Gedanken gekommen. Es gibt Menschen, die halten an ihren Problemen, an ihrer Situation – manchmal sogar jahrelang – fest und andere, die die Situation oder das Problem annehmen und eine Lösung suchen. Man nennt das auch problemorientiertes oder lösungsorientiertes Denken und Verhalten. Wie ist das bei dir?

Learnings diese Woche

  • Wenn alle das gleiche Interesse oder Thema haben, ergibt sich schnell eine Gemeinschaft, ein Team
  • Sich den äußeren Umständen anpassen und auch mal von der Planung abrücken macht Sinn

Bis nächste Woche. Bleib gesund und heiter!